Trends: Was der Desktop über die Psyche verrät

Der moderne Büroarbeiter verbringt erstaunlich viel Zeit vor der Mattscheibe. Im Schnitt bis zu fünf Stunden täglich. Entsprechend stark ausgeprägt ist das Bedürfnis, den Fokus individuell zu gestalten. Je mehr Zeit wir vor dem Bildschirm verbringen, sagen Psychologen, desto stärker wird dieser Bereich von uns arrangiert. Er markiert unser Territorium: Wallpaper, Bildschirmschoner, Icon-Anordnung und Farbgebung – die Oberfläche des Desktop kann eine Menge über die Persönlichkeit und Psyche des Nutzers davor aussagen. Über seine Einstellung zum Job genauso, wie über seine Hobbys oder privaten Vorlieben. Eine nicht ganz ernst gemeinte Typologie der häufigsten Motive. Text: Jochen Mai Foto: dpa

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Die Prioritäten sind bei ihm klar verteilt: Zuerst kommt die Familie, dann der Job. Dieser Typ ist gewissenhaft, verantwortungsbewusst, penibel. Was er zusagt, hält er ein. Das erwartet er auch von anderen. Seine teils übertriebene Sorgfalt und Kontrollwut hält er allerdings auch für eine Tugend. Er neigt zum Altklugen und ist ein Eleve des Immer-hübsch-eins-nach-dem-anderen. Mag gerne Pasta und Sahnesoßen und kennt alle Folgen von TKKG. Feiert nächstes Jahr sein 15-jähriges Betriebsjubiläum. Foto: Udo Kroener - Fotolia.com

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Sonnenuntergangsidylle, Sandstrände unter Palmen, azurblaues Meer bis zum Horizont – das sind seine Lieblingsmotive. Oder der Spannerschuss aus dem letzten Sommerurlaub von der exotischen Nixe im Bikini. Sein Desktop ist für diesen Typ eine Ode an die Oase, ein Fenster in die Ferne, wo er jetzt viel lieber wäre. Nur nicht am Schreibtisch! Dieser Typ ist ein Träumer. Sein Arbeitseifer ist nicht allzu hoch, mittags trinkt er auch schon mal ein Bier. Work-Life-Balance ist für ihn alltäglicher Kampf: Arbeit und Leben bilden Pole, die weiter nicht auseinander liegen könnten. Und natürlich arbeitet er nur, um zu (über)leben. Foto: Sergey Tokarev - Fotolia.com

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Seine Wallpaper heißen Pamela, Gina oder Roxana, sein Bildschirmschoner ist von Aubade oder Pirelli. Bestenfalls. Projekte packt er energisch an. Einige bringt er auch zu Ende. Belehrt gerne zwischendurch die Kollegen. Und hat natürlich immer Recht. Auch in der Frage dass Raucher willkürlich diskriminiert werden und Frauen 3er BMWs attraktiv finden. Trägt gerne Motivkrawatten und hat eine Affäre mit der Praktikantin aus der Poststelle. SPD-Mitglied. Foto: Alexander Wurditsch - Fotolia.com

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Sachlich geht anders. Über den Desktop dieses Typ wabern Sprüche wie „Lächle und sei froh, denn es könnte schlimmer kommen…“ Oder noch ältere. Die neuste Ausgabe des Lustigen Taschenbuchs lässt diesen Bürobewohner hochschnellen wie Toast. Ebenso Mails von latent witzigen Web-Cartoons, die er a) sofort an alle weiterleitet und b) daraus einen neuen Bildschirmschoner bastelt. Ein fröhlicher Mensch eigenlich. Bisweilen naiv mit Hang zu Clownerien. Lassen Sie sich von der Unschuldsmiene aber nicht täuschen: Dieser Typ hat ein dünnes Fell und Kritik nimmt er immer persönlich. Findet Bowling ist ein Sport! Foto: Martina Orlich - Fotolia.com

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Entweder er blickt auf die animierte Computer-Konsole der Enterprise D – oder auf unendliche Weiten und unentdeckte Planeten, die noch nie ein Mensch zuvor gesehen hat. Zu 90 Prozent ist dieser Typ ein Mann. Beziehungsweise das Kind in ihm. Sein Handy trägt er meist lässig am Gürtelclip. Die Kaffeemaschine steuert er über den USB-Port. Technikaffin, bis an die Ohren aufgerüstet mit tragbaren Hochleistungsrechnern und bestens informiert über neuste Computertrends bleibt er ein Getriebener von allem, was blinkt, piept und Knöpfe hat. Ein Geek eben. Aber Single. Kein Wunder: Wer nicht gerade fließend Klingonisch spricht oder mit ihm über Data’s Gefühlduselei sinnieren kann, wird sich bei der Konversation mit ihm schwer tun. Immerhin: Er engagiert sich bei der Freiwilligen Feuerwehr. Foto: goce risteski - Fotolia.com

