Casinogebühr der ING-Diba So profitieren Banken vom Glücksspiel ihrer Kunden

Am Ende gewinnt immer die Bank: In Sachen Gebühren fällt den Geldhäusern immer etwas Neues ein. Gerade wird die Casinogebühr immer beliebter.

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Zahlt der Kunde im Spielcasino, verdient die Bank mit. Quelle: Reuters

Frankfurt Am Ende gewinnt immer die Bank – für Kunden der Direktbank ING-Diba bekommt diese Weisheit aus dem Glücksspiel gerade nochmal eine ganz eigene Bedeutung. Wenn sie künftig ihre Spielchips im Casino oder ihren Einsatz im Online-Wettbüro mit ihrer Visa Kreditkarte bezahlen, verdient die Bank ordentlich mit: Für Zahlungen „in Casinobetrieben, Lotteriegesellschaften und Wettbüros“ verlangt sie eine Gebühr in Höhe von drei Prozent des Umsatzes, mindestens jedoch 3,90 Euro.

Über die Änderung, die zum 1. Juli in Kraft tritt, hatte zuerst die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) berichtet.

Eine gewisse Kreativität in Bezug auf ihre Gebühren ist bei Banken kein neues Phänomen. Die Geldhäuser leiden seit Jahren unter den niedrigen Zinsen. Zugleich sind insbesondere Direktbanken bemüht, an einem gebührenfreien Girokonto festzuhalten – einem der wichtigsten Unterscheidungsmerkmale im Vergleich zu vielen Filialbanken.

Ebenso wird gerne mit kostenfreien Kreditkarten geworben. Am Ende fallen dann für bestimmte Leistungen dennoch Gebühren an – schließlich müssen die kostenlosen Angebote durch andere Einnahmen quersubventioniert werden. Auch Filialbanken hatten zuletzt immer wieder ihre Gebühren erhöht.

Casinogebühren bei Zahlung mit Kreditkarte sind dabei keine neue Erfindung: Manche Banken erheben sie schon seit Jahren. So verlangt beispielsweise auch die Consorsbank 2,5 Prozent, mindestens aber fünf Euro, ebenso die Postbank. Bei der Comdirect und der DKB sind es jeweils drei Prozent. Das Thema Suchtprävention spiele dabei keine Rolle, sagte ein Sprecher der ING-Diba dem Handelsblatt. Vielmehr sei das schlicht eine „weitere Einnahmequelle“, um andere Leistungen weiterhin kostenlos anbieten zu können.

Die meisten Einnahmen verspricht sich die Bank offenbar durch Kunden, die an Glücksspielen im Internet teilnehmen. So erklärt die ING-Diba auch, warum die Gebühr nicht erhoben wird, wenn der Glücksspieler seine Girocard nutzt: „Die Girocard kann online nicht eingesetzt werden, sie ist kein Bezahlmittel im Internet“, so der Sprecher.

Eine andere Begründung für ihre bereits 2015 eingeführte Casinogebühr liefert dagegen die Postbank: „Der Erwerb von Lotto- oder Wettscheinen oder Chips im Spielcasino sowie bei entsprechenden Online-Anbietern entspricht dem Wesen nach dem Erwerb von Bargeld“, sagte ein Sprecher dem Handelsblatt.

„Ähnlich wie ein Geldschein repräsentieren solche Scheine oder Chips einen Wert, der für weitere Zwecke – hier das Glücksspiel – eingesetzt wird.“ Mit dem Entgelt stelle die Postbank deshalb diese Kreditkartenumsätze den Bargeldverfügungen mit Kreditkarte gleich.

Die Zahl der Glückspielteilnehmer in Deutschland ist zwischen 2007 und 2015 gesunken. So hatte 2007 noch mehr als jeder Zweite Deutsche an einem Glücksspiel teilgenommen, 2015 waren es nur noch 37,3 Prozent. Das zeigte etwa 2017 eine Studie des Handelsblatt Research Instituts für Westlotto.

Doch die Umsätze sind noch immer hoch: Allein der regulierte Glücksspielmarkt in Deutschland setzte zuletzt knapp 35 Milliarden Euro im Jahr um. Hinzu kommen laut der Studie „weitreichende Angebote im sogenannten nicht-regulierten Markt“.

Die ING-Diba will jedoch nicht nur ihre Einnahmen mithilfe von Glücksspielern verbessern. Sie versucht zugleich ihre Ausgaben zu senken – ebenfalls mit Folgen für die Kunden. Wollen Kunden ab dem 1. Juli am Automaten Geld abheben, gilt ein Mindestbetrag in Höhe von 50 Euro – egal, ob mit Visa- oder Girocard. Auch dies gibt es bei anderen Banken, wie etwa der DKB und der Comdirect, schon länger.

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