Banken Commerzbank sagt Aufsichtsratssitzung zu Sparplänen ab

Arbeitnehmervertreter bemängeln, dass ihnen wichtige Unterlagen nicht vorgelegt wurden. Zugleich befürchten sie eine Allianz zweier Großaktionäre.

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Der Vorstand des Geldhauses denkt Finanzkreisen zufolge darüber nach, jede vierte Stelle zu streichen. Auch 400 von 1000 Filialen könnten dichtgemacht werden. Quelle: dpa

Die für diesen Mittwoch (1. Juli) geplante Sitzung des Commerzbank-Aufsichtsrates zu neuen Sparplänen ist nach Informationen des Handelsblatts und der Deutschen Presse-Agentur abgesagt. Aus Kreisen des Kontrollgremiums wurde am Dienstag ein entsprechender Bericht der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ bestätigt. Einen neuen Termin gibt es demnach noch nicht.

Den Informationen zufolge beanstandeten die Arbeitnehmervertreter in dem Kontrollgremium, dass das Management dem Aufsichtsrat wichtige Unterlagen nicht vorgelegt habe. Zugleich habe man mitbekommen, dass der US-Finanzinvestor Cerberus und der Bund als Großaktionäre in die Überarbeitung der Strategie eingebunden worden seien, hieß es. Daher sei die Verlegung der Sitzung beantragt worden.

Der Bund ist seit der Finanzkrise 2008/2009 mit 15,6 Prozent größter Einzelaktionär des Frankfurter Instituts. Cerberus, der gut fünf Prozent der Aktien hält, hatte dem Commerzbank-Management in zwei Briefen Versagen und eine verfehlte Strategie vorgeworfen.

Konzernchef Martin Zielke und Finanzvorständin Bettina Orlopp hatten nach einem Gewinneinbruch 2019 in diesem Februar angekündigt, dass der Sparkurs noch einmal forciert werden soll. Die Gewerkschaft Verdi fürchtet einen weiteren massiven Personal- und Filialabbau bei dem teilverstaatlichten Frankfurter Institut.

In unbestätigten Medienberichten ist die Rede davon, dass die Bank bis zu 7000 Stellen abbauen könnte und etwa 400 Filialen schließen will – wobei bislang unklar ist, ob die im Herbst verkündeten Abbauzahlen darin eingerechnet sind. Ende des ersten Quartals hatte die Bank auf Vollzeitbasis etwa 39.800 Mitarbeiter, im laufenden Jahr soll die Zahl nach letzten Angaben auf knapp 39.000 sinken.

Orlopp hatte wiederholt erklärt, die neuen Sparpläne spätestens im August mit den Zahlen zum zweiten Quartal vorzustellen. Ein Grund dafür ist auch die Corona-Pandemie. Bei der Commerzbank drohen deswegen mehr Kreditausfälle. Auch zählt das Frankfurter Geldhaus zu den Gläubigern des zusammengebrochenen Zahlungsabwicklers Wirecard.

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