Auto: Nissans neue Luxus-Marke Infiniti

Das Design ist gewöhnungsbedürftig, die Autos sind groß und teuer, und man kann sie nur bei fünf Händlern in Deutschland kaufen. Nissans Luxusmarke Infiniti will zwar in Europa angreifen und statt bis lang 1.000 Autos pro Jahr 2017 schon 20.000 Fahrzeuge absetzen. Doch gegen die bekannte deutsche Premium-Konkurrrenz dürfte das schwer werden. Ein Blick auf die Geschichte und die Modelle.

Quelle: Handelsblatt Online; Alle Fotos: PR;

Nissan macht es wie Toyota, und GM nur (noch?) nicht ganz so erfolgreich. Was dem einen japanischen Konzern seine Luxusmarke Lexus ist, das bedeutet für den anderen, amerikanischen Autobauer die Marke Cadillac: Den Abschluss des Auto-Luxussegments nach oben hin. Infiniti, die Luxusmarke von Nissan, ist in Deutschland allerdings nur wenigen bekannt. Selten wie ein Diamant im heimischen Bach sind die Modelle, und in diesem Jahr sollen nur rund 1.000 Fahrzeuge dazukommen.

Positiv ausgedrückt: Wer das Besondere sucht, hat also mit einem Infiniti noch auf geraume Zeit einen Solitär in der Hand, im technologisch fortschrittlichsten Fall, dem Infiniti M35h GT für knapp 56.000 Euro sogar einen Hybriden.

Angesichts von nur 1.000 Modellen, die in 2011 in Deutschland abgesetzt werden sollen, wird es manchen verwundern, aber die Marke Infiniti wird bereits seit 1989 in Nordamerika angeboten, und danach Zug um Zug in Mexiko, dem Mittleren Osten, Südkorea, Taiwan, Russland, und China verkauft, allesamt Märkte mit besonders kaufkräftiger Kundschaft im Luxus-Auto-Segment.

Erst seit dem Jahr 2008 wagt Infiniti auch den Marktauftritt in Europa, zunächst mit dem FX50. Das SUV stellte optisch und technisch eine direkte Konkurrenz zu Mercedes M-Klasse, BMW X5, Lexus RX, Audi Q7, Porsche Cayenne und Range Rover Sport dar, zu einem Zeitpunkt als diese Geländewagen für die Stadt, die zu 90 Prozent kein Offroad-Gelände sehen werden, starke Zuwachszahlen im Vergleich zu anderen Autosegmenten verbuchte.

Mit der zweiten Generation des Infiniti G, ausgestattet mit einem 3,7-Liter V6-Motor, wurden die 3er Serie von BMW, der Audi A4, die Mercedes C-Klasse und der Lexus IS auf dem Markt der Premium-Limousinen angegriffen.

Erst seit Oktober 2009 wird Infiniti auch in Deutschland verkauft, nun stehen bereits sechs Modelle zur Verfügung. In ganz Europa gibt es zu diesem Zeitpunkt 22 Händler. Neben der Limousine G37 und dem entsprechenden Coupé sowie dem Cabriolet mit Stahldach gibt es die Geländewagen EX und FX und die Limousine M der oberen Mittelklasse. Anders als Lexus und Cadillac bietet Infiniti die Modelle M, EX und FX seit Ende 2010 auch als V6-Dieselvariante an, die sich inn Europa traditionell besser verkauft als in Amerika. Beim Crashtest von EuroNCAP erhielt der Infiniti FX außerdem fünf Sterne.

Nissan sammelt mit Infiniti derzeit die Erfahrungen, die Toyota schon seit 20 Jahren mit Lexus in Deutschland macht: Es ist schwer, gegen die bestens bekannten Platzhirsche anzutreten. Mit jeder Menge Luxus und Sicherheit an Bord bemüht man sich, Audi, BMW und Daimler Kunden abzuwerben, doch offenbar ist nicht nur das Design gewöhnungsbedürftig. Nach Angaben von "New Fleet" gelang es der Marke im ersten Halbjahr nur 565 Autos zu verkaufen.

An sich sollte der Verkauf von 1.000 Fahrzeugen in 2011 leicht gelingen; denn die Marke ist deutschen Premiumherstellern ebenbürtig und fährt in Sachen alternative Antriebe sogar voraus. So liefern etwa die für hierzulande sehr wichtige Firmenwagen- und Fuhrpark-Segmente geeignete Limousinen wie der M35d und der Hybrid M35h überzeugende Leistungswerte. Infiniti bietet einen 3,0-Liter V6-Diesel an, der 238 PS und ein Drehmoment von 550 Nm ab 1.750 U/min liefert. Der Verbrauch wird mit 7,5 Liter auf 100 km (Hybrid 7,0 Liter) angegeben.

