Beige Book Fed sieht in den steigenden Corona-Fallzahlen Gefahr für Konjunkturerholung

Manche US-Regionen verzeichneten kaum Wachstum. Fed-Chef Powell fordert deshalb neue Corona-Hilfen. Im Kongress erscheint jetzt ein Kompromiss möglich.

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Der Fed-Chef sieht akuten Handlungsbedarf des Staates. Quelle: Reuters

Angesichts steigender Corona-Fallzahlen hat sich die Konjunktur-Erholung in den USA zuletzt verlangsamt. Manche Regionen verzeichneten kaum oder gar kein Wachstum, wie aus dem am Mittwoch veröffentlichten Konjunkturbericht „Beige Book“ der Zentralbank hervorgeht.

Im Notenbank-Distrikt Philadelphia und in weiten Teilen des Mittleren Westens habe sich mit dem Anstieg des Infektionsgeschehens bereits Anfang November eine Verlangsamung der Wirtschaftsaktivität abgezeichnet. Vier Notenbank-Distrikte meldeten wenig oder kaum Wachstum. Fünf berichteten, die Wirtschaft bleibe zumindest in einigen Sektoren hinter dem Vorkriseniveau zurück.

Das „Beige Book“ wurde unter Federführung der Notenbank in Philadelphia erstellt und basiert auf Informationen, die am oder vor dem 20. November zusammengetragen wurden.

Der Anstieg der Corona-Fallzahlen in den USA und im Ausland ist laut Fed-Chef Jerome Powell besorgniserregend. Erst Mitte des nächsten Jahres sei mit Blick auf die Konjunkturentwicklung mit „Licht am Ende des Tunnels“ zu rechnen, sagte er vor einem Kongressausschuss.

Powell sieht deshalb akuten Handlungsbedarf des Staates. Es sei die schwerste Rezession seit langer Zeit, und Programme zur Arbeitslosenversicherung liefen zum Jahresende aus, mahnte er am Mittwoch vor einem Kongressausschuss. „Ich denke, das ist ein Feld, das man sich anschauen sollte.“

Powell warnt vor Firmenpleiten

Insbesondere die unteren Einkommensschichten seien in dieser Lage anfällig. Wegen der Corona-Pandemie gingen mehr als 22 Millionen Jobs verloren, von denen bislang nur etwa zwölf Millionen zurückgewonnen wurden.

Powell betonte, auch kleinere Unternehmen stünden in der Coronakrise unter Druck. Viele von ihnen müssten wohl kämpfen, um den Winter zu überstehen. Er halte es für gut, wenn sich der Kongress zur Hilfe durchringen könne. Welche Gelder dafür verwendet würden, müsse das Parlament entscheiden.

Im Kongress sind wieder Initiativen für ein neues milliardenschweres Corona-Hilfspaket aufgekommen. Am Dienstag stellte eine Gruppe von Demokraten und Republikanern aus beiden Kongresskammern ein Paket im Volumen von 908 Milliarden Dollar vor.

Zwei Kompromissvorschläge für Corona-Hilfen

Später zirkulierte ein getrennter Entwurf von Republikanern im Senat, dem Mehrheitsführer Mitch McConnell zufolge auch Präsident Donald Trump zustimmen würde. Dabei sollen noch nicht eingesetzte Mittel von etwa 570 Milliarden Dollar verwendet werden. Die Demokraten zeigten sich am Mittwoch in ersten Reaktionen kritisch. Die Verhandlungen über weitere Hilfen waren vor der Wahl am 3. November abgebrochen worden.

Für neue Spannungen zwischen den politischen Lagern hatte jüngst die Entscheidung von Finanzminister Steven Mnuchin gesorgt, mehreren groß angelegten Fed-Programmen im Umfang von insgesamt 455 Milliarden Dollar die Unterstützung zu entziehen.

Powell betonte vor dem Dienstleistungsausschuss des Repräsentantenhauses, er akzeptiere in der Debatte um die zum Jahresende vorerst auslaufenden Notprogramme die Anordnung Mnuchins. Dessen Lesart des Gesetzes sei in dieser Sache maßgeblich. Die demokratische Ausschussvorsitzende Maxine Waters hatte Mnuchin vorgeworfen, der Minister handele „fahrlässig und töricht“. Mnuchin erwiderte, er sehe sein Verhalten im Einklang mit dem Gesetz.

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