Abstand halten Rückkehr aus dem Homeoffice: Büros müssen sich verändern

Bitte Abstand halten! Derzeit überlegen Unternehmen, wie sie ihre Büroflächen umgestalten müssen, um das Ansteckungsrisiko in ihrer Belegschaft so niedrig wie möglich zu halten. Quelle: dpa

Noch arbeiten die meisten Deutschen im Homeoffice. Doch immer mehr Arbeitnehmer kehren zumindest tageweise ins Büro zurück. Die Unternehmen denken bereits darüber nach, wie diese dann aussehen müssten.

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Am Anfang war die Zeit im Homeoffice noch spannend. Endlich in Ruhe arbeiten. Endlich stört das laute Telefonieren des Kollegen nicht mehr. Endlich in Jogginghose am Schreibtisch sitzen. Doch nach den etlichen Wochen am Küchen- oder Arbeitstisch sehnen sich manche wieder nach dem Büro.

Auch Firmen überlegen schon jetzt, wie Covid-19 das Büroleben verändern wird. Dass sich viele die Hände desinfizieren, manche auch Mundschutz tragen, ist bereits Teil der neuen Arbeitswelt. Aber welche Vorbereitungen müssen Unternehmen sonst noch treffen, damit die Belegschaft vor einem erneuten Ausbruch der Pandemie oder einem anderen Virus gut genug geschützt ist?

Der Immobiliendienstleister JLL hat in China bereits einige Anfragen von Unternehmen zum Umstrukturieren von Büros erhalten. „Dort sitzen die Mitarbeiter aber auch sehr viel enger zusammen als hierzulande“, sagt Stephan Leimbach, der das Bürovermietungsgeschäft von JLL hierzulande leitet. In Deutschland schreibt die Arbeitsstättenverordnung für Einzelbüros acht bis zehn Quadratmeter und im Großraumbüro zwölf bis 15 Quadratmeter je Arbeitsplatz vor. Anderthalb Meter Abstand, wie er nun empfohlen wird, um Coronaviren nicht zu übertragen, sind so häufig schon gegeben.

Und wo doch mehr Abstand gewünscht ist, da empfiehlt Leimbach Unternehmen, die Arbeitsplätze vorübergehend etwas auseinander zu ziehen und bestehende Trennwände von gegenüberliegenden Schreibtischen zu erhöhen. Bei Arbeitsplätzen, die sich zwei Kollegen teilen, sollten Arbeitgeber besonders gemeinsam genutzte und damit gesundheitsrelevante Gegenstände wie Tastaturen in zweifacher Ausführung zur Verfügung stellen.

Ausweichbüros für mehr Platz mieten

Das Gewerbemaklerunternehmen Ruhr Real verzeichnet seit Beginn der Coronakrise eine höhere Nachfrage nach Ausweichbüros. Manche Firmen gliedern so einen Teil ihrer Belegschaft aus, um ihre Aufträge auch weiterhin abzuarbeiten - und nicht in Engpässe und Verzug zu geraten. Allerdings ist die Suche nach passenden Objekten schwierig. Denn die Immobilie muss leer stehen, kurzfristig beziehbar und in einem vermietbaren Zustand sein. Die Wände sollten nicht ramponiert sein, der Teppich sich noch nicht auflösen und Anschlüsse für Telefon und Internet vorhanden sein. 

Bei einem Kunden von Ruhr Real war die Coronakrise sogar der ausschlaggebende Punkt bei der Suche nach neuen Flächen, um nach Einzelbüros zu suchen - statt wie ursprünglich nach einem Großraumbüro. 

Kurzfristig ein Großraumbüro in Einzelbüros zu zerlegen, sei aber schwierig, sagt Christian Hansmann, Geschäftsführer bei Ruhr Real. „Einen Umbau müsste schließlich der Vermieter als Investition tragen. Dazu sind die wenigsten bereit.“ Und selbst wenn sie's wären: Solch ein Umbau dauert auch eine gewisse Zeit.

Dass die Einzelbüros zurückkommen, glaubt Stephan Leimbach von JLL allerdings nicht. „Megatrends wie New Work und Co-Working werden sich nicht umkehren lassen“, sagt er - und fügt hinzu: „Ich glaube vielmehr, dass wir in Zukunft flexibler und vermehrt auch vom Homeoffice oder von überall aus der Welt arbeiten werden.“ Damit das klappt, müssen Unternehmen ihren Mitarbeitern die passende Technik wie Handys oder Laptops, aber auch einen Zugang zu den wichtigsten Arbeitsprogrammen zur Verfügung stellen. Auch dies dürfte eine Lehre sein, die viele Firmen in der derzeitigen Ausnahmesituation ziehen.

Büro als „Treffpunkt im Realen“

Ähnlich sieht das Sandra Breuer, Geschäftsführerin der Unternehmensberatung für Immobilienkonzepte Combine Consulting. Sie glaubt, dass Büros in Zukunft „der Treffpunkt im Realen“ werden. Ein Ort, an dem auch die Mitarbeiter regelmäßig zusammenkommen, die viel von zu Hause oder dem Starbucks um die Ecke aus arbeiten. Ein Ort, an dem ein Gefühl der Gemeinschaft entsteht - und eine Identifikation mit dem eigenen Unternehmen.

Auch wenn es um einen kreativen Austausch mit den Kollegen gehe, werde das Büro eher wichtiger: Sitzen alle zusammen in einem Raum und diskutieren neue Idee auf einem gemeinsamen Flipchart mit Klebezetteln und bunten Stiften, entsteht häufig kreativere Ideen. Und die dürften nach der Coronakrise gefragter denn je sein.

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In jeder Krise liegt auch eine Chance. SMS-Chef Burkhard Dahmen über die Experimentierfreude aus der Not heraus, deutsche Debattenkultur und den Vertrieb per Videoschalte.

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