CDU-Vorsitz Die CDU will sich neu aufstellen – Hessen sondiert über Kandidatur von Helge Braun zum Parteivorsitz

Bislang hat noch niemand seine Kandidatur für den CDU-Vorsitz erklärt. Friedrich Merz und Norbert Röttgen gelten als wahrscheinliche Anwärter – nun wird auch noch ein weiterer Name gehandelt.

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Mit einer Kandidatur von Braun für den CDU-Vorsitz könnte der interne Machtkampf weiter an Fahrt gewinnen Quelle: dpa

Im Machtkampf um die künftige CDU-Spitze deutet sich Bewegung an. In der hessischen CDU gibt es Sondierungen über eine mögliche Kandidatur des geschäftsführenden Kanzleramtschefs Helge Braun für den Bundesvorsitz.

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur aus Parteikreisen vom Dienstagabend soll Braun die Unterstützung des hessischen CDU-Vorsitzenden Volker Bouffier für eine Kandidatur als Nachfolger des scheidenden Parteichefs Armin Laschet haben. Ob Braun tatsächlich kandidieren werde, stehe aber offenbar noch nicht endgültig fest, hieß es weiter. Es gebe allerdings Unterstützung für Braun aus allen Teilen der CDU.

Ein Sprecher der Landes-CDU bestätigte die Informationen am Abend nicht. Er sagte aber, bei einer Landesvorstandssitzung am Freitag werde über den Vorsitz der CDU Deutschlands beraten. Auch der „Spiegel“ berichtete über die mögliche Personalie Braun und die geplante Sitzung. Der Sprecher der hessischen CDU sagte, Spekulationen über Personalien werde er nicht kommentieren.

Nach dem Debakel der Union bei der Bundestagswahl will die CDU sich personell neu aufstellen. Seit Samstag können Bewerber für den Parteivorsitz nominiert werden - bislang hat aber noch niemand offiziell seine Kandidatur erklärt.

In der CDU wird damit gerechnet, dass mit Ex-Unionsfraktionschef Friedrich Merz und dem Außenpolitiker Norbert Röttgen in den nächsten Tagen zwei ambitionierte Politiker ihren Hut für die anstehende Befragung der rund 400.000 CDU-Mitglieder in den Ring werfen.

Braun als Nachfolger von Bouffier?

Mit einer Kandidatur von Braun könnte der interne Machtkampf weiter an Fahrt gewinnen. Der Nachfolger von Laschet soll am 21. Januar auf einem Parteitag in Hannover gewählt werden. Die Mitgliederbefragung über den neuen Parteichef ist für Dezember geplant.

In der CDU wurde nach Informationen der dpa und des „Spiegel“ als Indiz für das Interesse Brauns am Parteivorsitz ein Interview in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ vom Wochenende genannt. Dort hatte Braun gesagt: „Ich hoffe für eine spannende Mitgliederbefragung auf ein Kandidatenfeld mit echten Alternativen.“

Er betonte die Bedeutung des Zusammenhalts von CDU und CSU: „Wenn die Union nicht geschlossen ist, kann sie nicht erfolgreich sein. Und wenn CDU und CSU uneins sind, geht der Riss immer auch durch die CDU, weil es bei uns auch viele Freunde der CSU gibt.“ Auf die Frage, ob das auch mit dem CSU-Chef möglich sei, sagte Braun der Zeitung: „Selbstverständlich ist ein Schulterschluss mit Markus Söder möglich.“

Braun wird seit längerem auch als möglicher Nachfolger von Bouffier als hessischer Ministerpräsident gehandelt. Bouffier ist stellvertretender Vorsitzender der Bundes-CDU. Er hatte sich im Machtkampf Laschets mit CSU-Chef Markus Söder um die Kanzlerkandidatur der Union im April klar hinter den damaligen nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten gestellt.

Die schleswig-holsteinische Bildungsministerin Karin Prien will als stellvertretende CDU-Chefin zur Erneuerung der Partei nach dem historischen Desaster bei der Bundestagswahl beitragen. „Ich will meine Erfahrungen und Perspektiven gerne in das neue CDU-Präsidium einbringen. Deswegen werde ich auf dem Parteitag als stellvertretende Parteivorsitzende kandidieren“, sagte Prien, die seit Januar dem CDU-Bundesvorstand angehört, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Mittwoch). Eine Kandidatur für die Nachfolge von Parteichef Laschet lehnte sie ab.

Prien will Ministerin in Schleswig-Holstein bleiben

Sie wolle sich voll bei der Landtagswahl in Schleswig-Holstein am 8. Mai einbringen, damit die CDU um Ministerpräsident Daniel Günther wieder gewinne, sagte Prien. „All das kann man nicht nebenbei machen. Die Partei zu führen erfordert in dieser Situation ein Maß an Einsatz und Aufmerksamkeit, das man nicht leisten kann, ohne die anderen Dinge zu vernachlässigen.“

Zudem habe sie Lust, weiterhin Ministerin in Schleswig-Holstein zu sein. Zugleich betonte Prien: „Die Union muss im Bereich Bildung und Forschung wieder den Anspruch haben, die entscheidenden Impulse zu geben. Neben dem Klimaschutz und der Digitalisierung ist das das Zukunftsthema.“

Auf die Feststellung, dass sie als Parteivize nicht für ein Team etwa mit einem der voraussichtlichen Vorsitzenden-Kandidaten Merz oder Röttgen antrete, sagte Prien: „Ich finde es kurios, dass es gerade nur noch darum zu gehen scheint, dass sich einzelne Kandidaten mit einer Schar weiblicher Mitstreiterinnen umgeben, die dann aber eher als Garnitur rüberkommen.“

Dies sei nicht ihr Selbstverständnis. Sie nehme für sich in Anspruch, eigenständige Akteurin zu sein. „Es geht für die CDU um mehr als um die Frage, wie die Herren aus NRW zu ihrem Recht kommen.“ Neben Merz und Röttgen kommen auch andere mögliche Kandidaten für den CDU-Vorsitz aus NRW.

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