Chronik Knauf Gips Das Imperium der Gips-Könige

Am Anfang stand eine Idee: Die beiden Brüder und Bergbau-Ingenieure Alfons und Karl Knauf waren zu Beginn der 1930er-Jahre fasziniert vom Rohstoff Gips. Heute ist Knauf weltweit auf allen fünf Kontinenten vertreten.

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Die Gründer und Erben der Firma Knauf (v.l.n.r): Alfons, Matthias und Karl Knauf. Quelle: Alex Kraus für Handelsblatt
  • Die Brüder Alfons (*18. Juli 1906) und Karl Knauf (*27. März 1909) erwerben im Jahr 1932 Abbaurechte für eine Gipsgrube in Schengen (Luxemburg) und eröffnen ein Gipsputzwerk in Perl an der Mosel. Ihr Vater Matthias Knauf arbeitete zunächst als Markscheider im Bergbau und später als Obersteiger. Dieser Tradition folgend hatten Alfons und Karl Knauf Ende der 1920er-Jahre Bergbau in Berlin studiert. Zunächst ist unklar, wie es nach dem Krieg weitergeht.
  • Nikolaus Knauf wird am 8. April 1936 geboren und am 23. September 1939 kommt Baldwin Knauf zur Welt.
  • Mit Kriegsende werden im Jahr 1945 alle Werke unter Zwangsverwaltung gestellt. Die Rückübertragung der in der britischen und amerikanischen Zone gelegenen Werke erfolgt 1948.
  • 1949, im Jahr der Gründung der Bundesrepublik, bauen die Brüder im nordbayerischen Iphofen ein Gipsputzwerk, es steht für den Neubeginn nach dem Zweiten Weltkrieg. Noch immer befindet sich dort der Hauptsitz der Unternehmensgruppe. Das Unternehmen profitiert vom Wiederaufbau.
  • Die Rückübertragung der Werke im Saarland erfolgt 1951. Die Werke agieren zunächst voneinander unabhängig.
  • In Iphofen wird 1958 die erste Gipskartonplattenanlage gebaut, Knauf schlägt damit ein neues Kapitel in der Unternehmensgeschichte auf. Nun können komplette Trockenbausysteme mit allen Komponenten hergestellt werden. Nikolaus Knauf wird Betriebsleiter im Werk Perl und ist für die Gruben im Saarland und Lothringen verantwortlich.
  • Im Jahr 1960 bringt Knauf mit dem Haftputz Rotband den ersten im Werk vorgemischten Trockenmörtel für Gips-Innenputz auf den Markt. Er wird ein internationaler Bestseller. Knauf kauft weitere Gipswerke im In- und Ausland.
  • 1964 entwickelt das Unternehmen für die maschinelle Verarbeitung selbst einen Gipsomat, mit dem der Übergang von der handwerklichen zur maschinellen Verarbeitung gelingt. Mit dem MP75, dem ersten maschinengängigen Gipsputz, setzt Knauf einen bis heute gültigen Standard.
  • Nach einem Abstecher ins Kalk- und Zement-Unternehmen seines Schwiegervaters Scheich und kommt Nikolaus Knauf 1967 nach Iphofen.
  • Nikolaus, der Sohn von Alfons, und Baldwin, der Sohn von Karl, treten 1969 als persönlich haftende Gesellschafter in die Geschäftsführung ein. Ihre sieben Geschwister werden 1970 Kommanditisten.
  • Mit der Beteiligung an der Deutschen Perlite GmbH in Dortmund investieren die Knaufs im Jahr 1970 erstmals in einen Baustoff, der nicht auf Gipsbasis hergestellt wird: Perlite. Später folgen unter anderem Bauchemieprodukte, kalk- und zementgebundene Putze, Dämmstoffe, mineralische Deckensysteme oder die Zementbauplatte Aquapanel. Im selben Jahr beginnt die Expansion ins Ausland mit einem Gips- und Gipskartonplattenwerks im steiermärkischen Weißenbach bei Liezen in Österreich. Es folgen Werke in den Niederlanden und in Italien.
  • Mit der Öl- und auch der Baukrise müssen die Knaufs 1973/74 umdenken. Neue Gipswerke werden vorerst in Deutschland nicht gebraucht. Knaufs diversifizieren und steigen in den Maschinen- und Anlagenbau ein. Viele weltweite Großprojekte nehmen Gestalt an.
  • Hauptsächlich in Frankreich produziert die Knauf Gruppe zudem Formteile aus expandiertem Polystyrol (EPS) für Verpackungen sowie Spritzgussteile für die Automobil- und Unterhaltungselektronikbranche.
  • Mit dem Kauf einer Fabrik für Glaswolledämmstoff steigt das Unternehmen 1978 in den USA in das Dämmstoff-Geschäft ein.
  • Nikolaus und Baldwin Knauf, die Söhne der Gründerväter, führen ab 1980 die Knauf Gruppe. Die beiden Cousins erwerben zahlreiche ausländische Unternehmen und integrieren sie.
  • Die Expansion im wichtigen Markt Russland beginnt im Jahr 1993, bis 2003 erwirbt Knauf allein in Russland 14 Unternehmensbeteiligungen und war somit nach Siemens zweitgrößter Investor in Russland. Der Eintritt in den chinesischen Markt erfolgt 1995.
  • Im Jahr 1997 wird die Unternehmenszentrale in Iphofen ausgebaut.
  • 2002 wird das Unternehmen im Rahmen der Aufdeckung des Gipsplattenkartells zu einem Bußgeld von 85,8 Millionen Euro verurteilt.
  • Nikolaus und Baldwin Knauf wechseln 2008 in den Gesellschafterausschuss und wechseln sich mit dem Vorsitz ab. Seitdem führt Manfred Grundke das Unternehmen.
  • Im Jahr 2012 übernimmt der Sohn von Baldwin, Alexander Knauf, den Vorsitz der Geschäftsleitung der Knauf Gips KG. Ein Jahr später, 2013, wird er zum Geschäftsführenden Gesellschafter der Knauf Gruppe berufen.
  • Heute ist Knauf weltweit auf allen fünf Kontinenten in mehr als 80 Ländern an über 220 Standorten mit Produktionsstätten und Vertriebsorganisationen vertreten.
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