Auswanderer-Ziele Diese Ziele stehen bei Auswanderern hoch im Kurs

Jedes Jahr zieht es zigtausend Auswanderer ins Ausland, um neu anzufangen. Doch bevor die Fachkräfte nach Deutschland kommen, gehen sie lieber nach Ecuador - weil das Wetter besser und die Menschen freundlicher sind.

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Das sind die Expat-Hochburgen der Welt
Glasklares Wetter, ein schneeweißer Sandstrand, Palmen und immer Sonnenschein: Wer die Zelte daheim abbricht, will vermutlich in einer solcher Traumkulisse leben. Doch damit hat die Realität nicht viel gemeinsam. Viel öfter ist ein neuer Job der Anlass zum Umzug in die Ferne, wie eine Erhebung des Expat-Netzwerkes Internations ergab, das weltweit knapp 1,1 Millionen Mitglieder in verschiedenen Expat-Communities hat. Demnach werden die meisten temporären Auswanderer, die aus Jobgründen umziehen, von ihren Firmen entsandt und arbeiten in der Technologie- und IT-Sparte (12 Prozent), in der Finanzbranche (10 Prozent) oder im Bildungsbereich (9 Prozent). Quelle: dpa
35 Prozent der Auswanderer insgesamt ziehen in ein anderes Land, um in ihrer Karriere voranzukommen. Die Expats, von denen etwa Dreiviertel im Privatsektor arbeiten, machen damit allerdings selten einen endgültigen Schritt, sondern bleiben nur für eine begrenzte Zeit im Ausland. Ihre Zahl wächst stetig: Waren es 2005 noch 136 Millionen weltweit, sind es mittlerweile mehr als 200 Millionen. Weltweit gab es laut dem Migrationsreport der UN „Trends in international Migrant Stock“ 2013 Wanderungsbewegungen von 231,52 Millionen Personen und auch dieser Report bestätigt, dass jobbedingte Umzüge immer relevanter werden. Denn 135,58 Millionen Migrationsbewegungen einzelner Personen entfielen auf die entwickelte Welt, also Industrienationen. Dabei wird deutlich, wie beliebt die Gesellschaften innerhalb Europas als Arbeitsstandort sind: Obwohl die Region nur relativ geringe Anteile an der Weltbevölkerung beheimatet, findet fast ein Drittel der weltweiten Wanderbewegungen nach Europa statt, nämlich laut UN durch 72,45 Millionen Personen. Das ist sogar mehr, als die USA mit  53,094 Millionen zu verzeichnen haben. Strandkulisse gibt es in den Top 5 der Expat-Städte weltweiter aber nur selten... Quelle: obs
Platz 4: ParisFrankreichs Stadt der Liebe gehört zu den eindrucksvollsten, aber auch teuersten der Welt. Trotzdem kommen jedes Jahr neue Arbeitskräfte in die für ihr charmantes Flair bekannte Stadt. Nach Angaben des Netzwerks für Expats „Inter Nations “ leben rund 25.000 Menschen der Arbeit wegen für eine begrenzte Zeit in der Mode-Stadt. Frankreich ist laut dem UN-Migrationsreport 2013 das westeuropäische Land mit den zweitmeisten Zuwanderern mit 7, 43 Millionen Immigranten. Quelle: AP
