Bankenbranche Deutsche Banken verhandeln ab heute über Homeoffice-Ansprüche

Verhärtete Fronten: Verdi fordert ein Recht auf Homeoffice im Tarifvertrag zu verankern. Der AGV Banken ist gegen diesen Anspruch und betont die „Freiwilligkeit“ der Regelung.

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Die meisten Banken sind nicht generell gegen Homeoffice. Jedoch wollen die Arbeitgeber das über individuelle Vereinbarungen für jedes Institut einzeln regeln. Quelle: dpa

Wenn heute die Tarifverhandlungen für die Bankenbranche in Deutschland beginnen, geht es nicht nur um höhere Gehälter. Dieses Mal wird auch darüber entschieden, ob die Beschäftigten künftig einen Anspruch auf Arbeit von daheim haben. Vor dem Start der Gespräche sind die Fronten in dieser Frage verhärtet.

„Das Recht auf Homeoffice muss in den Tarifverträgen vereinbart werden“, sagte Jan Duscheck im Interview mit Bloomberg. Er führt die Verhandlungen für die Gewerkschaft Verdi und sitzt auch im Aufsichtsrat der Deutsche Bank. Duscheck verweist auf Mitgliederbefragungen, denen zufolge viele Mitarbeiter an zwei bis drei Tagen die Woche von daheim arbeiten wollen.

Der AGV Banken, in dem sich die privaten Arbeitgeber zusammengeschlossen haben, ist gegen einen Anspruch auf Homeoffice. „Wir müssen die Wünsche der Beschäftigten und die betrieblichen Notwendigkeiten in Einklang bringen“, sagte AGV-Geschäftsführer Carsten Rogge-Strang. „Das kann grundsätzlich nur auf Basis beiderseitiger Freiwilligkeit funktionieren.“

Verdi will durchsetzen, dass Beschäftigte künftig einen Anspruch darauf haben, bis zu 60 Prozent mobil zu arbeiten. In diesem Fall sollen sie eine Entschädigung von 1.500 Euro für Büroausstattung bekommen. Daneben fordert Verdi eine 4,5%-Gehaltserhöhung bei einer Laufzeit von 12 Monaten.

Die Arbeitgeber verweisen darauf, dass Homeoffice in einigen Bereichen gar nicht möglich sei. „Viele Tätigkeiten können aus verschiedenen Gründen nicht von zu Hause aus erledigt werden, etwa im Handelsgeschäft“, sagte Rogge-Strang. „Zudem ist die Praxis in unseren Mitgliedsunternehmen so heterogen, dass branchenweite Regelungen viele Unternehmen überfordern würden“.

Homeoffice-Budgets umstritten

Die meisten Banken sind nicht gegen die generelle Möglichkeit zur Arbeit im Homeoffice. Viele haben flexibleres Arbeiten, das während der Coronakrise stark an Bedeutung gewonnen hatte, auch nach der Pandemie angekündigt. Jedoch wollen die Arbeitgeber das über individuelle Vereinbarungen für jede Bank einzeln regeln. Duscheck sieht das kritisch: „Betriebsräte haben weniger Durchsetzungsmöglichkeiten. Sie sind fast immer auf ein Entgegenkommen der Arbeitgeber angewiesen.“ Eine Festschreibung im Tarifvertrag sei stabiler.

Die Forderung nach einer Kostenpauschale für das Homeoffice begründet Duscheck damit, dass viele Arbeitnehmer in der Pandemie de-facto in Vorleistung für Heimarbeit gegangen seien - beispielsweise durch den Kauf eines Schreibtisches. Unabhängig davon sieht er die Verantwortung für die IT-Ausstattung der Mitarbeiter im Homeoffice weiter bei den Arbeitgebern. „Das hat nichts mit den 1.500 Euro zu tun“, sagte er.

Die Arbeitgeber halten pauschale Budgets für die Arbeit im Homeoffice für den falschen Ansatz. Rogge-Strang: „Wir müssen sehr genau und differenziert hinsehen, welche Ausstattung nötig ist.“ Sinnvoller ist es laut des AGV Banken, wenn die Beschäftigten erhöhten Aufwand im Homeoffice steuerlich geltend machen könnten und der Gesetzgeber dafür die entsprechenden Voraussetzungen schaffen würde.

Bei den privaten Versicherern in Deutschland gibt es bereits einen Tarifvertrag zum mobilen Arbeiten. Dort wurde der Grundsatz der doppelten Freiwilligkeit für die Heimarbeit festgelegt. Das heißt, weder Arbeitnehmer noch Arbeitgeber können einseitig zu Homeoffice gezwungen werden.

Heute ist zunächst der Auftakt für die Tarifverhandlungen für die öffentlichen Banken mit ihren rund 60.000 Beschäftigten. Am 1. Juli folgen die separate Verhandlungen für den privaten Bankenbereich mit rund 140.000 Mitarbeitern.

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