"In Deutschland ist das eher noch ein Randthema", sagt Werner Eichhorst, Stellvertretender Direktor Arbeitsmarktpolitik am Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA). Das private Forschungsinstitut betreibt nationale als auch internationale Arbeitsmarktforschung. Sein Kollege Mark Fallak bezeichnet das Modell zwar als "generell sinnvoll", aber auch ihm sei nicht bekannt, dass es in Deutschland einen derartigen Tauschhandel gäbe.
Das Problem in Deutschland ist, dass "er Urlaub in Deutschland durch Gesetz und Tarifverträge festgelegt und insofern auch als freie Zeit geschützt ist", sagt Christina Klenner von der Hans-Böckler-Stiftung. So steht im Bundesurlaubsgesetz (BUrlG), Paragraph eins: "Jeder Arbeitnehmer hat in jedem Kalenderjahr Anspruch auf bezahlten Erholungsurlaub." Nach Paragraph drei, Absatz 1, stehen jedem Arbeitnehmer pro Jahr mindestens 24 Werktage Urlaub zu (bei einer Fünf-Tage-Woche nur 20 Tage), in der Regel geben die Unternehmen ihren Mitarbeitern jedoch sechs Wochen frei, also 30 Tage.
Das sieht in den USA schon ganz anders aus. Statt insgesamt 43 Urlaubs- und Feiertage wie die Deutschen, haben die Amerikaner im Jahr nur 25 freie Tage, davon sind 20 reine Urlaubstage. Oft wird eben auch erwartet, dass Angestellte nicht den ganzen Urlaub nehmen. Dafür können sie Krankentage ansparen, so genannte Sick leaves. Im Regelfall dürfen Arbeitnehmer nämlich nur eine gewisse Anzahl Tage krankheitsbedingt zu Hause bleiben. Wer nicht krank wird, kann die angesparten Tage bei vielen Firmen als Urlaubstage nutzen. In einem Land mit derart rigiden und langen Arbeitszeiten wie den USA seien solche Tauschereien durchaus ein Modell, was man diskutieren könne, meint Klenner von der Hans-Böckler-Stiftung.
Schlimmer geht immer – Wo noch mehr gearbeitet wird!
Unsere direkten Nachbarn sind noch fixierter auf ihre Arbeit. 51 Prozent arbeiten bis zu drei Stunden täglich in ihrem Urlaub und elf Prozent sogar noch länger.
Wer bei dem südamerikanischen Land nur an die Copacabana und den farbenfrohen Karneval denkt, irrt. Dort wird hart geschuftet – sogar im Urlaub. Mehr als die Hälfte der befragten Brasilianer arbeitet mehr als drei Stunden pro Tag.
Im Reich der Mitte gibt es scheinbar kein Entkommen vor der Arbeit. 47 Prozent arbeiten im Urlaub bis zu drei Stunden täglich, 44 Prozent packen nochmal die eine oder andere Stunde drauf.
Zwar arbeiten in Frankreich nur 44 Prozent der Befragten bis zu drei Stunden, also weniger als in der Bundesrepublik. Dafür liegt die Zahl derjenigen, die über drei Stunden arbeiten, deutlich höher – nämlich bei 14 Prozent.
In Indien ist das Arbeiten in der Freizeit wesentlich ausgeprägter. Über die Hälfte der Beschäftigten arbeitet bis zu drei Stunden täglich, 27 Prozent sogar darüber hinaus.
Auch im dritten asiatischen Land wird während der Freizeit geschuftet. 45 Prozent arbeiten bis zu drei Stunden, 21 Prozent noch länger.
Das nordamerikanische Land ist nicht gerade für Hektik und Stress bekannt, dennoch wird auch dort im Urlaub eifrig gearbeitet. Über die Hälfte der Kanadier beschäftigen sich bis zu drei Stunden täglich mit Ihrem Job.
Knapp die Hälfte der Mexikaner geben an, sich im Urlaub täglich bis zu drei Stunden mit ihrem Job zu beschäftigen. Ein weiteres Viertel kümmert sich sogar mehr als drei Stunden um Geschäftliches.
Ganze 61 Prozent der befragten Südafrikaner arbeiten bis zu drei Stunden täglich in ihrem Urlaub. Besonders eifrig sind die Bewohner der südafrikanischen Metropole Johannesburg.
In den USA ist der Prozentsatz der Urlaubs-Arbeiter ähnlich hoch. 58 Prozent sind bis zu drei Stunden täglich mit ihrem Job beschäftigt.
Ein weiteres Arbeitszeitmodell, was die Amerikaner praktizieren, ist die Paid Time Off oder Personal Time Off (PTO), bei der ein Angestellter anstatt zehn Urlaubs-, fünf Krank- und fünf Familientage bekommt, 20 Tage bezahlten Urlaub bekommt, die er nehmen kann, wofür und wann er will. In den USA bieten 52 Prozent der Arbeitgeber diese bezahlten Auszeitenstatt der sonst üblichen Trennung in vacation days, sick days und personal days an. In Deutschland undenkbar.