Arbeitszeit-Debatte Chancen und Risiken flexibler Arbeitszeit

Acht-Stunden-Tag adé? Dieses Jahr wurde viel über Arbeitszeit diskutiert und darüber, wie sie über Tag und Woche verteilt ist. Die Digitalisierung eröffnet viele Möglichkeiten. Doch Freiheit kann zum Nachteil werden.

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Das Arbeitsleben der Deutschen in Zahlen
Neben Österreich sind die Deutschen die „Frühaufsteher-Nation“. Quelle: obs
Ein Berufspendler geht am Donnerstag (29.06.2006) auf dem Weg zur Arbeit über eine Straßenkreuzung in Düsseldorf. Quelle: dpa
Laut der Studie der Michael Page Group nutzen sieben von zehn Arbeitnehmern in Deutschland das Auto oder das Motorrad, um zur Arbeit zu kommen Quelle: dpa
Kaffee trinken zwei Drittel (66 Prozent) der Angestellten in Deutschland auf der Arbeit bereits vor 8:30 Uhr. Quelle: dpa
Studenten arbeiten am Rande des "Großrechner-Gipfels" am Hasso-Plattner-Institut (HPI) in Potsdam an ihren Laptops Quelle: ZB
Das Symbol "Neue E-Mail-Nachricht" wird auf einem Computer Monitor angezeigt. Quelle: dpa
Menschen in einem Meeting telefonieren Quelle: Fotolia

Nachmittags frei machen, mit den Kindern in den Zoo oder ins Schwimmbad gehen und die restliche Arbeit abends im Home-Office erledigen. Mancherorts in Deutschland ist der klassische Acht-Stunden-Tag, montags bis freitags von neun bis fünf, schon zum Auslaufmodell geworden. Immer mehr Menschen sind abends und am Wochenende im Job aktiv. Längst lässt sich vieles mit Laptop und Smartphone außerhalb der Firma zuhause oder im Café erledigen. In diesen Zeiten streben Arbeitnehmer und auch Unternehmer nach einer flexibleren Verteilung der Arbeitszeit - mit ganz unterschiedlichen Zielen. Diese verschiedenen Wünsche unter einen Hut zu bringen, ist eine Herausforderung, nicht nur für 2016.

Den Arbeitnehmern geht es vor allem um mehr persönliche Freiheit. „Immer mehr Arbeitnehmer wollen mit entscheiden, wie sie arbeiten“, sagt Marta Böning, Arbeitsrechtsexpertin beim Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). Viele hoffen, so Beruf und Privatleben besser vereinbaren zu können. Vor allem Eltern kämpfen häufig mit starren Vollzeit- oder Teilzeitmodellen. „Den klassischen Alleinverdiener gibt es immer seltener, es ist ganz normal geworden, dass auch die Frau arbeitet“, sagt Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Arbeitszeitmodelle für Familien

Dies könne der Fall sein, wenn ein Einkommen nicht für die ganze Familie reiche, aber auch die Rollenbilder veränderten sich. „Die Väter wollen sich mehr einbringen und mehr Zeit mit den Kindern verbringen. Berufliches Kürzertreten zeigt sich aber bisher wenig.“ Zugleich seien in den vergangenen Jahren sehr viele Frauen in den Job zurückgekommen, vor allem aber in Teilzeit. „Der Wunsch der Frauen, mehr zu arbeiten, ist da“, sagt Yvonne Lott, Arbeitsmarktforscherin bei der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Dies sei mit flexiblen Arbeitsmodellen besser möglich. Zudem fallen zum Beispiel beim Home-Office lästige Pendelzeiten weg.

Doch mobiles Arbeiten und freie Zeiteinteilung sind nicht in jeder Branche und für jeden einzelnen Arbeitsplatz geeignet - und auch nicht für jeden Arbeitnehmer. „Die klare Trennung von Job und Privatleben wird durch flexible Arbeitszeiten aufgeweicht. Das Risiko ist, dass das Berufliche überhandnimmt“, gibt Weber zu bedenken. Hier müsse vor allem auf die individuelle Situation der Beschäftigten Rücksicht genommen werden. „Der eine sitzt spätabends noch begeistert da, der andere fühlt sich dadurch enorm unter Stress gesetzt.“

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