
Regelmäßige Überstunden und übermäßiger Druck vom Chef verleiden vielen Auszubildenden laut einer Studie des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) ihre Ausbildung. Vor allem im Hotel- und Gaststättengewerbe klagen viele Azubis laut DGB über die Zustände. „In der Ausbildung als billige Arbeitskräfte missbraucht zu werden, das ist die Realität in dem Bereich“, sagte die DGB-Vize-Chefin Elke Hannack am Donnerstag in Berlin. Auch Berufe aus dem Handwerk wie Friseure und Lebensmittel-Fachverkäufer sowie Fachangestellte in Zahnarztpraxen finden sich am unteren Ende der Bewertungen.
Insgesamt leistet über ein Drittel der Azubis regelmäßig Überstunden. Im Schnitt sind es 4,2 Stunden mehr. Von diesen Azubis bekommen laut DGB mehr als 13 Prozent weder Bezahlung noch Freizeitausgleich. Für 35 Prozent liegt kein betrieblicher Ausbildungsplan vor. Mehr als jeder zehnte Azubi übt regelmäßig ausbildungsfremde Tätigkeiten aus.
„Je größer der Betrieb, desto höhere Zufriedenheit mit der Ausbildung“, sagte die DGB-Jugendsekretärin Manuela Conte.
So viel verdienen Auszubildende in den einzelnen Branchen pro Monat
Laut dem aktuellen Azubi-Report 2016 von Ausbildung.de ist der Durchschnittsverdienst eines Azubis während der gesamten Ausbildung von 574 Euro auf 665 Euro brutto pro Monat gestiegen. Befragt wurden über 2000 Neu-Azubis.
Quelle: Azubi-Report
Die durchschnittlichen Monatsgehälter variieren natürlich auch abhängig vom Schulabschluss des Lehrlings. So bekommen Azubis mit Fachabitur im Schnitt 706 Euro brutto im Monat, Realschüler- und -schülerinnen verdienen in der Lehre im Mittel 662 Euro und ehemalige Hauptschüler bekommen durchschnittlich 585 Euro brutto.
Am schlechtesten bezahlt werden Lehrlinge im Handwerk - in der Regel übrigens überwiegend Hauptschüler. Im Schnitt bekommen sie in ihrer Ausbildungszeit monatlich nur 370 Euro brutto.
Deutlich besser gestellt sind Auszubildende aus der Gestaltungs- und Medienbranche. Sie bekommen durchschnittlich 597 Euro brutto im Monat.
609 Euro brutto im Monat gibt es durchschnittlich für Lehrlinge in der Logistikbranche.
Lehrlinge im Einzelhandel bekommen durchschnittlich 610 Euro.
Angehende Krankenschwestern, Pfleger, Altenpfleger und Fitness-Kaufleute bekommen durchschnittlich 619 Euro brutto im Monat.
Das monatliche Durchschnittsbruttogehalt eines Lehrlings aus dem naturwissenschaftlichen Bereich liegt bei rund 675 Euro.
686 Euro brutto im Monat gibt es für angehende Köche, Restaurant- oder Hotelfachleute.
Auszubildende in technischen Berufen verdienen pro Monat 690 Euro brutto.
Wer im Bereich Büro und Personal eine Lehre macht, bekommt im Schnitt 732 Euro brutto pro Monat.
Wer sein Geld mit Geld verdienen möchte, bekommt während seiner Ausbildung durchschnittlich 750 Euro brutto im Monat.
Wer eine IT-Ausbildung macht, bekommt während seiner gesamten Lehre pro Monat durchschnittlich 775 Euro brutto.
Spitzenreiter sind laut dem Azubi-Report jedoch die angehenden Tierpfleger. Sie sind nicht nur die zufriedensten Lehrlinge, mit 777 Euro brutto im Monat bekommen sie auch das meiste Geld.
Unabhängig von Branche und Schulabschluss reicht das Ausbildungsgehalt aber alleine nicht aus, um ein unabhängiges Leben zu führen. Aus diesem Grund sind 62,5 Prozent der Auszubildenden darauf angewiesen, von den Eltern oder anderen Familienmitgliedern finanziell unterstützt zu werden. Oft reduzieren Auszubildende ihre Ausgaben, indem sie während der Ausbildung bei den Eltern wohnen. Ein Viertel der Befragten muss auf Ersparnisse zurückgreifen, um sich während der Zeit der Ausbildung zu finanzieren.
Am zufriedensten sind Mechatroniker, Zerspanungstechniker, Elektroniker, Industriemechaniker und Industriekaufleute.
Der DGB forderte Bund und Länder auf, mehr in die Berufsschulen zu investieren. „Wir brauchen einen Berufsschulpakt, mit dem sich und Länder verpflichten, mehr Geld in die Hand zu nehmen.“ Technische Modernisierung und mehr Lehrkräfte seien nötig. Nur 58 Prozent der Azubis loben laut DGB die Qualität des Berufsschulunterrichts.