Coronakrise Europäischer Bankenverband fordert Verzicht auf Dividenden für 2020

Zahlreiche Aufsichtsbehörden hatten Banken einen Verzicht auf Gewinnausschüttungen nahegelegt. Jetzt empfiehlt auch der EBF, auf Dividenden zu verzichten.

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Aufsichtsbehörden in Europa hatten den Banken nahegelegt, das Geld zu nutzen, um ihren Kunden in der Krise beizustehen und ihre eigene Stabilität zu gewährleisten. Quelle: Reuters

Nach massiven Druck der Aufseher ruft der Europäische Bankenverband (EBF) seine Mitglieder wegen der Coronakrise zum Verzicht auf Gewinnausschüttungen für 2020 auf.

Bei Entscheidungen zur Dividende für 2019 mahnte der Verband in einem Brief an die EZB-Bankenaufsicht dagegen zur Vorsicht, um keine Spekulationen über die Krisenfestigkeit der Institute ins Kraut schießen zu lassen.

Bafin-Chef Felix Hufeld und zahlreiche Aufsichtsbehörden in Europa hatten den Banken wegen der Coronakrise einen Verzicht auf Gewinnausschüttungen nahegelegt. Das Geld sollten sie vielmehr nutzen, um ihren Kunden in der Krise beizustehen und ihre eigene Stabilität zu gewährleisten.

„Für das Jahr 2020 ist die EBF der Ansicht, dass börsennotierte Banken kein Geld für Dividenden ausschütten oder Aktienrückkäufe durchführen sollten“, hieß es in dem Brief des EBF vom Donnerstagabend. „Die Bankvorstände werden über die Dividendenpolitik und etwaige Ausschüttungsbeträge am Jahresende entscheiden.“

Bei Entscheidungen zur Dividende für 2019 zeigte sich der Verband, der seit Tagen um eine einheitliche Position gerungen hatte, zurückhaltender. Der EBF sei „der festen Überzeugung, dass jede Entscheidung einer börsennotierten Bank, ihre Dividenden für 2019 zum jetzigen Zeitpunkt einzubehalten, die Wahrnehmung der Investoren über die Solvenz des europäischen Bankensektors und die Erwartungen der Aktionäre berücksichtigen muss.“

Wenn die Aktionäre noch nicht über Dividendenvorschläge für 2019 abgestimmt hätten, könnten einige Banken einen Teil oder den gesamten Betrag zurücklegen, bis die Auswirkungen der Krise besser erkennbar seien, empfahl der Europäische Bankenverband. Die Gelder könnten dann gegebenenfalls später an die Anleger ausgeschüttet werden.

Fragezeichen bei Commerzbank und Aareal Bank

Noch vergangene Woche hatte Commerzbank-Finanzchefin Bettina Orlopp bei einer Branchenkonferenz erklärt, die Bank halte an der geplanten Dividendenzahlung von 15 Cent je Aktie für 2019 fest.

Dabei ließ sie aber ein Hintertürchen offen und verwies darauf, dass letztendlich die Aktionäre auf der Hauptversammlung über die Gewinnausschüttung entscheiden. „Wir schauen das genau an und entscheiden dann verantwortungsvoll“, bekräftigte eine Commerzbank-Sprecherin am Freitag.

Die Aareal Bank stellt wegen der Corona-Krise ihre Dividende auf den Prüfstand. Das Institut erwäge weiterhin, der Hauptversammlung eine Dividende von 2,00 Euro je Aktie vorzuschlagen, beobachte aber die aktuellen Entwicklungen und Diskussionen „aufmerksam“ und werde sie „verantwortungsvoll“ bewerten, hatte der Immobilienfinanzierer am Donnerstag erklärt.

Die Deutsche Bank hatte wegen der Kosten des Konzernumbaus bereits im Juli angekündigt, für 2019 und 2020 keine Dividende zu zahlen.

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