Blick hinter die Zahlen #34 – Gastronomie Die Gastro-Corona-Delle

Kaum eine Branche wurde von der Pandemie so stark getroffen wie die Gastronomie. Der Blick hinter die Zahlen zeigt, welche Gastro-Zweige besonders litten – und ob die Betriebe wieder zu alter Stärke zurückfinden.

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Leere Restaurants, geschlossen Bars und geisterhafte Hotels: Die Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus haben das Gastgewerbe in Deutschland so hart getroffen wie kaum eine andere Branche. In allen Kennzahlen der Branche wie Umsatz und Mitarbeiterzahl ist der Einbruch im März deutlich zu sehen. Aber auch die Erholung in manchen Bereichen wird deutlich sichtbar.

Besonders gravierend zeigt sich die Krise im Umsatz der Branche. Die Umsatzkurve in der Gastronomie kannte ab März nur eine Richtung: steil nach unten. So stürzte der Gesamtumsatz der Branche im März 2020 gegenüber dem Vormonat um mehr als 44 Prozent ab. Im April brach der Umsatz noch weiter ein und ging gegenüber März noch einmal um 55 Prozent zurück. Danach ging es langsam wieder aufwärts.

Der Gesamtumsatz in der Gastronomie hat durch Corona eine deutliche Delle erlitten.

Aber auch die Erholung der Branche ist anhand der Umsatzzahlen deutlich abzulesen. Von Juni auf Juli ist der Gesamtumsatz des Gastgewerbes um mehr als ein Fünftel gestiegen. Grund dafür sind die Lockerungen der Corona-Schutzmaßnahmen.

Trotz der Steigerungsraten hat die Gastro-Branche das Vorkrisenniveau noch lange nicht erreicht. So lag der Gesamtumsatz im Juli rund 29 Prozent unter jenem von Februar.

Alle Bereiche der Gastro-Branche verzeichnen coronabedingte Umsatzrückgänge.

Bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass sich im Umsatzverfall der Gastronomie während Corona manche Bereiche der Branche besser halten konnte als andere. Die deutlichsten Umsatzeinbußen durch Corona verzeichneten die Hotels, Gasthöfe und Pensionen: Um mehr als 88 Prozent ist der Umsatz dieser Sparte im April 2020 im Vergleich zum April 2019 eingebrochen. Im Juli lag der Umsatz der Sparte noch rund 30 Prozent hinter dem von Juli 2019.

Vergleichsweise glimpflich kam die Sparte der Caterer durch die Krise. Deren Umsatz hatte sich im April 2020 im Vergleich zu April 2019 halbiert. Im Juli 2020 lag der Umsatz der Sparte um 40 Prozent unter dem von Juli 2019.

Der Umsatz der Restaurants war im April 2020 um rund 70 Prozent gegenüber jenem von April 2019 abgestürzt. Im Juli 2020 lag der Umsatz „nur“ noch rund 10 Prozent unter jenem des Vergleichsmonats aus dem Vorjahr.

So stark ging die Zahl der Mitarbeiter in den Gastronomiebereichen zurück.

Gravierende Folgen hatte der Umsatzeinbruch im Gastgewerbe für die Mitarbeiter. Am deutlichsten zu spüren bekamen das die Arbeitskräfte im Bereich des Ausschanks von Getränken. Im April 2020, als die allermeisten Gaststätten, Restaurants und Kneipen zwangsgeschlossen waren, lag die Beschäftigung in dieser Sparte um fast 44 Prozent unter jenem Wert von April 2019. Im Mai lag der Wert immer noch um rund 42 Prozent hinter dem des Vergleichsmonats von 2019. Im Juli 2020 verzeichnete der Bereich Ausschank von Getränken um mehr als ein Drittel unter dem von Juli 2019.

Deutlich zeigte sich der Mitarbeiterschwund auch im Bereich der Hotels, Pensionen und Gasthöfe. Im April 2020 lag die Beschäftigung in dieser Sparte um mehr als ein Fünftel hinter jenem Wert von April 2019. Im Juli 2020 lag der Wert rund 15 Prozent hinter jenem des Vergleichsmonats von 2019.

Zunächst etwas besser durch die Krise kam auch hier die Gilde der Caterer. Im April verzeichneten deutsche Catering-Unternehmen 11,5 Prozent weniger Beschäftige als im April 2019. Doch während sich die Beschäftigung in den anderen Gastro-Bereichen seit April langsam erholte, weitete sich die Krise bei den Caterern erst aus: Im Juli lag die Beschäftigung bei den Caterern um 13,9 Prozent hinter dem Vergleichsmonat von Juli 2019.

Die Gastronomiebranche verzeichnet im Branchenvergleich besonders viele Insolvenzen.

Wie stark die Gastronomie insgesamt von Corona getroffen wurde, zeigt das Ranking der Insolvenzen nach Branchen. Angeführt wird die Statistik im ersten Halbjahr 2020 vom Handel, der in den ersten sechs Monaten 1485 Pleiten verzeichnete. An zweiter Stelle folgt das Baugewerbe mit insgesamt 1462 Insolvenzen. Danach folgt an dritter Stelle bereits die Gastro-Branche mit 1004 Pleiten im ersten Halbjahr 2020.

Relativ glimpflich durch die Krise kamen hingegen Wirtschaftszweige wie Finanz- und Versicherungsdienstleister, die 186 Insolvenzen im ersten Halbjahr 2020 zählten, oder der Bereich Erziehung und Unterricht mit 90 Pleiten. Die Energieversorgung erwies sich mit 42 Insolvenzen im ersten Halbjahr 2020 am ehesten krisenresistent.

Arbeitsplätze im Gastgewerbe.

Wie bedeutend die Gastro-Branche für Deutschland ist, zeigt der Ländervergleich innerhalb der EU. Insgesamt arbeiten 9,5 Millionen Menschen innerhalb der Europäischen Union in diesem Wirtschaftszweig. Besonders bedeutend für den Arbeitsmarkt ist die Branche in den Reiseländern Griechenland, Zypern und Spanien. So arbeiten in Spanien 1,7 Millionen Menschen in der Gastronomie. Das entspricht 9 Prozent aller Erwerbstätigen in dem Land. In Griechenland arbeiten sogar rund 10 Prozent aller Erwerbstätigen im Gastronomie-Bereich.

In Deutschland arbeiten insgesamt 1,6 Millionen Menschen in der Gastronomie. In absoluten Zahlen betrachtet rangiert Deutschland damit hinter Spanien (1,7 Millionen) und vor Italien (1,6 Millionen) und Frankreich (1 Million).

Die Rubrik „Blick hinter die Zahlen“ entsteht mit Unterstützung des Statistischen Bundesamtes (Destatis). Für die Inhalte der Beiträge ist ausschließlich die WirtschaftsWoche verantwortlich.

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