Platz 4: SingapurBaden mit Ausblick auf eine der imposantesten Skylines der Welt: Singapur ist nicht nur bei Touristen beliebt und zählt so viele Expats wie Paris. Alle internationalen Spitzenunternehmen sind in Singapur vertreten, der Finanzdienstleistungssektor boomt. Der südostasiatische Stadtstaat sorgt mit seiner wachsenden Wirtschaft für einen stetigen Zuzug von ausländischen Fachkräften. Dementsprechend groß ist die Expat-Gemeinde. Die Organisation „Inter Nations“ zählt 25.000 Menschen , die mindestens für einige Wochen in Singapur arbeiten. Laut einer Erhebung von HSBC zieht Singapur die wohlhabendsten Expats unter allen Auswanderungslocations an. Im südostasiatischen Raum belegt der Stadtstaat laut UN gemessen an seiner kleinen Größe einen führenden Platz bei den Zuwandererzahlen, demnach wanderten 2013 etwa 2, 32 Millionen Personen hier ein, nur nach Malaysia mit 2,46 Millionen Zuwanderern und Thailand mit 3,72 Millionen Migranten kamen mehr Personen. Das Portal Singapor Expats schätzt, dass etwa 36 Prozent der 5,31 Millionen Einwohner der Stadt Ausländer sind. Die nationale Statistikbehörde geht sogar davon aus, dass nur 531.200 Personen permanente Einwohner Singapurs sind und der Rest der Einwohnerstruktur großer Fluktuation unterliegt. Quelle: Handelsblatt Online
Platz 3: MünchenMediterranes Flair an der Isar: München gehört laut einer Studie der US-amerikanischen Unternehmensberatung „Mercer“ zu den Städten mit der höchsten Lebensqualität weltweit. Dementsprechend beliebt ist die Stadt bei ausländischen Fachkräften. Das Online-Portal „Inter Nations“ erfasste rund 33.000 Ausländer, die in der bayrischen Landeshauptstadt mindestens für eine begrenzte Zeit arbeiten. Auch insgesamt ist Deutschland beliebt und lockte insgesamt laut UN 2013 9,84 Millionen Personen ins Land. Quelle: Handelsblatt Online
Platz 2: DubaiDie „Jumeira Palm Island“ soll in Zukunft nicht nur von Scheichs bewohnt werden. In Dubai steigt die Zahl der zugezogenen Fachkräfte rasant, die Wirtschaft wächst weiter regelmäßig um fünf Prozent. Kein Wunder, dass Dubai mittlerweile ein begehrtes Ziel vieler Menschen aus dem Ausland ist. Das Expat-Netzwerk „Inter Nations“ zählte rund 35.000 in dem arabischen Emirat. Die Vereinigten Arabischen Emirate, innerhalb derer Dubai die zweitgrößte Metropole stellt, verzeichneten laut UN 2013 insgesamt eine Zuwanderung von 7.826 981 Personen. Quelle: AP
Platz 1: LondonDie Business-Metropole London bietet gut bezahlte Jobs, ein hohes Maß an Lebensqualität und eine der größten Expat-Communities der Welt. Teure Mieten und eine relativ hohe Kriminalitätsrate sind die Kehrseite der Medaille. Trotzdem ist die englische Hauptstadt auf Platz nach dem Inter Nations-Ranking die beliebteste Stadt bei Fachkräften aus dem Ausland. Mit 41.000 Zugezogenen zählte das Portal in London die meisten seiner Nutzer in einer Stadt. Laut dem Labour Force Survey des Vereinigten Königreiches leben insgesamt knapp 1,35 Millionen Berufstätige in der Metropole, die keine gebürtigen Briten sind – wobei viele von ihnen schon lange dort leben dürften und somit nicht mehr als Expats gelten können. Großbritannien ist innerhalb von Nordeuropa tatsächlich auch das Land mit den meisten Zuwanderern, 2013 waren es laut UN 7.824.131 Personen. Laut der Nationalen Statistikbehörde kamen allein von Januar bis September 2013 65.000 EU-Bürger nach Großbritannien, um dort zu arbeiten. Quelle: REUTERS

