Die Börse und die Fed „Die Zinserhöhung ist ein positives Signal“

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Auch Anleihen können zwischenzeitlich in die Knie gehen

Und neue Höchststände?
Edler: Die können natürlich kommen. Es ist sowieso verblüffend, wie das Jahr 2015 bislang verlaufen ist. Erst haben wir Gewinne von weit über 20 Prozent gesehen und dann wird der gesamte bisherige Jahresgewinn im August und September aufgefressen. Danach schnellen wir wieder hoch und sind beim Dax wieder bei knapp 11.000 und einem Jahresgewinn von gut zwölf Prozent. Dass ist eine Volatilität, die Sie in den vergangenen zehn oder 15 Jahren im Jahresverlauf schwer finden werden. Es war ein ganz bemerkenswertes Börsenjahr, das niemand so vorhersehen konnte.

Vor allem China hat für kräftige Turbulenzen gesorgt…
Edler: Vor allem im August war der Einfluss auf den exportlastigen Dax enorm. Aus unserer Sicht war das eine übertriebene Reaktion. Natürlich haben wir aufgrund unserer Exporte eine starke wirtschaftliche Verbindung zu China, aber die haben wir auch in ganz viele andere Regionen. Zur Erinnerung: Wir haben aber lediglich davon geredet, dass es in China zu einer Wachstumsabschwächung kommt. Ein Rückgang von sieben auf vielleicht fünf Prozent ist immer noch kräftiges Wachstum. Doch der deutsche Aktienmarkt reagierte, als hätten wir in Deutschland eine Rezession.

Das passt nicht wirklich zusammen und solche Übertreibungen an den Aktienmärkten schrecken viele Anleger ab.
Edler: Aktien haben nun mal ein höheres Risiko als andere Assetklassen. Für den deutschen Anleger, der sehr gerne spart und alles ganz sicher anlegt, ist es immer schwierig, solche Verluste auszuhalten und zu überstehen. Das ist auch einer der Gründe, warum wir eine Aktionärsquote von weit unter zehn Prozent haben.

Hübner: Unsere Aufgabe als Bank ist es, Anlegern klar zu machen, dass in der Niedrigzinsphase nicht nur die zu erwartenden Erträge sehr gering sind - bei Festverzinslichen haben Sie mittlerweile ja sogar einen dauerhaft versprochenen realen Substanzverlust - sondern mit dieser Situation auch erhöhte Schwankungen verbunden sind. Die Tatsache, dass die Zinsen so niedrig sind, macht die Rentenmärkte potenziell viel volatiler als wir es gewöhnt waren. Dies strahlt dann auch auf andere Kapitalmarktsegmente aus.

