Arbeitsplatz-Gestaltung Immer mehr Arbeitnehmer kündigen, weil ihnen das Büro nicht gefällt

Schönes Büro: Warum ein angenehmer Arbeitsplatz so wichtig ist Quelle: imago images

Was macht ein gutes Büro aus? Und was ein besseres? Eine Umfrage zeigt, dass viele Arbeitnehmer mit ihrem Arbeitsplatz einigermaßen zufrieden sind. Es ist aber viel Luft nach oben - und die Ansprüche wachsen.

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Ist ein durchdesignter Arbeitsplatz bloß eine Marotte aus der Startup-Kultur, die wieder vorbeigeht? Eine Umfrage unter 1000 Arbeitnehmern in Deutschland deutet nicht darauf hin. Zwar achten junge Leute tendenziell stärker auf Design und Ausstattung eines Büros.

Laut der Studie des Coworking-Anbieters Mindspace, die in Kooperation mit dem Marktforschungsunternehmen OnePoll entstand, haben fast 14 Prozent der Befragten schon einmal eine Stelle abgelehnt, weil sie mit der Gestaltung des Büros nicht einverstanden waren. 6,3 Prozent gaben demnach an, deshalb schon einmal eine Stelle gekündigt zu haben.

Schaut man auf die verschiedenen Altersgruppen, zeigt sich das Ergebnis in der jüngeren Generation etwas dramatischer. In der Gruppe der 25- bis 34-Jährigen haben demnach 19,5 Prozent schon einmal eine Stelle wegen des schlechten Bürodesigns nicht angenommen, bei den 35- bis 44-Jährigen 15 Prozent. Von den Befragten zwischen 25 und 34 Jahren haben zudem schon fast zwölf Prozent deshalb gekündigt.

Stellt sich die Frage: Was bedeutet gutes und schönes Bürodesign und was hängt alles damit zusammen? Wichtige Aspekte dabei sind laut Untersuchung das Miteinander bei der Arbeit sowie Benefits wie Kaffee, Frühstück, Getränkeautomat und Mittagsverpflegung. Für das Arbeiten unmittelbar wichtig ist außerdem die technische Ausstattung vom Computer bis zum Bürostuhl. Flexibilität ist oft abhängig von Arbeitszeiten, dem Grad des selbstbestimmten Arbeitens und der Ausstattung, etwa durch einen eigenen Arbeitslaptop. Auch Lichtverhältnisse und Raumklima spielen eine nicht unwesentliche Rolle, wie die Ergebnisse zeigen.

Festzuhalten ist aber: Richtig unzufrieden mit ihrem Arbeitsplatz äußern sich in der Studie nur wenige. Sieben Prozent der Befragten gaben an, ihrem Arbeitsplatz könne man ansehen, dass der Arbeitgeber sich keine Gedanken über Komfort, Zufriedenheit und Produktivität seiner Mitarbeiter gemacht habe – ein hartes Urteil. 50 Prozent meinten, in einer „angenehmen Arbeitsumgebung“ tätig zu sein, wobei aber nur 19 Prozent fanden, diese sei im Sinne der Mitarbeiter entworfen worden. Knapp 18 Prozent nannten ihren Arbeitsplatz nicht inspirierend und langweilig. Mit anderen Worten: Es ist bei nahezu allen Arbeitnehmern noch viel Luft nach oben, was den Büroarbeitsplatz angeht.

So haben sich Büros in den letzten 60 Jahren verändert
1953: Es wird farbig im Büro Quelle: Steelcase
Das deutsche Fräulein arbeitet im Büro Quelle: Steelcase
1973: Das Großraumbüro kommt in Deutschland an Quelle: Steelcase
Repräsentative Chefbüros bleiben trotz Großraumbüros Quelle: Steelcase
Die Technik kommt Quelle: Steelcase
1998: Die Technik integriert sich ins Büro Quelle: Steelcase
2009: Kollaborative Teams brauchen kommunikative Arbeitsplätze Quelle: Steelcase

Stichwort Teamarbeit: Die Hälfte der Befragten stimmt der Aussage zu, das derzeitige Design ihres Arbeitsplatzes ermutige zu Kontakt und Zusammenarbeit mit den Kollegen und anderen Teams. Rund 15 Prozent stimmten nicht zu, 35 Prozent fanden weder das eine, noch das andere. Interessant wird es bei der Frage, wodurch die Arbeitnehmer mehr Zusammenarbeit und Produktivität erwarten würden: Jeder Vierte schlägt dazu Räume für informelle Meetings vor, fast ebenso viele abgetrennte Räume für den Rückzug. Es zeigt sich: Gemeinschaft und Privatheit werden je nach Situation gewünscht und geschätzt, beides muss die Bürofläche ermöglichen. Rund 13 Prozent der Befragten glauben übrigens, dass die Ernennung eines Chief Happiness Officers helfen würde.