"Ich wollte schon immer in Europa leben und als ich einen spannenden Studienplatz in Bremen gefunden habe, ist meine Entscheidung für den Umzug schnell gefallen", sagt Patricia Torrico. Die gebürtige Bolivianerin lebt seit 2009 in Deutschland.Auswanderer loben Deutschland in den höchsten Tönen: die Lebensqualität ist gut, die Karrierechancen fantastisch, Sicherheit, Infrastruktur und Bildung werden großgeschrieben. Nur: Bevor jemand nach Deutschland zieht, um hier zu leben und zu arbeiten, geht er lieber nach Ecuador.

So lautet jedenfalls das Ergebnis der Studie "Expat Insider 2015" des Münchner Unternehmens InterNations, einem Netzwerk und Informationsportal für alle, die im Ausland leben und arbeiten. Die aus der Studie resultierende Rangliste bewertet die verglichenen Länder basierend auf unterschiedlichen Faktoren wie Lebensqualität, finanzielle Situation der Befragten, Karriere und Freundschaften im Ausland.

Für die Studie wurden 14.300 im Ausland lebende und arbeitende Personen aus 195 Ländern und mit 170 Nationalitäten befragt: Woher kommen sie, warum sind sie in ein anderes Land gezogen, in welcher Branche sind sie tätig, was verdienen sie und wie zufrieden sind sie mit ihrem Gastland. Unter ihnen sind sowohl Menschen, die ihren Partner ins Ausland begleiteten, ehemalige Studenten, die sich während eines Auslandssemesters in Land und Leute verliebt haben, als auch Abenteurer, die einfach beschlossen haben, im Ausland ihr berufliches und privates Glück zu suchen, wie Malte Zeeck, Geschäftsführer von InterNations, sagt.

"Der Anteil derer, die von ihrem Arbeitgeber ins Ausland entsandt werden, ist unter allen Expats sicher nicht mehr so groß wie noch vor einigen Jahren – was aber nicht zwingend heißt, dass weniger Expats entsandt werden, sondern dass einfach mehr Menschen auch aus anderen Beweggründen ins Ausland gehen." In Zahlen: Nur noch 13 Prozent der Expats werden für ein bestimmtes Projekt von ihrem Arbeitgeber ins Ausland geschickt, der Rest geht mehr oder weniger freiwillig. Mit Flüchtlingen haben die von InterNations befragten Expats jedoch nichts zu tun: Niemand der Befragten ist aus der Not nach Deutschland gekommen. Es handelt sich um qualifizierte Jobnomanden. "83 Prozent haben einen Universitätsabschluss", so Zeeck.

Was Expats über Deutschland denken

Von den Ausländern, die nach Deutschland gekommen sind, lobten 67 Prozent die sehr gute Infrastruktur - im globalen Vergleich sind es nur 33 Prozent. 93 Prozent der Expats hierzulande empfinden es als positiv, von Flensburg bis nach Bayern problemlos das Land bereisen zu können. Entsprechend steht Deutschland in der Subkategorie "Reisen und Transport" auf Platz sechs von 64. Was die Karrierechancen angeht, belegt Deutschland im Ranking Platz vier, bei der Gesundheitsversorgung sogar den dritten Platz. 85 Prozent der Befragten nannten das deutsche Gesundheitssystem vorbildlich. Außerdem lobten 72 Prozent, dass man sich hierzulande die ärztliche Versorgung und Medikamente problemlos leisten könne.

Fakten über Expats in Deutschland

Wenn es um sichere Arbeitsplätze geht, hat Deutschland nach Luxemburg die zweitbeste Bewertung weltweit: 96 Prozent der befragten Ausländer in Deutschland äußern sich positiv über das Wirtschaftsklima, und 73 Prozent halten den eigenen Arbeitsplatz für sicher. Außerdem sind fast zwei Drittel optimistisch in Bezug auf die eigene Karriere. Dafür ist die Work-Life-Balance in Deutschland nur mittelmäßig. Trotzdem sind fast sieben von zehn Expats mit ihrer 40-Stunden-Woche zufrieden.

Und auch wer es ruhig und friedlich mag, sei in Deutschland am richtigen Ort, so das Fazit der hier lebenden Expats. Weniger als ein Prozent der Befragten äußerten sich negativ über die persönliche Sicherheit oder die politische Stabilität hierzulande. Im internationalen Vergleich machten sich elf Prozent der Expats in ihrem Gastland Sorgen um ihre Sicherheit, 16 Prozent fürchteten um die politische Lage. Deutschland gehört jedoch trotz all der Lobhudelei nicht zu den beliebtesten Ländern - insgesamt belegt es Platz 16 von 64.