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Desktop-Hintergrund? Was ist das? Dieser Typ hat seinen Bildschirm voll gepflastert mit Ordnern, Verknüpfungen und Dokumenten. Der PC ist schließlich eine Arbeitsmaschine – wie er. Das Mittagessen mit den Kollegen wird genauso über Outlook organisiert wie die Geburtstagsmails für die wenigen Freunde. Hört gerne während der Arbeit Radio. Schlagerparade. Feierabend kennt dieser Typ nicht. Nur Stromausfall. Der grenzt allerdings schon an eine Katastrophe. Zum Glück sammelt er Backups. Im Prinzip ein harmloser Kollege. Er klopft gerne Sprüche, isst am liebsten Schnitzel-Pommes und neigt zu Marotten und Mundgeruch. Foto: Sean Gladwell - Fotolia.com

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Hier stimmt einfach alles: Die Farbe des Bildschirmhintergrunds harmoniert mit der Schreibtischauflage ebenso wie mit denen der Icons. Die Anordnung der Symbole strahlt Harmonie und Symmetrie aus. Nicht Überflüssiges findet darauf Platz. In einem Wort: Dieser Typ ist ein Ästhet. Und Apple-Fan. Seit Jahren schon. Sein Bedürfnis nach Ausgeglichenheit spiegelt sich auch in seiner restlichen Erscheinung: immer gepflegt, betont lässig, nie verschwitzt. Trägt selten Socken. Was ihn umgibt, ist erlesen, elegant und meist teuer. Sein Wesen: ein einziger Ausdruck von Selbstdisziplin und mentaler Stärke. Oberflächlich. Darunter brodelt jedoch gerne eine Engstirne, die wenig Toleranz kennt. Vor allem nicht gegenüber Wirrwarr und Stillosigkeit. Foto: Olga Lyubkina - Fotolia.com

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Pykniker. Gehört zu jenen Menschen, die unverwüstlich den schönen Dingen des Lebens zugetan sind: Füller von Montblanc, Uhren von IWC, Wallpaper von Wolfgang Tillmans. Sein Desktop schmücken entweder klassische Schwarz-Weiß-Fotografien, Stilleben oder Farbimpressionen, die an Blumenkelche erinnern. Distinguierter Genussmensch, der auch mal später kommt und dafür früher geht. Der ideale Kollege: Ist immer hilfsbereit, weiß wo man was bekommt, riecht gut. Lebt aber über seine Verhältnisse. Teetrinker. Foto: Johanna Mühlbauer - Fotolia.com

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Auf diesem Desktop ist: nichts. Vor allem nichts Persönliches. Könnte ja dank moderner Firmen-IT ausspioniert oder von Hackern missbraucht werden. Was tagsüber auf dem Desktop erscheint, wird abends gelöscht. Radikal. Endgültig. Schickt E-Mails nur an ccc und trägt ausschließlich Motto-T-Shirts, Lieblingsmotiv: „I believe“ aus Akte-X. Natürlich hat dieser Verschwörungstheoretiker immer neuste Horrorgeschichten parat, wer uns gerade abhört, wie heimtückisch Facebook, Apple und Google in Wahrheit sind und warum man nur Gebraucht-Handys über Ebay kaufen und mit einer anonymen Prepaid-Karte betreiben darf. Einzelkämpfer. Traut keinem – nicht mal den Hinweisen, dass zu viel Fastfood dick macht. Foto: Picturemaker - Fotolia.com

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Ein Computer ist ein Werkzeug ist ein Werkzeug ist ein Werkzeug. Windows XP sah schick genug aus, Vista ist eine Zumutung. Zu viel Schnickschnack. Entsprechend liebt es dieser Typ puristisch. Startbild, Startmusik, Bildschirmanordnung – alles in Default-Einstellung. Klarer Fall: Ein Territorium sieht anders aus. Der Geschwätzigste von allen: Kollegen versorgt er gerne mit wichtigen Updates. Den Chef mit wichtigen Informationen über Kollegen. Kann weder fremde Desktops leiden, noch Veränderungen. Beherrscht aber den MS-Flugsimulator. Leptosom. Foto: Peter38 - Fotolia.com

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Typ Kreativer. Wechselt alle paar Tage Wallpaper, Bildschirmschoner, Meinungen. Ist meist auch sonst recht sprunghaft. Bei der Wahl des Arbeitgebers zum Beispiel. Oder – falls eine Frau – bei der Wahl der besten Freundin. Typenbestimmung hier schwierig, da von allem was dabei. Mag aber meist Überraschungseier. Foto: frogmo9 - Fotolia.com

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