Über die Gründe spekulieren Arbeitsforscher schon seit Jahrzehnten. Womöglich liegt es daran, dass ältere Arbeitnehmer tendenziell mehr Macht, Status und Ansehen genießen als Jüngere. Außerdem verdienen sie meist mehr Geld. Eventuell hat es auch mit einer Verschiebung der Prioritäten zu tun: Andere ziehen ihr Glück im Alter lieber aus Freizeitaktivitäten, weil sie ab der zweiten Lebenshälfte ohnehin andere Wünsche und Ziele haben und sie nicht mehr unbedingt Karriere machen müssen.
Diese Erkenntnis würde nun dafür sprechen, dass die Zufriedenheit gewissermaßen automatisch mit dem Lebensalter steigt – und es irrelevant ist, ob wir von Job zu Job springen oder uns in einem bestimmten Büro gewissermaßen häuslich einrichten. Dementsprechend könnte ich dem zehnjährigen Dienstjubiläum gelassen entgegensehen. Aber so einfach ist es leider auch nicht.
Denn Riza entdeckte in ihrer Studie gleichzeitig, dass der Zusammenhang zwischen Lebensalter und Glück längst nicht immer galt: Je länger Menschen in ein und demselben Unternehmen arbeiteten, desto unzufriedener waren sie nämlich mit ihrer beruflichen Situation. Anders ausgedrückt: Der positive Einfluss des Lebensalters auf die Zufriedenheit wird durch die Verweildauer wieder aufgehoben.
Ein Jobwechsel steigert das Einkommen
Soll heißen: Lebenslange Treue ist eine zutiefst romantische Vorstellung. In der Berufswelt wird sie jedoch eher bestraft. Aber wieso?
Riza erklärt sich den Vorteil des Jobwechsels vor allem monetär. Wer den Arbeitgeber wechselt, bekommt in aller Regel mehr Geld und eine bessere Position – sonst könnte man ja direkt beim alten Arbeitgeber bleiben. Und diese Verbesserung, so zumindest Rizas Annahme, macht langfristig glücklich.
Ein weiteres Argument für Jobwechsel lieferte kürzlich eine weitere Studie. Markus Latzke von der Wirtschaftsuniversität Wien nutzte dafür Daten des Sozioökonomischen Panels. Für diese Langzeitstudie machen etwa 11.000 deutsche Haushalte seit Jahrzehnten Angaben zu ihrem Berufs- und Privatleben. Latzke konzentrierte sich in seiner Auswertung auf jene Teilnehmer, die zwischen 1985 und 2013 freiwillig den Job gewechselt hatten.
Keine Garantie für Zufriedenheit
Insgesamt kam er dabei auf 3634 Fälle. Wenig überraschend: Ein Jobwechsel lohnte sich für die Angestellten finanziell erheblich – im Schnitt steigerten sie ihr Einkommen um elf Prozent.
Was die Zufriedenheit der Mitarbeiter steigert
Von den Arbeitnehmern, die mit ihrem Job zufrieden sind, machten mehr als die Hälfte (60 Prozent) die Kollegen, mit denen sie arbeiten, für ihr Gefühl der Erfüllung am Arbeitsplatz verantwortlich.
Quelle: CareerBuilder
Verantwortung zu haben, ist für 50 Prozent ein Zufriedenheitsgarant.
"Ich leite einen sehr erfolgreichen Internet-Konzern": 48 Prozent macht ihr Jobtitel zufrieden.
Pendeln? Nein, danke. 47 Prozent sind zufrieden, wenn sie einen kurzen Anfahrtsweg zu ihrem Arbeitgeber haben.
Jeweils 43 Prozent sind zufrieden dank ihres Gehaltes beziehungsweise der gten Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die ihr Arbeitgeber ihnen bietet.
Sich wertgeschätzt zu fühlen, ist für 42 Prozent entscheidend.
Jeweils 40 Prozent sagten, dass es zu ihrer Jobzufriedenheit beiträgt, wenn sie herausgefordert werden beziehungsweise ihren Vorgesetzten mögen.
„Der finanzielle Vorteil von Jobwechslern im Vergleich zu jenen, die bleiben, hat sich im Lauf der Jahre nicht verändert“, sagt Latzke, „es lohnt sich immer noch, den Arbeitgeber zu wechseln.“
Dessen müssen sich auch die Arbeitgeber bewusst sein. Forscherin Riza appelliert daher an Führungskräfte, bei den Mitarbeitern für genügend Abwechslung zu sorgen, etwa durch Rotationen, Sabbaticals oder Auslandsaufenthalte. Aber auch alle einfachen Angestellten müssten sich zumindest bewusst machen, dass eine gelegentliche Büroluftveränderung der Seele guttut.
Wenngleich auch Forscherin Riza warnt: „Der Wechsel des Arbeitgebers garantiert noch lange nicht, dass sie mit ihrem Job zufriedener werden.“