Bitcoin & Co. Russische Zentralbank erwägt ein umfassendes Verbot von Kryptowährungen

Die russische Zentralbank will offenbar die Verwendung und Erzeugung von Kryptowährungen verbieten. Das hat nicht nur mit möglichen Risiken für das Finanzsystem zu tun.

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Russland ist Heimat einer florierenden Industrie zur Produktion von Bitcoins und anderer Kryptomünzen. Quelle: Bloomberg

Kryptowährungen tragen alle Merkmale eines Schneeballsystems, untergraben die Geldpolitik und stellen ein Risiko für das russische Finanzsystem dar, erklärte die Zentralbank in einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht. „Potenzielle Risiken für die Finanzstabilität, die mit Kryptowährungen verbunden sind, sind für Schwellenländer viel höher“, schreibt die Zentralbank in dem Bericht.

Die russische Zentralbank hatte in Kryptowährungen schon seit Langem ein Risiko für die Finanzstabilität und ein Mittel zur Finanzierung krimineller Aktivitäten gesehen und strenge Regeln angedeutet. Erst im Dezember sagte Zentralbank-Gouverneurin Elvira Nabiullina, die russische Infrastruktur sollte nicht für den Handel mit Kryptowährungen genutzt werden.

Der Bericht der Zentralbank wendete sich auch gegen die Erzeugung von Krypto-Assets, das sogenannte Mining, das große Rechenleistung und damit viel Elektrizität benötigt. Dieses schade der grünen Agenda Russlands und gefährde die Energieversorgung, heißt es dort.

Russland ist Heimat einer florierenden Krypto-Mining-Industrie, laut einer Studie der Universität Cambridge der drittgrößten der Welt. Diese hat an Bedeutung gewonnen, seit China kryptobezogene Transaktionen als illegal einstuft und das Mining von Kryptomünzen unterbindet.

Inlandsgeheimdienst hat sich für das Verbot eingesetzt

Der russische Vorstoß erfolgt aber auch vor dem Hintergrund des rigorosen Vorgehens gegen die politische Opposition und unabhängige Medien im Land seit der Festnahme von Alexej Nawalny vor einem Jahr.

Die kryptofeindliche Haltung der Zentralbank deckt sich mit der von Russlands Inlandsgeheimdienst, der sich laut mit der Angelegenheit vertrauten Personen zuletzt intensiv bei Notenbankchefin Nabiullina für das Verbot einsetzte. 
Die als FSB (Föderaler Dienst für Sicherheit) bekannte KGB-Nachfolgeorganisation befürchtet offenbar, dass die schwer zu verfolgenden Zahlungen zunehmend genutzt werden könnten, um an aus Sicht der Regierung unerwünschte Organisationen zu spenden oder an Medien, die als „ausländische Agenten“ eingestuft wurden, heißt es von mit der Sache vertrauten Personen. Russland hat bereits hohe Geldstrafen gegen ausländische Technologieunternehmen verhängt, weil diese bestimmte Inhalte nicht entfernt haben.

Die Finanzierung von Opposition und Medien mache zwar nur einen unbedeutenden Teil der mehr als sieben Billionen Rubel (81 Milliarden Euro) aus, die in etwa 17 Millionen russischen Kryptowallets liegen, so die Personen. Dennoch fürchtet der Geheimdienst, dass das Problem zunehmen wird.
Nawalnys Netzwerk, das letztes Jahr von den russischen Behörden als „extremistisch“ verboten wurde, nimmt weiter Spenden in Bitcoin an. Ein auf seiner Website aufgeführtes Kryptowallet hat laut Blockchair in den letzten fünf Jahren Zahlungen im Wert von vier Millionen Dollar erhalten.

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