Arbeitserleichterung Wie Virtuelle Persönliche Assistenten das Sekretariat ersetzen

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Die Kunden profitieren von unterschiedlichen Lohnniveaus und Zeitzonen Quelle: Nicholas Blechman

„Ich habe jemanden gesucht, der auf Zuruf sowie stundenweise arbeitet und mir Kleinigkeiten abnimmt, ohne dass ich gleich jemanden anstellen muss“, sagt Hahn und rechnet vor: Während ihn eine festangestellte Assistentin rund 2500 Euro im Monat kosten würde, schlage der VPA nur mit 1120 Euro zu Buche. Mehr noch: Weil er aber noch gar keine Vollauslastung brauche, nehme er derzeit monatlich nur 40-, 60- oder 80-Stunden-Pakete ab und zahle dafür lediglich zwischen 360 und 640 Euro.

Doch auch Festangestellte nutzen derlei Helfer. Alexander Witt, 28, ist Unternehmensberater und lässt sich etwa via Indien Termine beim Frisör oder Arzt vereinbaren. Berufliches kann er zwar nicht delegieren, weil er dann sensible Daten herausgeben müsste. Doch auch so hilft ihm der Service weiter: „Ich bin international viel unterwegs, arbeite 10 bis 14 Stunden pro Tag, und am Wochenende komme ich nicht dazu, Termine zu machen“, sagt er: „Da schreibe ich lieber abends im Hotel eine E-Mail, und die Sache wird erledigt.“

Spezialisten statt Ferienjobber

Bisher besteht das deutsche Team in Indien noch aus vier Mitarbeitern, im Vergleich zu 200 insgesamt. Doch will auch Prakasham die Mannschaft vergrößern.

Dazu muss er wohl allerdings seine Preisstruktur überdenken, denn der Stundenlohn seiner indischen Assistenten liegt derzeit noch über dem der polnischen: Wer ohne Vertragsbindung bucht – „Pay as you go“ heißt das bei GetFriday –, zahlt im Schnitt 15 Euro pro Stunde – bei Strandschicht sind es nur zehn.

Prakasham hält sein Angebot dennoch für konkurrenzfähig. Auch in den USA habe es anfangs Kritiker gegeben, die meinten, für solche Honorare könne man auch College-Studenten engagieren. Doch würden bei GetFriday eben keine Ferienjobber arbeiten, sondern ausgebildete Spezialisten. Behauptet Prakasham jedenfalls.

Ob sich der Service – ob nun mit Spezialisten oder einfachen Hilfskräften – für die Kunden rechnet, ergibt meist schon eine simple Rechnung: Sobald der eigene Stundenlohn den des Dienstleisters übertrifft und vorausgesetzt, man kann in derselben Zeit eigenes Geld verdienen, lohnt es sich nicht, die Dinge selbst zu erledigen.

Kopf frei für Wichtigeres

Die Tücken solcher Assistenzjobs stecken dann jedoch eher im Detail: Die meisten VPA-Erstnutzer müssen anfangs erst noch lernen, welche Jobs sie überhaupt abgeben und welche optimalen Zeitvorgaben sie dazu machen können.

Natürlich ist es manchmal mehr Arbeit, kleine Aufgaben erst zu formulieren, statt sie schnell selbst zu erledigen. Andererseits ist genau das der Denkfehler, den Menschen machen, die nicht delegieren können: Sie lassen sich von vielen kleinen Aufgaben beherrschen, die sie immer wieder aus wesentlich wichtigeren Projekten herausreißen.

Und nicht selten verpassen sie so jene Gelegenheiten, herausragende Leistungen zu erbringen oder bahnbrechende Ideen zu gebären, die so manche Karriere erst beflügelt haben.

Oder wie es der einstige Ölmagnat und Multimilliardär, John D. Rockefeller, auf den Punkt brachte: „Man sollte niemals etwas tun, was jemand anderes für einen erledigen kann.“

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