2010 präsentierte Infiniti auf dem Genfer Autosalon die knapp fünf Meter lange Hochleistungs-Limousine namens M. Sie zeichnet sich durch einen cW-Wert von 0,27 aus und fährt entwweder mit einem 3,7-Liter-V6-Benziner (mit 320 PS, das Modell heißt dann Infiniti M 37) oder (als M30s) wird von 3,0-Liter-Selbstzünder mit 238 PS angetrieben. Die Hybridversion M35h (Link: Das Modell im Fahrtest) folgte 2011.

Um sich anzugrenzen setzt Infiniti nicht nur auf ausgesprochen große und luxuriös ausgestatte Fahrzeuge, sondern stattet diese auch besonders umfangreich mit Sicherheits- und Assistenzsystemen aus. Ein Beispiel ist der M, der oberhalb des G37 rangiert: Um etwa das Ansprechverhalten des Gaspedals und die Schaltzeitpunkte des Automatikgetriebes den persönlichen Vorlieben anzupassen, stehen vier vom Fahrer wählbare Programme zur Verfügung: Standard, Eco, Sport und Snow. Im Eco-Modus wird das „Eco Pedal“ aktiviert: Wenn der Fahrer zu aggressiv beschleunigt, übt das Gaspedal einen Gegendruck aus, um darauf hinzuweisen, dass möglicherweise Kraftstoff verschwendet wird.

Infiniti bietet für den M einen Toter-Winkel-Assistenten an mit optischen und akustischen Warnsignalen bei drohenden Seitenkollision, außerdem kann eine automatische Lenkkorrektur erfolgen (durch selektives Bremsen auf einer Fahrzeugseite). Weitere Sicherheitsmerkmale sind ESP mit dynamischer Kurvenführung, Geschwindigkeitsregelung (ICC, Intelligent Cruise Control), elektronisches Fahrspur-Überwachungs-System (LDW, Lane Departure Warning) mit Spurhalteassistent (LDP, Lane Departure Prevention), Abstandskontroll-Assistent (DCA, Distance Control Assist) und Bremsassistent (IBA, Intelligent Brake Assist) mit Frontaufprall-Vermeidung (FCW, Forward Collision Warning) und Gurte mit Vorspannern ...

Ebenfalls an Bord im Infiniti M ist eine aktive Geräuschregelung (ANC, Active Noise Control), die Geräusche des Motors durch Einspeisen der jeweils entgegengesetzten Schwingungsphasen der gleichen Frequenz über das Lautsprechersystem neutralisiert. Auf der Festplatte des Multimediasystem mit 8-Zoll-VGA-Touchscreen-Farbmonitor sind – verbunden mit den Navigations-Daten – außerdem alle Informationen des Michelin-Führers mit Daten zu Hotels, Restaurants, Sehenswürdigkeiten und besonders malerischen Fahrstrecken enthalten.

Infiniti brachte 2011 auch zwei Fahrzeuge zum legendären Goodwood Festival of Speed. Die Hybrid-Studie Etherea gab dabei einen Ausblick auf ein mögliches künftiges Kompaktmodell der Marke. Er wird von einem 245 PS starken 2,5-Liter-Vierzylindermotor angetrieben, der seine Leistung über ein stufenloses Getriebe (CVT) an die Vorderräder abgibt. Ein Elektromotor steuert bei Bedarf zusätzliche Leistung bei und ermöglicht bei niedrigem Tempo leises und abgasfreies Fahren.

Der unter der Leitung von Shiro Nakamura, Senior Vice President of Design, gestaltete Etherea weist eine Mischung aus Coupé-, Limousinen-, Schrägheck-Elementen auf. Entstanden ist eine beinahe skulpturhafte, Monovolume-artige Karosserie, in der sich die künftige Richtung des Infiniti Designs abzeichnet.

Infiniti will außerdem ab 2013 ein rein elektrisch angetriebenes Fahrzeug auf den Markt bringen. Einen ersten Entwurf präsentierte die Edel-Marke von Nissan bei der Eröffnung ihres Showrooms in London. Der unverkäufliche Essence ist ein 4,70 Meter lange Coupé-Konzeptfahrzeug mit Hybridantrieb und 592 PS . Die Formgebung erinnert etwas an den Fisker Karma. Eine echte Sicherheitsinnovation im Essence ist die Heckaufprall-Vermeidung (Back-up Collision Prevention), die allerdings noch nicht in Serienfahrzeugen verbaut wird.

Sichtbare Präsenz zeigt Infiniti nun auch in der Formel 1: Allerdings nicht mit einem eigenen Rennteam, immerhin aber als Werbepartner an Sebastian Vettels Red-Bull-Boliden. Das Engagement ist bis 2013 geplant.