Kultur Michael Jackson, verarmter King of Cash

Mit den "Jackson Five" ist Michael Jackson, der selbsternannte "King of Pop" bekannt und berühmt geworden. Die Karriere des 1958 in Gary, Indiana, geborenen Michael Joseph Jackson beginnt bereits 1963. 1972 bringt er sein erstes Solo-Album "Got To Be There" heraus. Zum Megastar avancierte er in den 1980er- und 1990er-Jahren. Über 450 Millionen Tonträger hat Jackson während seiner Karriere verkauft. Er ist bis heute der männliche Solokünstler mit den meisten Nummer-Eins-Hits in den US-Charts (Texte von Sebastian Schulte, Fotos von AP, rtr, dpa).

Wie kein anderer verstand es Jackson, die Anfang der 1980er-Jahre aufkommenden Musikvideos als Marketingkanal für seine Musik zu nutzen. Die Videokassette "Making Michael Jacksons Thriller" über den perfekt choreografierten Zombie-Tanz ist bis heute das meistverkaufte Musikvideo weltweit. Jackson hatte einen Tanzstil entwickelt, den bis dato noch niemand gesehen hatte. Längst Musikgeschichte sind sein legendärer Moonwalk und seine Bühnenoutfits, die bizarren Fantasieuniformen glichen.

Rekordverdächtig auch sein Plattenvertrag mit Sony aus dem Jahr 1991: 890 Millionen Dollar strich Jackson damals ein, mehr war einem Label bislang kein Sänger wert.

Allein sein Album "Thriller" verkaufte sich mehr als 45 Millionen mal. Sein letztes reguläres Studioalbum "Invincible" (2001) geriet dagegen zum Flop. Über 30 Millionen Dollar verschlang das Projekt, das der Perfektionist Jackson über mehrer Jahre zu Tode produzierte. Als das Album dann schließlich auf den Markt kam, entwickelte es sich jedoch zum Ladenhüter.

Mit den Erfolgen und Auszeichnungen des Exzentrikers stiegen auch seine Ausgaben. Zwar soll "Jacko" in den 1990er Jahren ein Vermögen von 750 Millionen Dollar gehabt haben, zuletzt steckte er jedoch angeblich tief in den roten Zahlen. Gerüchte, der Popstar sei pleite, ließ er von seinem Management aber stets dementieren. Skurril waren jedoch seine Ideen, den offenbar durchaus bestehenden enormen Schuldenberg (Anfang 2007 sollen es umgerechnet 260 Millionen Euro Miese gewesen sein) abzutragen: Im Februar 2007 reiste Jackson etwa nach Tokio, um sich dort spontanen "Fan-Würdigungen" zu unterziehen. 30 Auserwählte sollen dabei für rund 2500 Euro pro Person in den Genuss gekommen sein, den Star für 30 Sekunden hautnah zu erleben. Kurz vor seinem Tod machte er mit einem "Thriller"-Casino von sich reden. Wie ein Internetdienst berichtet, wollte der Star in Las Vegas ein an sein Erfolgsalbum "Thriller" angelehntes Spielcasino eröffnen.
Immerhin scheint er seine Schulden innerhalb von zwei Jahren um etwas mehr als die Hälfte reduziert haben, denn 2009 sollen diese "nur" noch umgerechnet 110 Millionen Euro betragen haben. Chronisch knapp bei Kasse muss der Sänger jedoch in den letzten Jahren gewesen sein: So sollte eine Auktion mit Gegenständen aus dem Besitz des Mega-Künstlers zehn Millionen Dollar einbringen. Auch auf seine Neverland-Ranch in Kalifornien hatte er eine Hypothek über umgerechnet 15 Millionen Euro aufgenommen. 28 Millionen Dollar hatte das im Santa Ynez Valley gelegene Anwesen den Meister der Popmusik und Selbstvermarktung einmal gekostet. 1988 hatte es Jackson gekauft.
Zur Ranch gehören unter anderem ein Vergüngungspark mit zahlreichen Attraktionen, ein Zoo, Kino, Museen. Immerhin elf Quadratkilometer misst das Gelände. 69 Angestellte waren dort beschäftigt. Zum Schluss hieß es, Jackson sei Gehälter schuldig geblieben. Außerdem habe er die Zootiere vernachlässigt. Anfang vergangenen Jahres sollte Jacksons privates Disneyland unter den Hammer kommen, sollte der Musiker seine Schulden nicht bezahlen. Doch dies konnte Jackson durch eine neue Kreditvereinbarung verhindern. Heute gehört die Ranch einem Immobilienunternehmen, an dem auch Jackson selbst beteiligt ist.
Größtes Pfund bei Kreditverhandlungen waren dabei wohl stets Michael Jacksons Rechte an 251 Beatles-Songs, die immerhin knapp eine halbe Milliarde Dollar wert sein sollen. Jackson und eine Tochterfirma des Musikgiganten Sony hielten ursprünglich jeweils 50 Prozent der Songrechte. 2006 soll er einen neuen 300 Millionen Dollar umfassenden Kredit erhalten haben, weil er seinen Anteil oder einen Teil seines Anteils an den Songrechten an Sony/ATV abgetreten habe.
Nicht nur wegen angeblichen Kindesmissbrauchs stand Jackson vor Gericht. Einer seiner früheren Berater verklagte ihn 2006 auf 3,8 Millionen Dollar für Kredite und Auslagen, nicht gezahlte Gehälter und seinen Anteil an zwei Fernsehproduktionen, mit denen der Musiker zu Beginn des Skandals um angeblichen Kindesmissbrauch sein öffentliches Ansehen verbessern wollte. Schon 1993 beschuldige ein Zahnarzt den "King of Pop", seinen damals 13-jährigen Sohn missbraucht zu haben. Damals entging Jackson nur durch eine Millionenzahlung einem Prozess.
Abdullah al Khalifa war "Jackos" großer Geldgeber: Der gefallene Star lebte mit seinen drei Kindern fast ein Jahr lang im königlichen Palast des Scheichs in Bahrain und genoss dort allen Komfort. Dort wollte Jackson auch die Ruhe finden, um an seinem Comeback zu arbeiten. Zur Inspiration liess er den Mental-Trainer Tony Buzan einfliegen. Kosten pro Sitzung: umgerechnet 30.000 Euro. Einmal pro Woche kam Buzan von London nach Bahrain. Im Gegenzug sollte der "King of Pop" mit dem Scheich ein Album aufnehmen. Doch daraus wurde nie etwas. Der Prinz verklagte Jackson darauf auf 5,5 Millionen Dollar. Die beiden einigten sich jedoch, bevor es zum Prozess kam. Sein Comeback sollte Michael Jackson nicht mehr erleben. Die erst zehn, dann 50 Konzerte - Start sollte in wenigen Wochen in der Londoner O2 Arena sein - waren binnen weniger Stunden ausverkauft. 1,1 Millionen Tickets. Weltrekord. Beim Online-Auktionshaus Ebay wurden Tickets bereits für 10.000 Euro gehandelt. "That Is It" hatte Jackson seine Tournee genannt - als hätte er das Ende schon vorausgeahnt.
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