Ausgebrannt im Job Vier Fragen und Antworten zum Thema Burnout

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Was Sie als Arbeitgeber tun können, wenn Ihre Mitarbeiter erschöpft sind

Dass Arbeitgeber für den Schutz ihrer Angestellten sorgen müssen, ist in den gesetzlichen Regelungen für Arbeitsschutz festgehalten. Unter Art. 5 (3) werden auch psychische Belastungen bei der Arbeit als Gefährdung aufgezählt. Arbeitgeber haben hier die Möglichkeit, mit den Krankenkassen zusammen zu arbeiten: Unternehmer können dort nachfragen, aus welchen Gründen ihre Mitarbeiter ausfallen. Die Auskunft erfolgt natürlich anonymisiert.

Fallen besonders viele Arbeitnehmer aufgrund von psychischen Problemen aus, rät Jennifer Hüge, Coach für Stressmanagement und Burnout-Prophylaxe bei MILD, mit einem externen Experten zusammen zu arbeiten. Verschiedene Förderprogramme bieten Unternehmen die Möglichkeit, Mitarbeiter in Führungspositionen zu Coachings anzumelden oder bieten eine Unternehmensprofilaxe an.

Die durch die Experten ermittelten Problempunkte können sehr unterschiedlich sein: Häufig sorgt das Arbeitsumfeld für Stress bei den Mitarbeitern, zum Beispiel im Großraumbüro. Auch Probleme bei der Kommunikation im Unternehmen oder schlecht ausgebildete Führungskräfte führen zu gestressten Mitarbeitern.

Auswertung

In Programmen für Führungskräfte lernen diese unter anderem, wie sie ihren Mitarbeiter Orientierung bieten können. Außerdem werden sie darüber aufgeklärt, wie sie Maßnahmen für Feedback und Wertschätzung in den Arbeitsalltag integrieren können. Eine gute Kommunikation zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer ist  Grundlage für ein gesundes Arbeitsklima.

Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin empfiehlt in ihrem Bericht zur psychischen Gesundheit unter anderem, die Arbeit anders zu organisieren. Jennifer Hüge erklärt: „Jede Branche hat verschiedene Bereiche, in denen die Mitarbeiter besonders belastet werden.“ Eine Erzieherin ist zum Beispiel den ganzen Tag einem hohen Geräuschpegel ausgesetzt, Bauarbeiter leisten häufig besonders harte, körperliche Arbeit.“ Lösungen können ein Umverteilung der Aufgaben, das Aufstocken von Personal oder flexiblere Arbeitszeiten sein.

Was sind Warnsignale für Arbeitnehmer?

Viele merken erst relativ spät, dass sie überfordert sind oder in einem Burnout-Verlauf sind. Das ist ein Prozess und geschieht nicht von heute auf morgen“, erklärt Expertin Hüge und verweist auf das Phasenmodell nach Freudenberger, welcher den Weg zum Burnout in zwölf Stadien einteilt. „Kann man nicht mehr abschalten, hat körperliche Beschwerden oder bemerkt sogar eine negative Veränderung im eigenen Verhalten, sollte man zunächst den Hausarzt aufsuchen.“ Dieser könne dann körperliche und organische Ursachen für etwa eine Depression oder anderweitigen psychische Problemen abklären. Eine Schilddrüsenunterfunktion beispielsweise kann eine ähnliche Symptomatik wie eine depressive Verstimmung aufweisen.

Bei psychischen Ursachen sei ein Gespräch mit einem speziell im Bereich Stress und Burnout ausgebildeten Coach oder Psychologischen Psychotherapeuten sinnvoll. Jennifer Hüge rät: „Es ist wichtig, sich extern Hilfe zu suchen. Das kann im Coaching sein, ein Ansprechpartner in der Firma, wie zum Beispiel der Betriebsrat, oder tatsächlich eine Therapie. Den Betriebsrat um Hilfe zu bitten ist besonders sinnvoll, wenn ein Burnout durch zu viel Stress und Leistungsdruck oder schlechte Arbeitsbedingungen entsteht. Häufig sind die Betroffenen nicht allein und es kann gemeinsam eine Lösung gefunden werden.“

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