Die lukrativsten Märkte der letzten 20 Jahre
Platz 18: JapanDie Sutor Bank hat die 18 wichtigsten Aktienmärkte der Welt im Zeitraum von 20 Jahren untersucht, um herauszufinden, welcher Markt die stärkste Performance hatte. In der Auswertung der Hamburger Privatbank kommt Japan auf den letzten Platz. „Das war durchaus erwartbar“, kommentierte Lutz Neumann, Leiter der Vermögensberatung der Sutor Bank, das schlechte Abschneiden Japans. Auf den anderen Plätzen fanden sich allerdings ein paar Überraschungen.Durchschnittliche Performance (20 Jahre): 0,19 Prozent pro Jahr Quelle: dpa
Platz 17: ÖsterreichZiemlich oft bergab ging es auch für Anleger am österreichischen Aktienmarkt. Auf 20-Jahressicht schaffte der österreichische MSCI Austria Index immerhin doch noch ein Plus. Schlusslicht war Österreich unter anderem im Jahr 2014. Die Sanktionen gegen Russland belasteten österreichische Banken und Unternehmen, die stark in Russland engagiert sind.Durchschnittliche Performance (20 Jahre): + 1,65 Prozent pro Jahr Quelle: dpa
Platz 16: ItalienDer MSCI Italy Index gehört im internationalen Vergleich der Sutor Bank ebenfalls zu den Schlusslichtern. Besonders schlecht lief es für den italienischen Aktienmarkt in den Jahren 2010 und 2011 als die europäische Schuldenkrise aufkam.Durchschnittliche Performance (20 Jahre): + 3,99 Prozent pro Jahr Quelle: imago images
Platz 15: SingapurSingapur ist ein beliebter Finanzplatz und verfügt über eine beeindruckende Skyline. Besonders hoch hinaus kamen hier Anleger jedoch nicht. Der MSCI Singapore Index gehört zu den schwächsten innerhalb der vergangenen 20 Jahre.Durchschnittliche Performance (20 Jahre): + 5,35 Prozent pro Jahr Quelle: imago images
Platz 14: BelgienIn der Gesamtwertung kommt Belgiens Aktienmarkt nur auf den vierzehnten Platz. Allerdings holte der MSCI Belgium Index in den vergangenen Jahren deutlich auf. 2014 schlug er alle anderen Indizes mit einem Plus von 37 Prozent.Durchschnittliche Performance (20 Jahre): + 6,8 Prozent pro Jahr Quelle: imago images
Platz 13: FrankreichDer Aktienmarkt der zweitgrößten europäischen Volkswirtschaft schaffte es innerhalb der letzten zwanzig Jahr nicht unter die Top 10 (im Schnitt). Besonders schlecht lief es in den Jahren 2001 (- 18 Prozent) und 2002 (- 33 Prozent). Lutz Neumann von der Sutor Bank betont, dass die Entwicklung eher zufällig erfolgt. Eine belastbare, seriöse Vorhersage sei unmöglich, erklärt die Privatbank.Durchschnittliche Performance (20 Jahre): + 7,15 Prozent pro Jahr Quelle: imago images
Platz 12: NorwegenDer norwegische Aktienmarkt erlebte einen legendären Boom im Jahr 2009: Der MSCI Norway Index stieg um sagenhafte 81 Prozent. 2014 gehörte er allerdings zu den schwächsten Märkten, mit einem Minus von elf Prozent.Durchschnittliche Performance (20 Jahre): 7,31 Prozent pro Jahr Quelle: Imago

Wie reagieren Kunden auf die schwankenden Renten in ihren Depots?
Hübner: In Gesprächen mit unseren Kunden sind die Schwankungen an den Rentenmärkten ein Thema. Und dabei beobachten wir ein gestiegenes Bewusstsein für den bereits angesprochenen Zusammenhang von Niedrigzinsphase mit niedrigeren Wertzuwächsen und erhöhter Volatilität in einem Wertpapierportfolio.

Edler: Es tut natürlich auch bei Anleihen weh, wenn die Kurse sinken. Denn auch Renten können aufgrund von Zinssteigerungen zwischenzeitlich in die Knie gehen.

Wie „gefährlich“ ist die US-Zinswende, wenn sie denn kommt?
Edler: Ich gehe nicht davon aus, dass es unbedingt zu negativen Reaktionen an den Aktienmärkten kommen muss. Die Fed hat alles getan, um alle Marktteilnehmer so langfristig wie möglich auf diesen Schritt vorzubereiten.

Können Sie sich auch eine Erleichterungsrally vorstellen, weil der lang erwartete Zinsschritt nun endlich kommt? Entspannt das die Lage?

Hübner (lacht): Ich würde mich entspannen, wenn der Zinsschritt endlich kommt. Die Warterei kann man ja nicht mehr aushalten.

Es geht ja auch nicht mehr grundsätzlich um den Zinsschritt, sondern um das Datum…

Hübner: Ich habe schon vor zwei Monaten geschrieben „just do ist“. Schauen Sie sich die Reaktionen nach der Sitzung im September an. Der Zinsschritt blieb aus und der Aktienmarkt hat darauf nicht gerade begeistert reagiert.

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