
Bis 67 sollen wir mindestens arbeiten, vielleicht sogar bis 70. Und viele Studien zeigen, dass Arbeitnehmer jenseits der 60 auch Lust darauf haben, länger zu arbeiten. Selbst dann, wenn es finanziell nicht nötig wäre. Dass das gesundheitlich nicht jedem möglich ist und der Künstler eher bis 80 durchhält, als der Maschinenschlosser, ist klar. Doch grundsätzlich gilt: Wer seinen Job mag, hält auch länger durch. Und: Wenn der Körper mitspielt, sind ältere Arbeitnehmer mit Feuereifer bei ihrem Job.
Während nur 26 Prozent der unter 20-Jährigen und 32 Prozent der 21- bis 30-Jährigen angaben, „hochmotiviert“ bei der Arbeit zu sein, lag der Anteil der 61-Jährigen oder älteren Arbeitnehmer bei 40 Prozent. So das Ergebnis der „EY Jobstudie 2015“. Für die Analyse befragte das Marktforschungsinstitut Valid Research 2212 Arbeitnehmer in Deutschland. Im Schnitt waren 34 Prozent der Befragten über 60-Jahren „hochmotiviert“ und immer noch 50 Prozent „motiviert“.
Das zeigt auch das aktuelle Edenred-Ipsos-Barometer 2015: Das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Ipsos hat dafür 13.600 Mitarbeiter aus 14 Ländern befragt, wie es ihnen an ihrem Arbeitsplatz geht, wie glücklich und motiviert sie sind und ob sie den Respekt bekommen, den sie sich wünschen. Das Ergebnis in Kürze: Deutsche Arbeitnehmer über 55 sind motiviert, sehen aber weniger Entwicklungschancen in ihrem Job.
Was Unternehmen tun können, um ihre Mitarbeiter zu motivieren
Um den Mitarbeitern am Ende des Monats mehr Geld in der Tasche zu bescheren, müssen nicht gleich Millionenbeträge über die Theke wandern. Stattdessen freuen sich Mitarbeiter auch über Gutscheine, mit denen sie laufende Kosten wie Benzin oder Essen
Finanzieren können. Tankstellen- oder Einkaufsgutscheine mit bis zu 44 Euro im Monat kann der Arbeitgeber zudem steuerlich absetzen. Auch Essensgutscheine bis zu 1.342 Euro im Jahr sind für die Chefetage abgabenfrei und kommen bei den Mitarbeitern ohne
Abzüge von Steuern und Sozialabgaben an.
Arbeitgeber können ihren Mitarbeitern auch Personalrabatte gewähren. Bis zu 1.080 Euro im Jahr sind hier ohne Probleme möglich. Unabhängig davon, dass der Mitarbeiter geringere Ausgaben hat, fährt der Arbeitgeber ja dadurch dennoch Umsätze ein: Eine Win‐win-Situation auf der ganzen Linie also.
Auch zinslose oder zinsgünstige Darlehen erfreuen sich bei den Arbeitnehmern zunehmender Beliebtheit. Laut einer Umfrage des Beratungsunternehmens Tower Watson sind Arbeitgeberdarlehen auf Platz zwei der beliebtesten betrieblichen Zusatzleistungen. Diese können mit bis zu 2.600 Euro Zinsvorteil an die Mitarbeiter herausgegeben werden.
Der Urlaub ist für jeden Mitarbeiter essentiell. Hier wird neue Kraft getankt, um anschließend wieder frisch und motiviert ans Werk gehen zu können. Wie schön ist es dann also, wenn der Arbeitgeber hier auch noch aktiv unter die Arme greift? Je nach Familienstand können sich Arbeitgeber mit bis zu 364 Euro im Jahr an den Urlaubskosten ihrer Mitarbeiter beteiligen. Über den ein oder anderen Cocktail extra braucht man sich dann schon mal keine Gedanken mehr zu machen.
