Schon in der Schule geht es los: Jungs sind frech, laut und ärgern die Mädchen. Die sind dagegen brav, geben keine Widerworte – und gehen zum Lehrer petzen. Später im Beruf ist es ähnlich: Während der Kollege sich mit Chauvi-Allüren den tollen Job unter den Nagel reißt, bleibt der Kollegin nichts als über den Gorilla zu lästern. Der Grund ist klar: Frauen wollen um jeden Preis allen gefallen und vermeiden deshalb jeden offenen Konflikt.
Dass dieses gängige Rollenbild seine Fehler hat, zeigt eine Studie der Psychologen Robert Busching und Barbara Krahé von der Universität Potsdam.
Hinterfragen Sie sich selbst: Stimmen diese Klischees über Frauen und Männer im Job?
Studien zeigen: Schon kleine Mädchen bevorzugen flache Hierarchien – keiner soll sein Gesicht verlieren. Chefinnen-Gehabe wird abgestraft. Jungs aber testen schon früh Hierarchien – und bleiben im Job dabei: Arbeit ist Wettkampf, Karriere heißt Konkurrenten killen.
Viele Frauen lehnen Machtgerangel ab, streiten lieber um der Sache willen. Männer kämpfen oft nicht um Inhalte, sondern um die Deutungshoheit.
Frauen landen oft entweder auf unwichtigen oder sehr wackeligen Stühlen, auf denen die Gefahr des Scheiterns besonders groß ist. Nicht, weil sie besonders gute Krisenmanager wären – sondern weil Männer Frauen eher ranlassen, wenn der Karren tief im Dreck steckt.
Auch unfähige Männer treten oft mit breiter Brust auf. Fähige Frauen machen sich oft klein, nehmen Dinge persönlich, haben Angst vor zu viel Verantwortung.
Dafür haben die Experten drei Jahre lang die Entwicklung von aggressivem Verhalten bei 1321 Berliner Schülern untersucht. Sie ließen die Schüler über den besagten Zeitraum hinweg viermal einen Fragebogen ausfüllen. Die jeweiligen Klassenverbände blieben über die drei Jahre hinweg bestehen.
Zunächst lasen die Schüler eine Geschichte über einen Jungen, der von einem anderen provoziert wird. Dann sollten sie angeben, welche Reaktion ihnen auf die Provokation angemessen erschien. War schubsen noch okay oder anschreien schon zu viel? Oder ist zuschlagen das Mittel der Wahl? In einem anderen Fragebogen mussten die Schüler angeben, wie oft sie selbst im letzten halben Jahr jemand anderem gegenüber körperlich aggressiv waren, oder jemand beispielsweise gemobbt haben.
Das Fazit: Die Mädchen geben in einer Gruppe in punkto Aggression den Ton an. Wenn die Mädchen in einer Klasse aggressives Verhalten eher duldeten, schlagen und treten also als angemessene Reaktion auf eine Provokation werteten, verhielten sich alle Mitglieder der Gruppe eher aggressiv. Sie kreuzten an, häufiger gewalttätig gewesen zu sein (psychisch oder physisch). Selbst Schüler, die Aggressionen eher ablehnten, verhielten sich über die Zeit aggressiver, wenn sie sich in einem entsprechenden Klassenverband befanden. Waren die Mädchen in einer Gruppe dagegen friedfertiger, neigten auch deren Mitschüler weniger zu Gewalt – unabhängig von ihrem eigenen Beurteilungssystem.
Die Forscher erklären sich das damit, dass Mädchen sich eher absprechen als Jungen und so eine einheitliche Gruppe bilden – mit einem entsprechenden Einfluss auf den gesamten Klassenverband.