




Die Menschen wollen Arbeitszeiten, die zu ihrem Leben passen. „Wir müssen das Mantra der Arbeitgeber - Vollzeit plus Überstunden plus Flexibilität plus Leistungsdruck - durchbrechen. Das sind keine Arbeitszeiten, die zum Leben passen“, sagt IG Metall-Chef Jörg Hofmann. Um herauszufinden, welche Arbeitszeiten die Beschäftigten sich wünschen, hat die Gewerkschaft mehr als 680.000 Beschäftigte in gut 7000 Betrieben befragt. Die Umfrageteilnehmer mussten nicht der IG Metall angehören.
Das Ergebnis: 70,9 Prozent der Beschäftigten sind mit ihrer momentanen Arbeitszeit zufrieden oder zumindest eher zufrieden. Doch auch diese Beschäftigten fordern mehr Selbstbestimmung in der Arbeitswelt von morgen.
Und: Für die große Mehrzahl der Beschäftigten sind 35 Stunden pro Woche die Wunscharbeitszeit. Allerdings haben mehr als 30 Prozent der Beschäftigten in flächentarifgebundenen Betrieben der Metall- und Elektroindustrie keinen 35-Stunden-Vertrag mehr, sondern arbeiteten länger, klagt die IG Metall.
Die Typologie der Arbeitnehmer: Wer wie lange arbeitet und wie viel verdient
Im Rahmen der Xing-Arbeitsmarktstudie wurden unterschiedliche Arbeitnehmer-Typen definiert und fünf relevante Segmente gebildet. Eine der Gruppen sind die "Flexiblen", also beispielsweise Teilzeitkräfte oder Projektarbeiter. Zu dieser Gruppe gehören überwiegend jüngere Frauen mit einer durchschnittlichen Ausbildung, einem meist festen Einkommen von unter 2.000 Euro (brutto), in deren Berufsfeld Home Office oft möglich ist. Ihre Arbeitszeit beträgt zwischen 30 und 40 Stunden in der Woche.
Die Wissensarbeiter sind Befragte mit akademischem Abschluss, einem überdurchschnittlichen Verdienst von 3.000 Euro (brutto) und mehr, die in der Kreativwirtschaft, höheren Verwaltung oder Wissenschaft arbeiten. Die Arbeitszeit beträgt selten exakt 40 Stunden in der Woche.
Die "Gehaltsoptimierer" sind überwiegend jüngere Männer mit Berufsausbildung, die selten nach Tarifvertrag beschäftigt sind und in den Bereichen Produktion, Finanzen oder Handel arbeiten. Ihre wöchentliche Arbeitszeit beträgt 40 Stunden oder mehr.
In den sozialen Berufen arbeiten Menschen mit Berufsausbildung und einem oft variablen Gehalt zwischen 2.000 und 3.000 Euro (brutto). Sie arbeiten in den Berufsfeldern Gesundheit, Soziales und Lehre und sind oft in Schichtarbeit tätig.
Blue Collar-Worker sind Arbeitnehmer mit Ausbildung, die oft nach Tarifvertrag beschäftigt sind und auf dem Bau, im KFZ- oder Gastgewerbe arbeiten. Viele von ihnen haben Kinder und arbeiten unter 40 Stunden in der Woche.
Die Leute wünschten sich zudem, ihre Arbeitszeit mit einem finanziellen Ausgleich zeitweise absenken zu können, etwa für die Erziehung von Kindern, die Pflege von Angehörigen oder berufliche Weiterbildung. „Das Votum der Beschäftigten ist eindeutig: Sie setzen auf eine Umverteilung der Arbeitszeit entlang des Lebenslaufes. Dieser arbeitszeitpolitische Aufbruch kann weder durch den Einzelnen noch durch einzelne Betriebsräte durchgesetzt werden. Dazu sind verlässliche tarifliche und gesetzliche Regelungen nötig“, sagte Hofmann.
Die Gewerkschaft hat bereits mehrfach angekündigt das Thema Arbeitszeit zum Gegenstand der nächsten Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie machen zu wollen. Ende Juni will sie auf einem Kongress konkretere Forderungen erarbeiten.