Trends: Was für ein Aufzugstyp sind Sie?

Als kurz vor Jahreswechsel deutsche Arbeitnehmer danach gefragt wurden, was sie sich für 2010 vornehmen, antworteten 55 Prozent und damit die Mehrheit, sie wollten sich künftig mehr bewegen und im Job weniger den Fahrstuhl benutzen. Schade eigentlich.

Denn im sozialen Mikrokosmos Aufzug begegnet man immer wieder allerlei seltsamen Typen, die einem eine Menge über das Betriebsklima im Allgemeinen und die Kollegen im Besonderen verraten. Denn ob wir wollen oder nicht: Unsere Körpersprache im Lift offenbart mehr über uns, als vielen bewusst ist. Und vieles davon ist wenig schmeichelhaft. Bevor auch Sie sich womöglich unfreiwillig outen, hier eine Typologie der häufigsten Fahrstuhlbesucher.

Die folgende Charakterisierung wurde jedoch der Einheitlichkeit halber in männlicher Form geschrieben. Das heißt aber nicht, dass Frauen sich nicht zuweilen genauso verhalten würden. Im Gegenteil: Bei manchen Typen dominieren sie geradezu. Bei welchen das so ist, können Sie ja selber herausfinden, wenn Sie das nächste Mal statt die Treppe zu benutzen wieder mit Kollegen im Lift stehen…

Alle Texte: Jochen Mai

Foto: Diego Cervo/Fotolia.com

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Kaum geht die Aufzugtür zu, holt dieser Typ schon sein Handy heraus und beginnt nervös darauf einzutippen. Oft nur zum Schein. Denn in vielen Aufzügen gibt es gar kein Netzempfang. Was der Telefonist tatsächlich aussagt, ist a) "Ich bin ja soooo beschäftigt." Und b) "Sprich mich nicht an!" So oder so: Die meisten versuchen damit entweder das Bild einer wichtigen Person abzugeben und zugleich einer für sie unangenehmen (engen) Lage zu entgehen.

Foto: Nyul/Fotolia.com

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Das Verschränken der Arme – auch "die Umarmung mit sich selbst" genannt – ist weniger eine Schutzhaltung als vielmehr Ausdruck von kommunikativem Verschluss. So jemand ist mit Sicherheit nicht offen für einen netten Kurzplausch zwischen drei Etagen. Zudem kann es auch eine aggressive Geste sein, wenn dieser Typ damit versucht harmloser auszusehen als er ist und seine Körpersilhouette optisch verschlankt. Auf jeden Fall gilt: nicht ansehen, nicht ansprechen, ignorieren!

Foto: Anja Greiner Adam/Fotolia.com

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Der Rücken kerzengerade, die Hände fest am Körper anliegend, die Augen geradeaus, Bauch rein, Brust raus… so steht er da, der Strammsteher. Diese Körperhaltung verrät nicht nur ein großes Selbstbewusstsein, sondern auch ein starkes Kontrollbedürfnis. Dieser Typ ist extrem aufmerksam, nimmt alles um ihn heraus genauestens wahr – und gönnt sich selbst wenig Spielraum. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit handelt es sich dabei um einen ebenso loyalen wie disziplinierten Kollegen. Aber nicht unbedingt um einen geselligen.

Foto: KonstaninosKokkinis/Fotolia.com

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Steht da, tut nichts und hat beide Hände in den Hosentaschen (Frauen kramen auch gerne in ihrer Handtasche). Sieht lässig aus, soll aber vor allem die Unsicherheit und den Stress verbergen, den dieser Typ hat. Die weniger elegantere Variante dieses Typs betrachtet die gesamte Fahrt über seine Schuhe, die elegantere versteckt nur eine Hand in der Tasche. Das sieht, zugegeben, etwas cooler aus, macht die Sache aber nicht besser: Hier weiß jemand einfach nicht wohin mit sich, mit den Händen und der gefühlten Ewigkeit, bis die Aufzugtür endlich wieder aufgeht. Foto: Reicher/Fotolia.com

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Typisch für junge Kolleginnen, die gerne auch mal etwas luftiger gekleidet sind: Kaum steigen ein paar Kollegen dazu, die sie auffällig (und wenig charmant) mustern, pressen sie die Aktenmappen vor die Brust und verschränken die Beine. Eine reine Schutzhaltung, die durchaus auch bei Männern vorkommt. Nur halten die dann ihre Hände vor ihrem Genitalbereich verschränkt nach vorne. Tragischerweise erreicht die Geste das genaue Gegenteil von dem, was sie eigentlich will: Sie sexualisiert die Situation. Obendrein degradiert sich die betreffende Person selbst zum Opfer. Foto: FREEGREEN/Fotolia.com

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Der Innbegriff des verrückt-zerstreuten Professors. Da steht jemand im Aufzug und führt murmelnd Selbstgespräche: "Was mach ich bloß?", "Warum passiert das immer mir?", "Ich darf nicht vergessen, gleich noch XY anzurufen…!" Ein völlig harmloser Typ. Nur vielleicht etwas nervig, wenn man mehr als zwei Stockwerke mit ihm überwinden muss. Foto: Klaus-Peter Adler/Fotolia.com

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Es gibt Kollegen, die stellen sich wie selbstverständlich in die Mitte des Aufzugs und direkt vor die Tür – egal, wie voll oder leer der Lift ist. Ein klassisches Territorialverhalten. Hier bewacht jemand seine Höhle und schirmt sie gegenüber Eindringlingen (beim nächsten Halt) ab. Obendrein macht er den anderen Mitreisenden klar: "Ich bin hier der Chef – keiner steigt ein oder aus ohne, dass ich das will. Und schon gar nicht vor mir." Foto: moodboard3/Fotolia.com

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Noch so ein Alpha-Tier. Mit dem Körper schirmt er die Fahrstuhlknöpfe ab, mit den Schultern hält er derweil die Kollegen in Schach, damit er zuerst aussteigen kann. In erster Linie ist dies eine typische Bläh-Geste: Hier macht sich einer sichtbar wichtig, indem er die Knappheit seiner Zeit und seine dringend erwartete Anwesenheit suggeriert. Gleichzeitig ist dieser Typ der größte Widersacher des Türstehers (und umgekehrt). Treffen beide aufeinander, kommt es unweigerlich zum Showdown: Der Drängler wird sich wortlos vorbeischieben – koste es was es wolle; der Türsteher indes versuchen, ihm die Flucht so schwer wie möglich zu machen. Immerhin: Für das Schauspiel müssen Sie keinen Eintritt zahlen… Foto: drubig-photo/Fotolia.com

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Man sollte denken, wer sich im Aufzug gegen die Wand lehnt, ist vor allem das: müde, ermattet, erschöpft. Denkste! In Wahrheit stellt diese entspannte Geste eine deutliche Machtdemonstration dar. Hier ist jemand, der es sich leisten kann, sowohl auf das aufdringliche Getöse eines Türstehers oder Dränglers zu verzichten sowie gegebenenfalls zu spät zu kommen. Denn ohne ihn läuft in dem Laden sowieso nichts. Seinen Machtanspruch muss dieser Typ nicht mehr demonstrieren – er hat Macht. Und kann deshalb ganz lässig in der Ecke lehnen und den anderen bei ihrem Theater zuschauen. Foto: Yuri Arcurs/Fotolia.com

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