Stichwort Benefits: Hier schlägt die junge Generation besonders zu. Unter den 18- bis 44-Jährigen wünschen sich rund 10 Prozent einen Snack- und Getränkeautomaten, unter den 18- bis 24-Jährigen 22,6 Prozent einen Pausenraum oder einen kreativen Ort. Kostenloses Frühstück ist ein Punkt für alle Altersgruppen, wobei 13 Prozent der Jungen sich dies wünschen und 9,4 Prozent der Generation 55+. Für 15 Prozent ist kostenloser Tee und Kaffee ein Muss, dagegen legt nur ein sehr kleiner Teil Wert auf einen Billardtisch oder eine Tischtennisplatte – die Klassiker unter den Bürospielereien. Einen Fitnessraum wünschen sich 16 Prozent der ganz jungen Arbeitnehmer, rund 12 Prozent derjenigen zwischen 25 und 44 Jahren.

Stichwort Ausstattung: Neue Bürostühle sind für 14 Prozent ein wichtiges Thema, mehrere Bildschirme wünschen sich nur die 18- bis 24-Jährigen in größerer Zahl (13 Prozent). Fast jeder Vierte (23 Prozent) klagt insgesamt über Ablenkung durch schlechte Bürotechnik oder technische Probleme. Von den Millennials sind es sogar 29 Prozent, den über 55-Jährigen nur 16 Prozent. Bei vielen sind offenbar auch die ganz grundlegenden Voraussetzungen verbesserungswürdig: Jeder Dritte hält den Einbau einer Klimaanlage für eine Verbesserung, je 12,7 Prozent der Befragten wünschen sich mehr natürliches Licht oder zumindest bessere Beleuchtung. Jeder Zehnte hätte gern Pflanzen im Büro sowie ein Upgrade von Waschraum und Toiletten.

Stichwort Flexibilität: Fast alle Befragten verfügten über einen eigenen festen Arbeitsplatz – 95 Prozent. Die anderen haben einen sogenannten Hotdesk, den mehrere Mitarbeiter nach Bedarf nutzen. 37 Prozent haben schon von zuhause gearbeitet, 9,4 Prozent von einem Coworking-Arbeitsplatz, knapp vier Prozent in Cafés. 58,5 Prozent gaben an, nichts davon bisher genutzt zu haben. Immerhin geben 61 Prozent an, dass die derzeitige Büroumgebung ihnen eine flexible Arbeitsstruktur ermöglicht, angepasst ans Privatleben wie Kita-Öffnungszeiten. 58,4 Prozent sagten, sie könnten jederzeit ihren Arbeitsplatz aufsuchen, 31 Prozent haben einen Laptop, mit dem sie überall arbeiten können. Jeder Fünfte verneinte aber solche Möglichkeiten.

Insgesamt ist die Büroausstattung ein wichtiger Faktor für Beschäftigte – bleibt trotzdem hinter Faktoren wie Gehalt und Zusatzleistungen (78 Prozent), Karrieremöglichkeiten (23 Prozent) und sogar hinter zentraler Lage mit Nähe zu Restaurants und Geschäften (14 Prozent) zurück.

Auf das Gehalt fokussiert sind besonders die 35- bis 54-Jährigen, die zu 80 Prozent darauf zuerst achten. Jüngere machen da eher Abstriche, dafür sind die Karrierechancen vor allem für die Millennials zu 35 Prozent am wichtigsten. Die Büroausstattung nannten in dieser Generation 12,9 Prozent als wichtigsten Faktor bei der Jobwahl, bei den 45- bis 54-Jährigen sogar 13,4 Prozent. Der Standort ist für 22,5 Prozent der Jungen ausschlaggebend.

Haben Sie bereits eine mögliche Stelle abgelehnt, weil Ihnen das schlechte Design des Büros oder die Ausstattung nicht gefallen hat?

 Altersgruppe

18-24

25-34

35-44

45-54

55+

Ja

9,68%

19,51%

15,25%

9,45%

9,38%

Nein

90,32%

80,49%

84,75%

90,55%

90,63%

War das schlechte Bürodesign schon einmal einer der Gründe für eine Kündigung?

 Altersgruppe

18-24

25-34

35-44

45-54

55+

Ja

3,23%

11,79%

5,87%

3,94%

2,34%

Nein

96,77%

88,21%

94,13%

96,06%

97,66%

Quelle der Tabellen: Mindspace

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