Diversität im Top-Management Je internationaler, umso attraktiver für Absolventen

Diversity im Management lockt einheimisches Personal und ausländische Fachkräfte an. Quelle: Getty Images

Unternehmen, deren Top-Management mit verschiedenen Nationalitäten besetzt ist, steigern ihre Arbeitgeberattraktivität, so das Ergebnis einer aktuellen Studie. Welche Gründe das hat und warum ausgerechnet deutsche Firmen diese Erkenntnis beachten sollten.

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Miele, Vorwerk, Aldi, Deichmann – keines dieser bekannten Familienunternehmen hat bislang eine Frau in der Geschäftsführung und die Liste ließe sich noch weiterführen. 68 der 100 umsatzstärksten Familienunternehmen sind immer noch frauenfreie Zone. Das ergab, eine Studie der gemeinnützigen Allbright-Stiftung in der vergangenen Woche. Und das wird für die Unternehmen zunehmend zum Problem, denn: „Frauen gehen natürlich eher dahin, wo sie sehen, dass Diversität schon gelebt wird. Wenn man als erste Frau in einen Vorstand von einem Unternehmen kommt, weiß man nie so genau, wie ernst es dem Unternehmen mit Diversität ist“, so Wiebke Ankersen, Geschäftsführerin der Stiftung schon vor einigen Monaten als es bei Motorenbauer Deutz zum Streit um die Frauenquote gekommen war.  

Was für die Geschlechterdiversität bereits gut belegt ist, konnten nun Forscher der ESCP Business School und der HHL Leipzig auch für die Internationalität in den Führungsetagen belegen. Dafür hatten die Managementforscher Stefan Schmid und Tobias Dauth die Nationalitäten der Vorstände in den 100 größten Unternehmen in Deutschland, England, den Niederlanden und der Schweiz mit der Arbeitgeberattraktivität der Konzerne verglichen. Grundlage war eine Befragung durch die Beratung Universum, die der WirtschaftsWoche Jahr für Jahr exklusiv vorliegt. Der Beobachtungszeitraum umfasst neun Jahre, verzerrende Indikatoren, wie etwa die Attraktivität der Produktmarken oder den Standort der Firmenzentrale, haben die Wissenschaftler herausgerechnet. 

Das Ergebnis: Unternehmen, deren Top-Management aus verschiedenen Nationalitäten besteht, nehmen Hochschulabsolventen positiver wahr als andere. Vor allem ausländische Absolventen sehen sie eher als potenzielle Arbeitgeber. „Wir konnten klar feststellen, dass ausländischen Hochschulabsolventen die Nationalitätendiversität wichtig ist“, sagt Studienautor Schmid.
Auch auf die Wahrnehmung inländischer Fachkräfte habe sich Internationalität im Vorstand positiv ausgewirkt. „Diese Vielfalt zeigt den Bewerbern, dass es in den Unternehmen keine gläsernen Decken gibt, egal wer und wie man ist“, ordnet der Wissenschaftler das Ergebnis ein. Dabei sei es zweitrangig, ob man selbst aus dem Ausland komme oder nicht. Schließlich gebe es auch andere Diversitätskriterien. 


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Da Deutschland, wie mehrere Studien zeigen, bei der Internationalität europaweit nur im Mittelfeld rangiert, sind diese Ergebnisse für deutsche Unternehmen gleich doppelt interessant. Zum einen gibt es mittlerweile einen internationalen Arbeitsmarkt. Nur wer sich darauf einstelle und auf Englisch rekrutiere, habe zukünftig eine Chance, sagt etwa Emine Yilmaz von der Personalberatung Robert Half. „Dieses Umdenken muss jetzt stattfinden, sonst werden die Unternehmen abgehängt“, sagt die Expertin. 

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Zum zweiten steht die deutsche Wirtschaft vor einer historischen Herausforderung. Mit dem Abgang der Babyboomer-Jahrgänge in die Rente wird sich der Fachkräftemangel verschärfen und auf mehr Berufe ausdehnen. Hinzu komme, dass viele Hochschulabsolventen überhaupt keine Führungsposition mehr anstrebten, sagt Professor Schmid. „Deshalb sollten sich die Unternehmen früh für ausländische Führungskräfte öffnen und mit einer internationalen Besetzung ihres Top-Managements ein Zeichen setzen“, betont er. „Gerade in vielen asiatischen Ländern wird der berufliche Aufstieg noch höher bewertet als in Europa.“

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