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BörsenWoche 400: Editorial 400. Ausgabe der BörsenWoche: Worauf ich stolz bin

Seit dem April 2015 sind 400 Ausgaben unseres Finanzbriefs erschienen: Woche für Woche ordnet die Redaktion das Marktgeschehen ein – und lag gerade in den großen Krisen seither richtig. Ein Kommentar.

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Zum 400. Mal erscheint heute eine Ausgabe der BörsenWoche. Ich hatte das große Vergnügen, an den allermeisten jener seit dem 15. April 2015 erschienen Ausgaben mitzuwirken. Und um es gleich vorwegzunehmen: Wir als Team und ich als Autor haben sicher im Laufe der Jahre einiges falsch gemacht. Im Kleinen, wenn wir etwa bei manchen Aktien oder anderen Wertpapieren zu früh dran waren oder Risiken übersehen haben, die man hätte erkennen können. Und natürlich auch im Großen: Dass die Börse sich nach dem Coronaschock so dynamisch erholen würde, habe ich lange für unwahrscheinlich gehalten. Ebenso, dass Russland tatsächlich sein Nachbarland Ukraine überfällt und dort seit inzwischen über einem Jahr unermessliches Leid über die Menschen bringt.

All das also habe ich vielleicht falsch antizipiert. Aber, und darauf blicke ich mit einem gewissen Stolz: Ich habe stets der Versuchung widerstanden, Ihnen irgendeine meiner Überlegungen als absolute Wahrheit zu verkaufen. Im Archiv habe ich ein paar Beispiele dafür herausgesucht – anhand der großen Krisen, die es seit Start der BörsenWoche gab. Zum Beispiel beschrien zum Jahresstart 2016, als der Dax seine erste veritable Baisse in dieser Zeit erlebte, interessierte Kreise das Ende von Buy-&-Hold-Strategien – wegen der starken Kursschwankungen. Das hielt ich für Quatsch. Ich schrieb auf, dass der Ansatz gegenüber hektischem Hin und Her einen strukturellen Vorteil hat und meiner Meinung nach nicht besser oder schlechter funktionieren wird als in früheren Epochen (Ausgabe 40). Gute sieben Jahre später lässt sich sagen: stimmt.

Zum Coronacrash schrieb ich am 18. März 2020 an dieser Stelle: „Sollte die Welt auch diese Krise überstehen, wovon ich (...) bei aller berechtigten Sorge ausgehe, dann werden an der Börse wieder andere Zeiten kommen. Deswegen kaufen wir nun.“ Dass das ziemlich genau der Tiefpunkt werden sollte, wusste ich natürlich nicht. Genau das habe ich aber auch geschrieben. Solide Einordnung des Börsengeschehens, ohne Panik oder Aktionismus, ist seit 400 Ausgaben Markenkern der BörsenWoche.

Seit dem April 2015 sind 400 Ausgaben unseres Finanzbriefs erschienen: Woche für Woche ordnet die Redaktion das Marktgeschehen ein – und lag gerade in den großen Krisen seither richtig.

Die lieferten wir auch im Fall Wirecard. Dafür brauchte es nicht mal tiefe Recherchen. In der Ausgabe vom 3. Juni 2020, also gut zwei Wochen vor der Insolvenz, habe ich im Editorial beschrieben, wie seltsam Wirecard auf Kritik und den KPMG-Bericht reagierte: „Für den Konzern war der Bericht ein Desaster. In offiziellen Mitteilungen machte der trotzdem beharrlich schönes Wetter. Die massive Kritik von KPMG dabei einfach unter den Tisch fallen zu lassen, hat Anleger gründlich auf die falsche Bahn gesetzt.“ Der Text ist ordentlich gealtert und unterscheidet sich damit deutlich von den Einschätzungen etwa Frank Thelens zu Wirecard zur gleichen Zeit („habe gekauft, weil ich auf Fundamentals gucke“).

Hier kommen Sie zur aktuellen Ausgabe des Finanzbriefs

Den Balanceakt zwischen klarer Einschätzung und Demut angesichts der Tatsache, dass man gerade an der Börse nie alles wissen kann, ist uns im Großen und Ganzen gut gelungen, finde ich. Ich hoffe, dass Sie es auch so sehen und uns auch in Zukunft gewogen bleiben. Und wünsche Ihnen einen kühlen Kopf beim Investieren.

Ihr Georg Buschmann

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