Der von der chinesischen Regierung unterbundene Rekord-Börsengang der Alibaba-Beteiligung Ant Group macht dem Internetriesen weiter zu schaffen. Die Finanz-Beteiligung steuerte in den Monaten April bis Juni mit knapp 4,5 Milliarden Yuan (585 Millionen Euro) gut 37 Prozent weniger zum Konzernergebnis bei als noch im ersten Quartal, wie Alibaba am Dienstag in Huangzhou mitteilte.
Grund dafür waren vor allem strengere Auflagen der Regierung. Alibaba hält rund ein Drittel an dem Finanzunternehmen, dessen Ergebnisse immer mit einem Quartal Verzögerung in die Bilanz einfließen.
Alibaba-Gründer Jack Ma hatte im Herbst vergangenen Jahres den Zorn Pekings auf sich gezogen, als er die Finanzbehörden kritisiert hatte, Innovation zu bremsen. Daraufhin ließen die Behörden das Debüt auf dem Parkett in Shanghai und Hongkong kurzfristig platzen und drehten die Schrauben für das Finanzunternehmen enger. Ma, der nicht mehr bei Alibaba aktiv ist und sich vom Großteil seiner Anteile getrennt hat, wurde zudem seitdem sehr selten in der Öffentlichkeit gesehen.
Mitte April hatte Peking zudem angeordnet, dass die Ant Group in eine Finanzholding umgewandelt werden muss. Wie auch andere Banken untersteht das Fintech-Unternehmen seither den Aufsichtsbehörden und muss strengere Auflagen erfüllen.
Das Vorgehen gegen Ant und Ma gilt als Auftakt für eine Reihe von Maßnahmen, mit denen Chinas Regierung die Zügel für heimische Technologiekonzerne angezogen hat. So sollen in Zukunft Börsengänge in den USA erschwert werden.
Konzernweit stieg Alibabas Umsatz verglichen mit dem Vorjahresquartal um gut ein Drittel auf 206 Milliarden Yuan. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) ging wegen höherer Investitionen um fünf Prozent auf 49 Milliarden Yuan zurück. Alibaba ist in vielen Punkten mit Amazon vergleichbar; allerdings haben die Chinesen keine so starke Cloudsparte wie der US-Konzern. Diese ist bei Amazon der wichtigste Gewinntreiber.
Große Teile der chinesischen Tech-Branche spüren zunehmenden Gegenwind. Bereits im April hatte die Wettbewerbsaufsichtsbehörde SAMR gleich 34 Internet-Schwergewichte zu einem Treffen eingeladen und drohte „schwere Strafen“ an, sollten die Firmen in Zukunft gegen Regeln verstoßen. Beinahe durch die Bank haben chinesische Tech-Aktien seit Beginn des Jahres deutlich an Wert eingebüßt, während US-Konkurrenten wie Facebook oder Amazon neue Höchststände erreichen konnten.
Seit Anfang Juli steht etwa der chinesische Fahrdienst-Vermittlers Didi Chuxing unter Druck. Kurz nachdem das Unternehmen an die New Yorker Börse gegangen war, ordneten die Behörden in China die Löschung der App aus allen App-Stores an. Nun steht sogar im Raum, dass der gesamte Börsengang rückabgewickelt werden muss. Seit dem ersten Handelstag vor einigen Wochen haben die Papiere von Didi 43 Prozent an Wert verloren.
Mehr zum Thema: Nach Alibaba und dem Fahrdienst-Vermittler Didi haben Pekings Regulatoren mit privaten Bildungsinstituten ein neues Ziel ins Visier genommen. An der Börse erleben die Firmen ein wahres Blutbad.