Auch Porsche sieht den Wert der Altersvorsorge: 700 Euro pro Mitarbeiter fließen von der Prämienzahlung direkt in die persönliche Altersvorsorge. Aber kleinere Unternehmen können ihren Mitarbeitern ebenso helfen, für das Alter vorzusorgen, indem sie Direktversicherungen, eine betriebliche Altersvorsorge oder Pensionskassen und –fonds für sie anlegen. Dies macht sich nicht so unmittelbar im Geldbeutel bemerkbar wie Gutscheine oder ein Darlehen. Allerdings gibt es den Mitarbeitern Sicherheit und zeigt, dass der Arbeitgeber daran interessiert ist seine Mitarbeiter auch nach ihrer aktiven Zeit im Unternehmen gut zu versorgen.
Familienfreundliche Arbeitgeber sind schwer im Kommen! Eine Umfrage des Anbieters für betriebliche Sozialleistungen und Incentives Sodexo ergab, dass 80 Prozent der deutschen Arbeitnehmer die Work-Life-Balance wichtig finden und 77 Prozent ergeht es ebenso bei der Familienfreundlichkeit des Arbeitgebers. Den Arbeitnehmern wird also zunehmend wichtiger, dass auch der Arbeitgeber ihre persönlichen Werte teilt. Familienfreundliche Arbeitszeiten oder ein Kindergartenzuschuss sind da schon ein sehr guter
Anfang.
Ohne Smartphone und Laptop geht es heute in den meisten Berufen kaum noch. Wenn die Mitarbeiter also ohnehin dieses Equipment, in der Regel mit einer Flatrate, zu Verfügung gestellt bekommen, warum dann nicht die Nutzung gleich ausweiten? Wenn die Mitarbeiter ganz offiziell ihre Arbeitsgeräte für den privaten Alltag verwenden können, verringern sich ihre eigenen Mobilfunkkosten und der Arbeitgeber zahlt auch nicht mehr als für die geschäftliche Nutzung.
Während 55 Prozent der 45- bis 55-Jährigen angaben, sich in ihrem Unternehmen oder auch außerhalb weiterentwickeln zu können, sind es bei den älteren Kollegen nur noch 38 Prozent. Die restlichen 62 Prozent dürfen noch so lange Dienst nach Vorschrift machen, bis sie nebst Blumenstrauß und goldener Uhr in den Ruhestand geschickt werden. Mit Blick auf die anderen europäischen Länder liegt Deutschland damit im hinteren Mittelfeld. An der Spitze steht Polen mit 78 Prozent, an letzter Stelle Frankreich mit 23 Prozent.
"Schade ist, dass die Arbeitnehmer mit der meisten Erfahrung und dem besten Schulungsgrad am wenigsten Entwicklungschancen sehen. Das ist in einem Land, das über den Fach- und Führungskräftemangel klagt, nur schwer nachvollziehbar", kommentiert Christian Aubry, Geschäftsführer von Edenred Deutschland.
Immerhin: Was den Respekt anbelangt, sind 77 Prozent der deutschen Arbeitnehmer über 55 zufrieden und führen damit im europäischen Vergleich vor Schweden und Italien mit jeweils 75 Prozent. Am wenigsten Respekt wird älteren Arbeitnehmern in Frankreich entgegengebracht. Auch bei der Anerkennung ihrer Arbeit können sich die über 55-Jährigen in Deutschland nicht beschweren. Während 68 Prozent der älteren Arbeitnehmer in Österreich sagen, dass ihre Leistungen entsprechend gewürdigt werden, sind es in Schweden 67 Prozent und Deutschland und die Niederlande belegen mit jeweils 64 Prozent den dritten Platz.
Befragt man die Arbeitnehmer jedoch, wie glücklich sie sind, landen die Deutschen jenseits der 55 auf einem abgeschlagenen Platz: Am glücklichsten sind die 45- bis 54-Jährigen (50 Prozent) und die unter 35-Jährigen (49 Prozent), gefolgt von der Gruppe 55plus (44 Prozent). Kein Wunder, wenn man zwar noch zwölf Jahre arbeiten muss, für den Chef jedoch längst zum alten Eisen gehört.