Arbeitgeberranking Unternehmensberater und Autokonzerne haben ein Frauenproblem

Finde den Fehler: Der Blick in eine Betriebsversammlung des Autokonzerns Volkswagen offenbart, dass die Diversität der Belegschaft recht überschaubar ist. Foto: dpa Quelle: dpa

Die meisten im Arbeitgeberranking erfolgreichen Marken begeistern alle Absolventen gleichermaßen. An einigen Firmen aber scheiden sich die Geschlechter.

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Wer jemals auf einem Branchentreffen von Unternehmensberatern war, der ahnt es: Die Firmen haben ein Frauenproblem. Nicht nur in den Führungspositionen, auf fast allen Ebenen sind hier Männer überrepräsentiert. Ob es an den kolportierten Arbeitszeiten liegt oder einer speziellen Männlichkeitskultur, darüber lässt sich spekulieren, klar aber ist: Das Problem beginnt schon bei dem Bild, das die Beratungen nach Außen vermitteln.

So zeigen sich im Arbeitgeberranking, für das die Employer-Branding-Beratung Universum jedes Jahr rund 47 000 Universitätsabsolventen danach befragt, bei welchen Unternehmen sie besonders gerne arbeiten würden, erstaunliche Geschlechterunterschiede. Zwar begeistern die Sieger im Ranking, das der WirtschaftsWoche exklusiv vorliegt, die Absolventen beider Geschlechter. Das Ausmaß dieses Zuspruchs aber unterscheidet sich massiv.

So zählten 21 Prozent aller befragten männlichen Wirtschaftswissenschaftler den Autokonzern Porsche zu ihren bevorzugten Arbeitgebern (Platz 1). Bei den Absolventinnen teilten diese Ansicht nur 13 Prozent der Befragten (Platz 5). Genau umgekehrt verteilt sich unter den Wirtschaftswissenschaftlern der Zuspruch für die Lufthansa, diese nennen 15 Prozent der Absolventinnen (Platz 3) als besonders attraktiven Arbeitgeber, aber nur 9 Prozent der Männer (Platz 13).

Die Zunft der Unternehmensberater wird hingegen offenbar gleich als ganze Branche verzerrt wahrgenommen. So landen bei den männlichen Wirtschaftswissenschaftlern zwei Beratungen unter den besten Firmen, nämlich McKinsey (16 Prozent, Platz 5) und BCG (11 Prozent, Platz 8). Bei den Frauen schafft es nur McKinsey (Platz 12) unter die besten 15 Unternehmen, wird dabei aber weniger als halb so oft genannt wie von den Männern (7 Prozent).

Überraschung: Männer wollen Autos bauen

Besonders gut gelingt es hingegen offenbar den amerikanischen IT-Konzernen, sowohl Männer als auch Frauen für sich zu begeistern. So liegt Google in der Beliebtheit bei den Frauen auf dem ersten, bei den Männern auf dem zweiten Platz, der Zuspruch fällt dabei mit 17 und 16 Prozent nahezu identisch aus. Auch Apple ist bei Frauen (Platz 6, 13 Prozent) und Männern (Platz 4, 16 Prozent) ähnlich begehrt, ebenso Amazon, das bei den Frauen auf Platz 15 (6 Prozent) und bei den Männern auf Platz 14 (8 Prozent) landet.

Bemerkenswert sind auch die Unterschiede zwischen den männlichen und weiblichen Absolventen der Ingenieurswissenschaften, wenn auch aus anderen Gründen. Hier unterscheiden sich die ersten Platzierungen zunächst kaum: Die deutschen Autobauer liegen klar an der Spitze. Die Interessen der Frauen sind dabei aber deutlich weiter gestreut als die der Männer. So nennt fast jeder dritte männliche Ingenieur den Rankingsieger Porsche als attraktiven Arbeitgeber (30 Prozent), bei den Frauen sehen das nur 17 Prozent so, was dennoch für Platz 1 genügt. Diese Unterschiede setzen sich fort, Daimler nennen 16 Prozent der Frauen und 24 der Männer, BMW je 15 und 20 Prozent. Bei Volkswagen sind es gar nur 8 Prozent der Frauen, aber 15 Prozent der Männer, was sich hier auch in einem deutlichen Unterschied in der Platzierung (Männer: 7, Frauen: 11) niederschlägt. Recht einig sind sich Ingenieure und Ingenieurinnen hingegen bei der Bewertung des Autozulieferers und Technologiekonzerns Bosch, bei dem 14 Prozent der Frauen und 16 der Männer gerne arbeiten würden (Platz 6 und 5).

Während sich unter den IT-Absolventen die Absolventen unabhängig vom Geschlecht vor allem für amerikanische IT-Konzerne, Spieleentwickler und mit Abstrichen auch deutsche Autokonzerne begeistern, gibt es unter den Naturwissenschaftlern einen auffälligen Unterschied zwischen den Geschlechtern: das einseitige Interesse für die Pharmaindustrie. So landet Novartis hier bei den Frauen auf Platz vier (12 Prozent), bei den Männern reicht es nur für Platz 12 (7 Prozent). Auch Roche steht in der Gunst der Frauen auf dem 6. Platz (11 Prozent), bei den Männern nur auf dem 15. (6,5 Prozent). Stada (Platz 11) und Boehringer Ingelheim (Platz 13) schaffen es bei den Frauen unter die ersten 15, bei den Männern tauchen sie gar nicht auf den Spitzenplätzen auf. 

Eine Ursache könnte darin liegen, dass das Feld der Naturwissenschaften eine recht breite Palette von Studiengängen umfasst, die zum Teil sehr unterschiedlich stark bei Männern und Frauen nachgefragt sind, etwa Pharmazie oder Physik. Bei den männlichen Naturwissenschaftlern nämlich stehen erneut die Konzerne der Autoindustrie und Technologiekonzerne hoch im Kurs, die bei den Frauen mit Ausnahme von Porsche (Platz 15) gar nicht auftauchen. Bei den Männern hingegen finden sich mit Porsche, Audi, Airbus, Siemens, BMW, Lufthansa und Daimler gleich sieben Konzerne aus diesem Feld unter den ersten 15.

Einigen können sich die Naturwissenschaftler beider Geschlechter einzig auf die staatlichen Forschungseinrichtungen der Max-Planck- und der Fraunhofer-Gesellschaft, die bei den Frauen den ersten und dritten, bei den Männern den zweiten und vierten Platz belegen. Gleiches gilt für das Deutsche Zentrum für Luft und Raumfahrt (Platz 6/Platz 5).

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