500 Berufe im Check Wie viel Geld Sie jetzt verlangen können

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Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen

Das konnte vor einigen Monaten auch die US-Wissenschaftlerin Hannah Riley Bowles von der Harvard-Universität nachweisen. Für eine Studie im August 2012 zeigte sie etwa 500 Personen verschiedene Videos von Männer und Frauen. Darauf simulierten diese eine Gehaltsverhandlung mit ihrem Vorgesetzten. Doch dabei bemerkten die Probanden auffallend häufig, dass die Frauen mit dem Selbstbewusstsein eines Eichhörnchens auftraten. Die einen entschuldigten sich für ihre Bitte nach mehr Gehalt, die anderen wollten sich für ihr Anliegen rechtfertigen, wieder andere kokettierten mit dem Angebot eines direkten Konkurrenten.

Falsch verhandelt

Danach wollte Bowles von den Probanden wissen, ob sie die Frauen auf den Videos gerne als Kolleginnen haben wollten. Wenig überraschend: Die meisten bejahten das, denn sie waren ihnen wegen des zurückhaltenden Auftretens sympathisch. Im nächsten Schritt fragte die Wissenschaftlerin, ob sie den so sympathischen Frauen nach der Verhandlung auch eine Gehaltserhöhung gönnen würden. Und siehe da: Die meisten verneinten das.

Nur wenn die Frauen klar und deutlich mehr Geld forderten, gingen die Testpersonen auf diesen Wunsch ein, ansonsten lehnten sie ihn ab. Bei den Männern war es nebensächlich, wie diese argumentierten – ihnen gestatteten die Befragten die Erhöhung fast automatisch. Offenbar wird von Männern ohnehin erwartet, dass sie regelmäßig mehr Geld verlangen, resümierte Bowles. Frauen hingegen müssen direkter danach fragen.

12 Karriere-Mythen

Bei Telefónica-Trainee Cora Schmidt stellte sich diese Frage gar nicht erst. Natürlich informierte sie sich vorher, mit welchem Gehalt sie nach dem Abschluss in etwa rechnen konnte. Doch ebenso klar war ihr, dass das Trainee-Gehalt bei Telefónica nicht verhandelbar ist – wie bei den meisten dieser Programme für Nachwuchsführungskräfte. Doch Schmidt sind ohnehin die Vorteile wichtiger, die sich nicht unmittelbar in Geld aufwiegen lassen.

Zum einen ist sie während des zweijährigen Programms nur 18 Monate in München, sechs Monate verbringt sie im europäischen Ausland. Sie trifft sich alle paar Wochen mit den anderen Trainees der europäischen Standorte. Sie nimmt an verschiedenen Workshops teil, darunter Seminare zu Markenpolitik, Unternehmenskultur oder Kundenbindung. Sie mag die Atmosphäre im Unternehmen. Doch zum anderen hat sie die Aussicht, dass sie nach Ablauf des Programms nicht nur vom Unternehmen weiterbeschäftigt wird, sondern auch eine Führungsposition besetzen kann.

Spätestens dann wird ihr Gehalt ohnehin steigen.

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