Einkaufsmanagerindex Umfrage: Europas Wirtschaft bleibt nach Kriegsbeginn auf Wachstumskurs

Der Ukrainekrieg beeinflusst weltweit Lieferketten und die Nachfrage. Der Wirtschaft in Deutschland und der Euro-Zone scheint das weniger auszumachen als erwartet – zumindest noch.

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Die weltweit unterbrochenen Lieferketten beeinflussen die Wirtschaft in Deutschland und der Euro-Zone einer Umfrage zufolge überraschend wenig. Quelle: dpa

Die deutsche Wirtschaft hat nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine überraschend wenig an Schwung verloren. Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft – Industrie und Dienstleister zusammen – fiel im März um 1,0 auf 54,6 Punkte.

Das viel beachtete Konjunkturbarometer hielt sich aber klar über der Marke von 50, ab der es Wachstum signalisiert, wie S&P Global zu der am Donnerstag veröffentlichten monatlichen Unternehmensumfrage mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten einen stärkeren Rückgang auf 53,7 Zähler erwartet.

„Vor dem Einmarsch Russlands in die Ukraine war die deutsche Wirtschaft im Zuge der abgeschwächten Lieferengpässe und der Lockerung der Corona-Eindämmungsmaßnahmen auf Erholungskurs“, sagte Ökonom Phil Smith von S&P Global. „Doch nun steht sie vor einem sehr viel unsichererem Weg.“ Die Industrie etwa sei von unterbrochenen Lieferketten und einer sinkenden Exportnachfrage betroffen.

Das Wiederaufflammen der Corona-Pandemie beim wichtigsten Handelspartner China schade zusätzlich, sagte Smith. Auch verstärke sich der Inflationsdruck noch weiter, da höhere Rohstoffkosten zu einem beispiellosen Anstieg der Einkaufspreise führten. „So ist davon auszugehen, dass der Krieg und seine Folgen für die Preise, die Lieferketten und die Nachfrage im Verlauf des Jahres Auswirkungen auf das Wachstum haben werden“, sagte er

Führende Institute haben nach Ausbruch des Krieges am 24. Februar ihre Konjunkturprognosen für Deutschland stark gesenkt. „Wir erwarten in diesem Jahr nur noch zwischen 2,2 und 3,1 Prozent Wachstum“, sagte etwa Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser.

Zuvor hatten die Münchner Ökonomen noch mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 3,7 Prozent gerechnet. „Die russische Attacke dämpft die Konjunktur über deutlich gestiegene Rohstoffpreise, die Sanktionen, zunehmende Lieferengpässe bei Rohmaterialien und Vorprodukten sowie erhöhte wirtschaftliche Unsicherheit“, hieß es nun.

Inflation macht Ökonomen Sorgen

Auch die Wirtschaft der Euro-Zone zeigt sich von der Invasion weniger beeindruckt als gedacht. Dort fiel der Einkaufsmanagerindex im März um 1,0 auf 54,5 Punkte. Das Konjunkturbarometer blieb allerdings ebenfalls klar über der Marke von 50. Ökonomen hatten laut Reuters mit einem stärkeren Rückgang auf 53,9 Zähler gerechnet.

Keine Entwarnung gibt es hingegen bei der Inflation, sagte S&P-Global-Experte Chris Williamson. „In der Zwischenzeit hat der Krieg den bestehenden pandemiebedingten Preisdruck und die Lieferengpässe verschärft, was einen Rekordanstieg der Kosten und Verkaufspreise nach sich zog.“ Dies werde sich in den kommenden Monaten unweigerlich in höheren Verbraucherpreisen niederschlagen.

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