Gold hat seinen Status als Krisenwährung keinesfalls verloren. Quelle: imago images

Edelmetall Trotz der Kursschwäche spricht weiterhin vieles für Gold

Bei Gold sind die Kursgewinne seit Jahresbeginn dahin. Warum Anleger trotzdem auf das Edelmetall setzen sollten.

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1732 Dollar je Feinunze. Günstiger gab es Gold seit September 2021 nicht mehr. Dabei gilt das Edelmetall als sicherer Hafen in schwierigen Zeiten. Nach dem Beginn des Überfalls Russlands auf die Ukraine kletterte der Goldpreis in der Spitze bis auf rund 2050 Dollar. Die Kursgewinne seit Jahresbeginn sind dahin – zuletzt hat sich der Abverkauf beschleunigt.

Hat Gold seinen Status als Krisenversicherung verloren? Nein. Aber der Betrachtungszeitraum spielt eine Rolle – während akuter Krisenphasen wie jetzt hat Gold schon häufiger nachgegeben.

Trotz der aktuellen Kursschwäche spricht weiterhin viel für das Edelmetall. Allem voran die Inflation. Gerät die Preisstabilität aus den Fugen, erhöhen Notenbanken gewöhnlich die Zinsen. Durch den steigenden Zins werden Anleihen attraktiver – scheinbar ein Nachteil für Gold. Metall bringt schließlich keine Zinsen. Die beliebte Faustformel „steigende Anleiherenditen gleich fallender Goldpreis“ stimmte historisch aber längst nicht immer.

Der Hauptgrund für den Gold-Abverkauf

Nehmen wir die späten Siebziger und frühen Achtziger als Vergleichszeitraum zu heute. Damals stieg die US-Inflation derart stark, dass die US-Notenbank den Leitzins auf beachtliche 20 Prozent anhob. Die dadurch ausgelöste Rezession führte zur höchsten Arbeitslosigkeit in den USA seit der Großen Depression – die Inflation aber war passé. Und der Goldpreis? Konnte sich innerhalb dieser Dekade in der Spitze trotzdem mehr als verzehnfachen. Das zeigt: Ganz so eindeutig sind die Zusammenhänge oft nicht.

Aber auch mit Analogien zwischen früher und heute sollte man vorsichtig sein. Die Goldpreisrally damals gab es auch, weil Anfang der Siebzigerjahre die Goldpreisbindung des Dollar aufgehoben wurde. Der zuvor drei Jahrzehnte bei 35 Dollar festgetackerte Preis je Unze stand danach unter großem Anpassungsdruck nach oben. Das ist heute anders.

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Zum anderen war die Staatsverschuldung seinerzeit viel niedriger, was die starken Zinserhöhungen erleichterte. Heute ist besonders in der Eurozone fraglich, ob die Notenbank den Leitzins stark genug anheben kann, um die Inflation einzudämmen. Solange die Zinsen unter der Inflationsrate dümpeln, wird in Bonds angelegtes Geld nach Abzug der Inflation an Wert verlieren und Gold attraktiv bleiben. Schwierig wird es erst, wenn auch die Realrenditen wieder in den positiven Bereich zurückkehren – was bald durchaus passieren könnte.

Der jüngste Abverkauf beim Gold hat allerdings einen anderen Hauptgrund: Gold wird in US-Dollar gehandelt. Und der Dollar stieg vergangene Woche zwischenzeitlich auf ein 20-Jahres-Hoch. Ein starker Dollar verteuert den rechnerischen Kaufpreis für ausländische Investoren – die Nachfrage sinkt. Charttechnisch sieht es für Gold kurzfristig schwierig aus: Erholt sich der Kurs nicht nachhaltig über 1750 Dollar, dürfte es weiter nach unten gehen bis in den Bereich um 1680 Dollar.

Hier liegen mehrere markttechnisch wichtige Unterstützungsmarken. Sollten sie nicht halten, ist der Weg nach unten erst einmal frei. Langfristig bleiben wir optimistisch und halten an unserer Goldposition fest.

Wer gerne einsteigen will, sollte vor dem Kauf aber warten, bis sich der Kurs stabilisiert, um nicht ins fallende Messer zu greifen.

Ihr Lukas Schmitt

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