App, Online-Kurs oder Videokonferenz So gelingt der Sprachkurs im Netz

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Leichterer Zugriff auf Muttersprachler

Meyer schätzt an solchen Online-Sprachkursen die persönliche Beziehung zu Lehrern und Mitschülern. Außerdem würden die regelmäßigen Termine helfen, am Ball zu bleiben; Dozenten könnten konkret auf Fragen und Bedürfnisse der Teilnehmer eingehen. Ein großer Nachteil ist für die Expertin, „dass man meist nur einmal die Woche lernt – dann verwendet man 75 Prozent der Zeit auf Wiederholung dessen, was man seit dem letzten Mal vergessen hat“. Außerdem könne es bei einer großen Zahl von Teilnehmern schwerfallen, sich aktiv am Unterricht zu beteiligen. 

Meyer bevorzugt deshalb eine andere Form des Online-Lernens. „Ich liebe es, Privatlehrer zu buchen, damit ich zum Beispiel eine ganze Stunde lang Kroatisch höre und spreche“, berichtet die Berlinerin. „Meist lerne ich Grammatik und Vokabeln im Voraus und benutze die gebuchte Stunde dann nur, um das Gelernte praktisch zu üben.“ Meyer nutzt dafür unter anderem die Plattform Italki. Dank des Internets sei sie nicht auf die wenigen Kroatischlehrer vor Ort beschränkt, sondern habe etliche Muttersprachler zur Auswahl: „Da kann man sich sogar jemanden suchen, der ähnliche Hobbys hat und mit dem man auf der gleichen Wellenlänge ist.“ 

Netflixen in OmU

Letztlich ist für die Expertin die Mischung aus vielen Online- und auch Offline-Angeboten der Schlüssel zum Erfolg. „Ich benutze meist einen traditionellen Kurs fürs Selbststudium, um mir innerhalb von ein paar Monaten die Grundlagen anzueignen“, erläutert Meyer. Vokabeln lerne sie mit der Lernkartei-Software Anki, „aber nur die Wörter, die wirklich nützlich sind für mich“. Alle ein bis zwei Wochen bucht Meyer die Online-Sprachlehrerin, um das Gelernte zu vertiefen, und nutzt Apps, solange sie Spaß machen. 



Die Buchautorin findet es außerdem wichtig, Fremdsprachen in den Alltag zu integrieren. Sie schaut auf Streamingplattformen Serien mit Untertiteln, entdeckt Musikvideos auf YouTube, unterhält sich in Restaurants mit Kellnern in deren Muttersprache und besucht regelmäßig fremdsprachige Nachrichtenseiten. Meyer empfiehlt hierfür Übersetzungsprogramme für den Browser wie Transover. „Sobald man etwas hat, das man regelmäßig macht – nicht primär um zu lernen, sondern nur zum Spaß – lässt man die Sprache nicht wieder fallen“, sagt sie.

Mindestens dreimal pro Woche

Ohne Fleiß gehe es aber auch online nicht. „Ein chinesisches Sprichwort besagt: Sprachen lernen ist, wie einen Fluss stromaufwärts zu rudern. Sobald man aufhört zu rudern, fällt man zurück“, warnt sie. „Deshalb ist die Hauptsache, mindestens dreimal die Woche Kontakt mit der Sprache zu haben. Zehn Minuten reichen aus, um nicht zurückzufallen. Immer dann, wenn man tatsächlich Fortschritte machen will, sollte man eine 45-Minuten-Einheit oder länger einplanen.“

Für die eigene Karriere lohnt sich dieser Aufwand vor allem für Englisch, eine Sprache, die laut einer Umfrage der Jobbörse Indeed unter deutschen Arbeitnehmern Pflicht ist. Auf der Rangliste der verbreitetsten Fremdsprachen im Berufsalltag folgen Französisch, Russisch und Spanisch. Meyer rät, sich mit dem Blick über den deutschen Tellerrand von Kollegen und Mitbewerbern abzuheben. „Die zehn am meisten gesprochenen Sprachen der Welt sind aktuell Englisch, Chinesisch, Hindi, Spanisch, Französisch, Arabisch, Bengali, Russisch, Portugiesisch und Indonesisch. Von diesen werden Hindi, Bengali und Indonesisch so gut wie gar nicht gelernt, Arabisch und Portugiesisch eher selten. Mit diesen hat man also allgemein gute Karten.“

Für Meyer lohnt sich das Lernen einer weiteren Fremdsprache auch dann, wenn ausländische Geschäftspartner sich ebenfalls auf Englisch verständigen können. „Es ist nie verkehrt, sich mit mehr Menschen unterhalten zu können. Es ergeben sich oft ungeahnte Vorteile daraus“, findet sie und erinnert sich an eine Geschäftsreise nach China, bei der die Gäste zu einem Bankett geladen wurden: „Ich saß neben dem damaligen Vizepräsidenten der Jugendorganisation der Kommunistischen Partei und habe mich zwei Stunden lang gut unterhalten – dieser konnte nämlich kaum Englisch und hatte sich erkundigt, wer von unserer Gruppe denn Chinesisch kann.“

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