Comeback von Schlecker „Der größte Angriff in der Geschichte des europäischen Handels“ wird vertagt

Schlecker-Filiale in der Innenstadt von München Quelle: imago images

Zehn Jahre nach der Schlecker-Pleite will ein umstrittener Investor die Marke wiederauferstehen lassen. Doch die Zweifel an den markigen Ankündigungen wachsen. Der Schlecker-Neustart wird verschoben. 

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Es sollte „der größte Angriff in der Geschichte des europäischen Handels werden“, hatte der umstrittene Investor Patrick Landrock Ende vergangenen Jahres angekündigt und versprochen, die Marke Schlecker wieder aufleben zu lassen.

Seine Firma Kitzventure habe sich die Markenrechte des insolventen Drogeriekonzerns gesichert, hieß es damals. In den nächsten Monaten würde es mit einem Onlineshop losgehen, versprach Landrock. Zahlreiche Filialen würden folgen, in denen nicht mehr nur Shampoo und Seife angeboten werden, sondern auch Lebensmittel, Büro- und Baumarktartikel. Die Konkurrenz sollte sich schon mal „warm anziehen“, empfahl Landrock, und wähnte sein Schlecker-Start-up bereits vor dem Start auf dem Weg zum „Einhorn“, also zu einem jungen Unternehmen, das mehr als eine Milliarde Euro wert ist. Im Grunde gehe es aber um weitaus mehr, so Landrock damals. Nämlich um „eine Multi-Milliarden-Unternehmensbewertung“ und „mehrere Tausend Arbeitsplätze“. 

Dass derlei Visionen jemals Realität werden, war von Anfang an fraglich. „Ein großes Comeback von Schlecker kann ich mir schwer vorstellen“, sagte Schlecker-Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz im Januar. Inzwischen wachsen die Zweifel, ob Landrock mit seinem Schlecker+ getauften Projekt, überhaupt im großen Stil loslegt. Ein für Oktober in Aussicht gestellter Starttermin wird jedenfalls verschoben. „Auf Grund der aktuellen geopolitischen und globalen Wirtschaftslage sind die Pläne adaptiert worden und mit einer anderen zeitlichen Schiene versetzt worden“, teilte Landrock der WirtschaftsWoche auf Anfrage mit. „Derzeit gehen wir davon aus, dass Schlecker+ inklusive erster Filialen in Deutschland und Österreich im ersten Quartal 2023 startet.“ 

Zehn Jahre nach der Pleite des Drogeriekonzerns will ein umstrittener Investor die Marke Schlecker wiederauferstehen lassen. Seine Ankündigungen klingen reichlich ambitioniert – wie schon so oft.
von Henryk Hielscher

Warten auf Schlecker

Bereits einen zunächst für die erste Jahreshälfte 2022 in Aussicht gestellten Schlecker-Neustart hatte Landrock vertagt. Begründung: In der für den Neustart vorgesehenen Investorengruppe seien auch Geldgeber aus Russland gewesen, erklärte Landrock. Deshalb habe er nach dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine die Finanzierung neu aufgestellt. 

Im Anschluss hatte er mehrfach konkrete Pläne für Schlecker+ genannt. So sei eine Firmenzentrale in Nordrhein-Westfalen gefunden worden, inklusive Logistikzentrum, hieß es Ende April. Zudem seien Verträge für 32 Filialen in Deutschland und für sieben Filialen in Österreich abgeschlossen worden. Finanziert werde das Projekt nun von einem „Family Office“ aus der EU. „Es konnten schon 150 Mio. Euro auf Basis einer 1,5-Mrd.-Euro-Bewertung als Wandeldarlehen abgeschlossen werden“, erklärte Landrock damals selbstbewusst. Überprüfen lässt sich das nicht.



„Grundsätzlich möchte ich festhalten, dass Kitzventure an den „Schlecker+“-Plänen selbstverständlich festhält“, teilt Landrock nun mit. Derzeit befände sich die technologische Plattform – gemeint ist offenbar der Onlineshop – „in der Endphase und wird bereits umfangreich, intern, getestet.“ Es stünden zudem „entsprechende Finanzmittel bereit“, beteuert Landrock. Parallel dazu liefen auch Gespräche mit weiteren potenziellen Partnern.

Ob es Anfang 2023 dann tatsächlich losgeht – und in welchem Umfang – bleibt fraglich. Schon mehrfach sorgten Landrocks Geschäfte in der Vergangenheit für Ärger. Einzelne Projekte floppten.

Lesen Sie auch: Recherchen der WirtschaftsWoche zeigen, ab wann die Kernschmelze im Schlecker-Reich einsetzte – und wie sie ablief.

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