ARCHIV - 23.04.2022, Nordrhein-Westfalen, Gelsenkirchen: Fußball: 2. Bundesliga, FC Schalke 04 - SV Werder Bremen, 31. Spieltag, Veltins Arena: Ein Schalke-Logo weht an der Eckfahne. (zu dpa: «Schalke weiter auf der Suche: Training erneut mit Assistent Kreuzer») Foto: David Inderlied/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ Quelle: dpa

BörsenWoche Editorial Fußball-Bonds sind nur noch was für echte Fans

Riskant waren die Anleihen von Fußballklubs schon immer, boten dafür aber zumindest lange ordentliche Renditen. Doch ausgerechnet der aktuelle Zinsanstieg geht an den Bonds fast komplett vorbei.

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Haben Sie zufällig gerade 300 Millionen Euro aufwärts locker und wollen sich in Europas populärstem Sport ein wenig Soft Power kaufen? Dann haben Sie Glück: Denn wie die „Financial Times“ vergangene Woche berichtete, sucht die chinesische Suning-Gruppe einen Käufer für ihren Anteil am italienischen Spitzenklub Inter Mailand.

Die Chinesen hatten sich vor sechs Jahren für 306 Millionen Dollar (etwa 310 Millionen Euro) mit 70 Prozent am sechsfachen Europapokal-Sieger beteiligt. Helfen soll bei der Suche laut „FT“ derselbe Berater, der schon den Verkauf der Anteile des russischen Oligarchen Roman Abramowitsch am FC Chelsea Anfang des Jahres begleitet hatte.

Den Fußball plagen viele Probleme

Weniger Investorengeld aus Russland und China, die finanziellen Einbußen durch die Pandemie und die bevorstehende Rezession, die die Zahlungsbereitschaft der zuschauenden Kundschaft merklich einschränken dürfte: Der europäische Fußball hat es schwer in diesen Zeiten. Das lässt sich auch an den Aktienkursen großer europäischer Klubs ablesen. Die ohnehin vom Coronaschock angeknacksten Aktien von Borussia Dortmund, Juventus Turin und Ajax Amsterdam haben seit Jahresbeginn nochmals zweistellig verloren.

Schlecht für einen wie Lars Windhorst. Der schillernde Investor wäre seinen vor Corona gekauften Zwei-Drittel-Anteil am „Big-City-Club“ Hertha BSC Berlin lieber gestern als heute los. Allerdings hat er mit 374 Millionen Euro einen Preis bezahlt, der einen verlustfreien Verkauf ungefähr so schwer macht wie einen Auswärtssieg von Energie Cottbus beim FC Bayern. In Unterzahl.

Angesichts dieser Probleme im Fußballgeschäft ist eine andere Entwicklung umso erstaunlicher. Denn viele Fußballvereine haben keine Aktien, sondern Anleihen emittiert, die über die Börse handelbar sind. Darunter sind etwa die Bundesligisten Schalke, Bremen und Hertha sowie der Zweitligist Hamburger SV. Weil die Renditen an den Anleihemärkten insgesamt stark gestiegen und die wirtschaftlichen Probleme der Fußballklubs keinesfalls verschwunden sind, könnte man meinen, dass die Anleihen inzwischen Fabel-Renditen abwerfen. Aber Pustekuchen: Zwischen viereinhalb und sechseinhalb Prozent bringen die Fußball-Bonds aktuell. „Nur“, muss man sagen.

Risiko ja, Rendite nein

Denn die Renditen sind viel weniger stark gestiegen als die von Bundesanleihen oder sie sind sogar gefallen. Der bis 2026 laufende Bond von Werder Bremen etwa rentiert derzeit mit 4,4 Prozent, also um 79 Basispunkte niedriger als zu Jahresstart. Die Rendite einer Bundesanleihe mit vergleichbarer Laufzeit liegt heute um 243 Basispunkte höher als damals. Der Risikoaufschlag der Fußball-Anleihen ist also regelrecht kollabiert. „Risiko ja, Rendite nein“, ist wohl das Motto.

Diese Kursentwicklung ist völlig irre. Ebenso wie manche Preisfeststellung: Der Werder-Bond zum Beispiel wurde an der Börse Stuttgart vergangene Woche zeitweise mit einem Spread von drei Prozentpunkten gehandelt – das entspricht einem halben Kupon. Wer angesichts dessen und der eigentlich absurd hohen Kurse trotzdem kauft, sollte wissen, dass das im besten Fall ein emotional gutes Geschäft ist. Finanziell ist es das ziemlich sicher nicht.

Ihr Georg Buschmann

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