Arbeitsmarkt Fünf Mythen der modernen Arbeitswelt

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Verantwortung und Freiheit

Mythos 5: Die neuen Selbstständigen

Die Digitalisierung hat nicht nur neue Arbeitsfelder geschaffen. Sondern auch den Arbeitsmarkt grundlegend verändert. Wenn es um digitale Dienstleistungen, wie zum Beispiel das Testen von Websites geht, bringen zahlreiche Clickworking-Plattformen Arbeitswillige und Unternehmen zusammen. Die Auftraggeber können ihre Jobs an eine große Anzahl an Menschen ausschreiben. Und diese können sich ihren Broterwerb flexibel mit verschiedenen Jobs zusammenstellen.

Doch was nach einer Win-Win-Situation für alle klingt, ist vor allem für die Unternehmen praktisch. Sie müssen niemanden anstellen, null Sozialabgaben zahlen, keinen Kündigungsschutz einhalten.

Die wenigsten Clickworker versichern sich, dafür ist die Arbeit ohnehin zu schlecht bezahlt. Häufig gibt es gerade mal einen zweistelligen Centbetrag für die kleinen Jobs. Mit Selbstständigkeit hat das nichts zu tun. Stattdessen ist ein digitales Prekariat entstanden.

„Es wird höchste Zeit, Betriebs- und Arbeitnehmerbegriff neu zu definieren – und hier sind sowohl Politik als auch die Sozialpartner in der Pflicht“, sagt Kerstin Jürgens. Die Kasseler Soziologin hat zwei Jahre lang eine Kommission zur Zukunft der Arbeit geleitet. Die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung hatte sie berufen, um sich mit rund 30 anderen Wissenschaftlern, Ministerialen, Gewerkschaftlern und Arbeitgebervertretern einen Reim auf die Veränderungen zu machen.

Das Fazit der Wissenschaftler fasst Jürgens so zusammen: „In Zukunft darf es keine Arbeit mehr ohne soziale Absicherung geben. Das werden wir uns nicht mehr leisten können.“ Man könne zum Beispiel jeden als Arbeitnehmer begreifen und behandeln, der an der Wertschöpfung beteiligt ist - das wäre aus Sicht der Wissenschaftlerin eine Möglichkeit, etwas in der digitalen Arbeitswelt zu verbinden, das bislang voneinander gelöst ist: Verantwortung und Freiheit.

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