Ende der Kostenlos-Kultur? Wo Sie immer noch nichts fürs Girokonto zahlen

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Was tun, wenn das Konto zu teuer wird?


Wie transparent sind Girokonten?

Den Überblick über alle Bankgebühren zu behalten ist schwierig und häufig mit aufwendigen Recherchen verbunden. So schreibt beispielsweise die Volksbank Düsseldorf-Neuss in ihrer Übersicht zum GiroOnline mehrfach: Weitere Dienstleistungen werden gemäß Preisaushang bzw. Preis- und Leistungsverzeichnis berechnet“. Online ist das detaillierte Verzeichnis nicht einsehbar. Laut Finanzportal Biallo veröffentlichen lediglich zwei Drittel aller VR-Banken eine Auflistung der Gebühren im Internet. Bei der Santander Bank wiederum ist weder in der Online-Übersicht für das „1,2,3 Girokonto“ noch in einem verlinkten PDF-Faltblatt die Höhe des Dispozinses ersichtlich.

Einige Banken gehen dazu über, jeden Buchungsposten einzeln zu berechnen.  „So eine Gebührenstruktur erschwert die Vergleichbarkeit und verschleiert die Gesamtkosten.", kritisiert Dirk Eilinghoff, Teamleiter Bankprodukte beim Verbraucherportal Finanztip. Finanzexperte Pauli sieht die Verantwortung in den Händen des Gesetzgebers. Der lasse es seit 2009 zu, dass Einzelvorgänge abrechenbar wurden, die bis dahin in der bezahlten Kontoführung enthalten waren. Banken könnten nach Belieben ihre Kontomodelle umstellen und „das Schweigen der Verbraucher gilt nach zwei Monaten als Zustimmung“, sagt Pauli.

Sind Bankdienstleistungen in Deutschland billig oder teuer?

In Deutschland zahlt ein Kontonutzer laut „Finanzscout.de“ im Durchschnitt 89 Euro im Jahr für sein. Im europäischen Vergleich liegt Deutschland damit im Mittelfeld. Günstiger ist die Nutzung des Girokontos in Portugal, Belgien und Bulgarien: Dort werden jährlich weniger als 50 Euro bezahlt. In Spanien und Italien dagegen zahlen Kunden besonders viel für die Nutzung ihres Girokontos: Inklusive Karten, Dispozinsen und Telefonbanking fallen durchschnittlich mehr als 250 Euro pro Jahr an. Doch auch außerhalb Europas gibt es Länder, in denen die Kontogebühren deutlich höher sind. In den USA bezahle man für viele alltägliche Bankprodukte drei- oder viermal so viel, sagte Deutsche-Bank-Chef John Cryan kürzlich bei einer Handelsblatt-Veranstaltung. „Stellen Sie sich mal vor, wir würden für eine einfache private Überweisung an eine andere Bank mehrere Dollar verlangen“, so Cryan.

Was tun, wenn das eigene Konto zu teuer wird?

Die Verbraucherzeitschrift „Finanztest“ rät Bankkunden zu einem Wechsel, wenn die Kosten für das Girokonto 60 Euro im Jahr übersteigen. Auf Verhandlungen lassen sich Banken höchsten gegenüber langjährigen Kunden ein. Seit 2016 geltende Vorschriften erleichtern den Übertritt zu einer Konkurrenzbank. Demnach müssen die beteiligten Banken beim Kontowechsel helfen, beispielsweise bei der Überweisung von Guthaben oder dem Austausch von Kundendaten. Dafür können sie allerdings wiederum Gebühren erheben. Im besten Fall kümmert sich die neue Bank jedoch um den kompletten Schriftverkehr. Bei Problemen sollten sich Kunden an die Verbraucherzentralen wenden.

Vergleichsportale wie Check24, Verivox oder Biallo erleichtern die Suche nach dem passenden Konto. Um auf Nummer sicher zu gehen, bleibt Verbrauchern das Durchforsten von Preisverzeichnissen jedoch nicht erspart, denn oftmals lassen sich erst im Kleingedruckten versteckte Gebühren entdecken. Zwar gibt es sie noch, die Gratiskonten. Doch auch Verbraucherschützer Pauli sagt: „Konten dürfen kosten, aber diese Preise müssen angemessen sein.“


Elf kostenlose Girokonten im Überblick

BankKontoKreditkarteKostenlos Bargeld abhebenDispo-ZinsBeleghafte Überweisung

1822direkt

1

GiroSkyline29,90 Euro; 0 Euro ab 4000 Euro Monatsumsatz Ja, an 25.700 Automaten7,43%1,50 Euro
ComdirectGirokonto0 EuroJa, an 9000 Automaten6,50%1,90 Euro
ConsorsbankGirokonto0 EuroNur mit Kreditkarte7,75%2,95 Euro
DKBDKB-Cash0 EuroNur mit Kreditkarte6,90%0 Euro
ING-DibaGirokonto0 EruoJa, an 1300 Automaten6,99%0 Euro
n26N26 Girokonto0 Euro3 bis 5 Abhebungen pro Monat8,90%nicht möglich
NorisbankTop-Girokonto0 EuroJa, an 9000 Automaten10,85%Selbstbedienung am Belegscanner

PSD Niederbayern-Oberpfalz

2

GiroDirekt0 EuroJa, an 19.200 Automaten6,84%0 Euro
Santander1,2,3 Girokonto0 EuroJa, an 3000 Automaten7,49%1,50 Euro
Santander Consumer BankGirokonto Kombi0 EuroJa, an 3000 Automaten8,05% - 11,30%1,50 Euro
WüstenrotTop Giro0 EuroJa, an 2900 Automaten10,87%3,00 Euro

1Vorraussetzung: Ein monatlicher Geldeingang, Höhe egal; Sonst kostet das Konto 3,90 Euro monatlich

2Online-Banking kostet 8 Cent pro angeforderter TAN, ab er der 11. TAN im Monat

Übersicht ohne Anspruch auf Vollständigkeit; Quelle: Finanztest 9/2016, eigene Recherche

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