Ein Irrtum.
Absolut. Ich musste erst mal lernen, zur Ruhe zu kommen und mich zu öffnen. In den Einzel-, aber vor allem in den Gruppensitzungen. Ich hatte vorher keine therapeutische Erfahrung. Und nun saß ich mit Fremden zusammen und erzählte ihnen sehr private Dinge. Daran musste ich mich gewöhnen, das braucht Zeit.
Und wie geht es jetzt weiter?
Ich bin aus meiner alten Sozietät ausgeschieden. Ich muss noch mein Büro ausräumen und mir neue Räume suchen. Dann mache ich mich selbstständig – aber bescheidener als früher.
Tipps für den stressfreien Urlaub
Entspannung und Erholung stellen sich meist mit Verzögerung ein. Akklimatisieren Sie sich langsam. Leiten Sie den Urlaub mit ein paar "Puffertagen" ein. Ein, zwei Tage zu Hause, an denen Koffer gepackt und letzte Vorbereitungen getroffen werden, helfen, den Stress für Anreise zu mindern und erleichtern den Start in die Ferien.
Nehmen Sie sich während Ihrer letzten Arbeitstage Zeit, Ihre Abwesenheit vorzubereiten. Schreiben Sie eine Übergabe für Ihre Kollegen, delegieren Sie Aufgaben und richten Sie eine Abwesenheitsnotiz in Ihrem E-Mail-Programm ein.
Verzichten Sie im Urlaub möglichst auf den Gebrauch Ihres Mobiltelefons. Nutzen Sie ein privates Handy und hinterlassen Sie die Telefonnummer Ihres Hotels bei der Familie und in der Firma. Das erhöht die Hemmschwelle Ihrer Kollegen, Sie wegen Kleinigkeiten anzurufen.
Vermeiden Sie Freizeitstress im Urlaub. Nehmen Sie sich nicht zu viel vor. Sie entscheiden, wie viele Gipfel Sie erklimmen, Bauwerke Sie besichtigen oder wie viel Sonne Ihnen gut tut.
Machen Sie eine Bestandsaufnahme. Fühlen Sie sich gut erholt? Nutzen Sie nach der Auszeit den unverstellten Blick auf schlechte Angewohnheiten, die sich eingeschlichen haben. Legen Sie Ihren ersten Arbeitstag auf Mittwoch oder Donnerstag mit der Aussicht auf ein freies Wochenende. Und fangen Sie langsam an.
Auch finanziell?
Sicherlich. Wenn man hier ist, entwickelt man ein Bedürfnis nach Reduktion. Vieles erscheint mir im Nachhinein völlig überflüssig.
Zum Beispiel?
Das fängt bei der Größe des Autos an und hört bei der Wohnungseinrichtung auf. Ich stelle nun alles Materielle infrage. Klar, ich habe immer gerne gut gelebt und möchte das auch weiterhin tun. Aber die Prioritäten haben sich verschoben.
Haben Sie drüber nachgedacht, etwas ganz anderes zu machen?
Das habe ich mit den Therapeuten ausführlich diskutiert. Aber der Beruf an sich ist nicht das Problem. Ich bin gerne Verteidiger und will das weitermachen. Aber langsamer und bewusster als früher. Was ich nicht schaffe, gebe ich ab.
Und der Lebensmut ist wieder da?
Ja, absolut. Ich fange noch mal neu an. Darauf freue ich mich, ich bin neugierig und auch optimistisch.
Viele Betroffene würden sich nie öffentlich äußern. Warum tun Sie das?
Ich sehe das nicht als Outing, mein Umfeld weiß ohnehin Bescheid. Außerdem finde ich das Thema zu wichtig, um zu schweigen. Wir müssen doch nicht immer nur darüber reden, was für tolle Hechte wir alle sind – sondern auch darüber, welche Risiken und Gefahren in unserem Job lauern. Und mein Beispiel zeigt: Man kann etwas dagegen tun und die Krankheit überwinden. Es gibt keinen Grund, sich zu verstecken.