Arbeitszufriedenheit Beruf als Berufung

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Hingabe bleibt auf der Strecke

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Egal, ob bei Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen: Wer Geld für etwas bekommt, der verliert den inneren Antrieb. Früher hat uns eine Sache Spaß gemacht, wir erledigten die Aufgabe um ihrer selbst willen, weil sie uns interessierte, faszinierte und inspirierte. Heute tun wir es für Geld. Und die Leidenschaft geht flöten.

Die US-Basketballlegende Bill Russell bestätigte das einmal sehr anschaulich. Als er endlich Geld verdiente, habe er schon beim Betreten des Platzes darüber nachgedacht, welche finanziellen und beruflichen Folgen das kommende Spiel für ihn haben würde. „Mit den Jahren verwandelte sich das Profi-Dasein mehr und mehr in eine Geschäftemacherei.“ Zwar brachte er weiterhin konstant seine Leistung. Aber seine Hingabe für den Sport blieb auf der Strecke – und damit der Spaß am Spiel.

Keine Frage, es ist schwierig, dagegen anzukämpfen, da wir kaum ohne Entgelt arbeiten können. Der Ausweg aus dem Dilemma: Statt ständig über die Höhe variabler Gehaltsanteile nachzudenken, erinnern Sie sich lieber daran, warum Sie Ihren Beruf gewählt haben. Hoffentlich lautet die Antwort: weil ich mal Spaß und Interesse daran hatte. Und dass Sie deswegen morgens zur Arbeit gehen. Dann wird Geld ein Stück unwichtiger.

Aber selbst wenn Sie in Ihrem Job eine Berufung sehen, exzellent sein wollen und fleißiger arbeiten als ein ganzes Bienenvolk, könnte es sein, dass Sie dennoch nicht leidenschaftlich sind.


Ohne Druck

Hingabe lässt sich nicht erzwingen. Damit aus Interesse harmonische Leidenschaft wird, sind mehrere Faktoren notwendig. Zum einen müssen Sie sich einer Sache ohne äußeren Zwang oder Druck widmen können, wie Passionsforscher Robert Vallerand herausgefunden hat.

Vor einigen Jahren begleitete er für eine Studie Dutzende von Schülern in den ersten Musikunterricht. Dabei stellte er fest: Kinder, die auf Druck der Eltern ein Instrument lernten, entwickelten obsessive Leidenschaft. Die Kinder aber, die nicht aus äußerem Zwang, sondern aus eigenem Antrieb übten, fanden zu harmonischem Engagement.

Das deckt sich mit Erkenntnissen der US-Psychologen Edward Deci und Richard Ryan. In ihrer Selbstbestimmungstheorie der Motivation haben sie herausgefunden, dass der Mensch vor allem drei Dinge anstrebt: Autonomie, Kompetenz und soziale Eingebundenheit.

Freiraum bei der Arbeit

Falls Ihr Chef Sie also ständig unterbuttert, bevormundet oder einengt, wird es mit der Leidenschaft eher schwierig. Führungskräfte hingegen, die ihre Mitarbeiter auch mal unabhängig arbeiten lassen, fördern gleichzeitig die Entwicklung harmonischer Leidenschaft.

Unternehmen wie 3M und Google machen es vor: Sie geben ihren Mitarbeitern bewusst Freiraum während der Arbeitszeit. Primär wollen sie zeigen, dass sie ihnen vertrauen – dass dabei nicht selten neue Produkte entstehen, ist kein Zufall.

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