E-Bikes Dem Boom geht die Luft aus

Mit zweistelligen Wachstumsraten haben die Pedelecs in den vergangenen Jahren Händler und Hersteller verwöhnt. Doch eine Studie zeigt: Langsam ist die Sättigung erreicht.

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E-Bikes, die Alternative zum Auto. Quelle: dpa

Jahrelang hat der Boom bei den E-Bikes den Fahrradmarkt zu zweistelligen Wachstumsraten getrieben. Doch nun hat das rasante Umsatzwachstum bei den elektronisch unterstützen Zweirädern offenbar seinen Zenit erreicht. Nach einer Studie des Kölner Handelsforschungsinstituts IFH und der BBE Handelsberatung wird der Umsatz mit Fahrrädern in den kommenden Jahren im Schnitt nur noch mit 3,8 Prozent wachsen.

Auch der Anteil der E-Bikes an den Zweirädern scheint eine Sättigung erreicht zu haben. Aktuell liegt der Anteil am Umsatz bei 39 Prozent. Nach Einschätzung des Handelsexperten Uwe Krüger vom IFH wird die Schwelle von 40 Prozent zwar noch bis zum Jahr 2020 fallen. Ein weiteres Wachstum auf bis zu 50 Prozent sei jedoch noch „utopisch“.

Da die E-Bikes im Schnitt deutlich teurer sind, ist ihr Anteil an der Zahl der Fahrräder natürlich deutlich geringer. Nach Berechnungen des Zweirad-Industrie-Verbandes ZIV wurden im vergangenen Jahr 535.000 E-Bikes verkauft. Das sind 12,5 am Gesamtmarkt. Der ZIV erwartet mittelfristig einen Anteil von über 15 Prozent.

Im vergangenen Jahr hat der Fahrradmarkt erneut eine Milliardenschwelle geknackt. Insgesamt stieg der Fahrradumsatz in Deutschland auf 3,1 Milliarden Euro. Damit wuchs der Markt seit 2010 jährlich im Schnitt um zehn Prozent. Mit dieser Dynamik könne keine andere Konsumgüterbranche konkurrieren, so die Einschätzung des IFH.

Treiber des Marktes waren 2015 nach IFH-Berechnungen mit einem Plus von 14,7 Prozent erneut E-Bikes. Diese machten zwischenzeitlich bereits 38,7 Prozent des Umsatzes im Gesamtmarktes aus.

Um diese Dynamik noch wenig zu verlängern, versuchen die Hersteller jetzt, den E-Bike-Trend auf die Mountainbikes zu erweitern. Fast jeder Anbieter hat mittlerweile Cross-Räder mit Hilfsmotor im Programm. Der Verband ZIV hat bereits angekündigt, die Verkaufszahlen von E-Mountainbikes künftig separat zu erfassen.


Preiswerte Kfz-Alternative

Ungefähr 95 Prozent aller verkauften E-Bikes sind sogenannte Pedelecs. Bei diesen Fahrzeugen wird die Tretkraft bis zu einer Geschwindigkeit von max. 25 km/h und mit einer Nenndauerleistung des Elektromotors von max. 250 Watt unterstützt.

Experte Krüger sieht das Potenzial des E-Bikes aber nicht nur im privaten Bereich. Sowohl in Ballungsräumen als auch im ländlichen Raum werde es zu einer preiswerten Kfz-Alternative. „E-Bikes eignen sich dabei nicht nur für die private Nutzung, sondern auch für gewerbliche Zwecke wie zum Beispiel Zustelldienste“, so Krüger.

Auch die Handelsberatung BBE warnt, dass der Fahrradmarkt für die Händler kein Selbstläufer ist. „Gerade in Zeiten positiver Umsatzentwicklungen und steigender Gewinne ist es von hoher Bedeutung sich für die Zukunft zu rüsten und deutlich zu positionieren“, sagt Florian Schöpf von BBE. Dies bedeute für Händler die Verfolgung einer klaren Strategie und Optimierung aller Prozesse – vom Erscheinungsbild, über die Mitarbeiter und der Marktkommunikation bis hin zum Sortiment. Denn der Markt wird immer attraktiver für Wettbewerber aus komplementären Branchen oder für finanzkräftige Investoren – stationär und online“, so Schöpf.

Denn obwohl das Fahrrad und insbesondere das E-Bike ein beratungsintensives Produkt ist, kaufen es die Deutschen gerne im Internet. So erreichte der Online-Anteil am Fahrradumsatz schon bei 15 Prozent. Und nach Einschätzung des IFH dürfte dieser Anteil bis 2020 auf voraussichtlich 26 Prozent steigen.

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