BörsenWoche 399: Editorial Frauen sind an der Börse im Schnitt erfolgreicher als Männer

Bis zum Dienstag arbeiten Frauen umsonst, rechnet man den Verdienstabstand in Arbeitszeit um. Unter anderem deshalb ist Geldanlage eine Männerdomäne. Dabei erzielen Frauen bessere Renditen. Was Mann sich abschauen kann.

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Wer kümmert sich bei Ihnen zu Hause eigentlich ums Geld? Seltsame Frage? Sie müssen nicht antworten – ich habe eine Vermutung. Finanzen sind meist noch Männersache: Fast zwei Drittel der Frauen weltweit überlassen langfristige Finanzentscheidungen ihren Männern, hat die Schweizer Großbank UBS ermittelt. Ein Hauptgrund dafür ist, dass Frauen im Schnitt weniger Geld zur Verfügung haben. Der Equal Pay Day zeigt eindrucksvoll, woran das liegt. Dieser Tag fällt immer auf das Datum, bis zu dem Frauen rechnerisch umsonst arbeiten, wenn die geschlechterspezifische Einkommenslücke in Arbeitszeit umgerechnet wird – dieses Jahr ist das am 7. März.

Das Lohngefälle zwischen den Geschlechtern führen zu vielen weiteren finanziellen Klüften wie jener bei den Vermögen und den Renten. Nun wird es Sie kaum überraschen, dass es auch ein Investmentgefälle gibt. Dem Deutschen Aktieninstitut (DAI) zufolge sind nur ein Drittel der Anleger in Deutschland weiblich. Doch – und das ist neu – es gibt Hoffnung: Vergangenes Jahr sind fast 150.000 Frauen mehr zu Anlegern geworden als Männer.

Die Zurückhaltung, an den Kapitalmarkt zu gehen, ist neben dem Einkommensunterschied vor allem psychologisch bedingt. Den Vermögensverwaltern von Blackrock zufolge haben Frauen ein höheres Informations- und Sicherheitsbedürfnis. Zudem fehlt es an Vertrauen, sagen die Banker von BNY Mellon. Tatsächlich sind viele Beratungsangebote eher auf Männer zugeschnitten, was damit zusammenhängen könnte, dass die meisten Berater selbst männlich sind. Während Männer eher renditefokussiert sind, legen Frauen mehr Wert auf die Auswirkungen ihrer Investments auf Umwelt oder Gesellschaft. Nicht zuletzt halten viele Frauen Investments für zu risikoreich – dem DAI zufolge setzen sie deshalb, wenn sie investieren, eher auf Fonds.

Allerdings: Frauen sind im Schnitt erfolgreicher an der Börse als Männer. Der US-Vermögensverwalter Fidelity hat bei fünf Millionen Kundinnen und Kunden über zehn Jahre einen jährlichen Renditevorsprung der Frauen von 0,4 Prozentpunkten gefunden. Im Kleinen kann ich den Befund der Untersuchung bestätigen: Vergangenes Jahr habe ich meine Rendite regelmäßig mit der einer guten Freundin verglichen. Bis Mitte Oktober hatte ich die Nase deutlich vorn – dank hoher Spekulationsgewinne mit Short-Optionen. Sie dagegen verkaufte kaum etwas. Schön blöd? Mitnichten. Als der Markt drehte, konnte sie nachschießen und profitierte mit ihren Bestandswerten von der Erholung. Ich hingegen klammerte mich lange an meine Shorts und verlor das Gros meiner Buchgewinne. Zum Jahresende hatte meine Freundin mich abgehängt.

Meine private Stichprobe bildet die geschlechtstypischen Unterschiede beim Anlegen ziemlich gut ab: Frauen diversifizieren stärker. Verhaltensstudien zeigen, dass Männer hingegen häufiger und riskanter handeln – und sich seltener Fehler eingestehen. Möglicherweise ist der Königsweg, gemeinsam zu investieren und so das Beste aus den Geschlechterunterschieden herauszuholen. Die zeitgemäße Antwort auf meine eingangs gestellte Frage sollte jedenfalls lauten: Das machen wir zusammen.

Hier kommen Sie zum aktuellen Finanzbrief

Ich wünsche Ihnen eine schöne Woche

Ihr Lukas Schmitt

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