Gutes Wetter in Mexiko, große Liebe in Ecuador

Die beliebtesten Länder sind Ecuador, Mexiko, Malta, Singapur, Luxemburg, Neuseeland, Thailand, Panama, Kanada und Australien. Beispielsweise in Ecuador sind 94 Prozent der dortigen Expats mit ihrer Freizeitgestaltung zufrieden und 91 Prozent bewerten ihre Lebenshaltungskosten positiv. Ihre private finanzielle Situation bewerteten 80 Prozent der Expats in Ecuador als gut. Außerdem entpuppt sich das Land als Eldorado für rüstige Amerikaner: 56 Prozent der dort lebenden Expats kommen aus den USA, der Altersdurchschnitt beträgt 51,9 Jahre. 36 Prozent der befragten Ausländer in Ecuador sind Rentner. "Das Land scheint besonders diejenigen anzuziehen, die einen längeren Aufenthalt planen", heißt es in der Studie. 45 Prozent wollen demnach für immer in Ecuador bleiben.

Diese Dinge vermissen deutsche Geschäftsreisende im Ausland
Regus, ein Anbieter von flexiblen Arbeitsplätzen, hat 20.000 Führungskräfte rund um den Globus befragt, was Ihnen während ihrer beruflichen Reisen ins Ausland am meisten fehlt. Auch zur Reisebereitschaft wurden die Chefs befragt. Demnach sind 28 Prozent der deutschen Umfrageteilnehmer heute weniger bereit, für den Beruf zu reisen, als noch vor zehn Jahren. Bei 25 Prozent ist die Bereitschaft dagegen gestiegen. Spannend ist auch, dass 22 Prozent der Deutschen angaben, im Ausland nichts zu vermissen. Wonach die restlichen 78 Prozent in der Ferne Heimweh haben... Quelle: dpa
Ein ProzentMan soll es nicht glauben, aber ein Prozent der Befragten vermisst das deutsche Wetter. Je nach dem, wo die Befragten beruflich verortet sind, könnten sich hinter dem Schlagwort "Wetter" natürlich auhc Jahreszeiten verbergen. Quelle: dpa
Zwei ProzentZwei Prozent gaben an, im Ausland Medikamente zu vermissen, die es nur hierzulande gibt. Quelle: dpa
Drei ProzentShoppen scheint drei Prozent der Deutschen am Herzen zu liegen. Jedenfalls gaben drei Prozent der Manager an, bestimmte Geschäfte zu vermissen. Quelle: dpa
Fünf ProzentJeweils fünf Prozent gaben an, ihre Tee- oder Kaffeesorte beziehungsweise typisch deutsche Küche zu vermissen. International ist der Hunger auf Hausmannskost mit 25 Prozent deutlich höher. Quelle: Blumenbüro Holland/dpa/gms
Sechs ProzentSechs Prozent vermissen in der Ferne das gewohnte Fernsehprogramm aus der Heimat. Quelle: NDR
Zehn ProzentMehr noch als das Fernsehprogramm vermissen die deutschen Expats dagegen ihre Haustiere - und ihre Muttersprache. Jeweils zehn Prozent gaben an, beides in der Ferne zu vermissen. Auch bei anderen Nationen fehlt auf Dauer die eigene Sprache: Einer von weltweit fünf Umfrageteilnehmern (17 Prozent) würde lieber in seiner Muttersprache sprechen. Quelle: dpa

Global betrachtet ziehen es nur 25 Prozent der Expats in Erwägung, für immer an ihrem jetzigen Aufenthaltsort zu bleiben, weiß Zeeck. 21 Prozent seien noch unentschlossen, ob und wie lange sie bleiben werden, 19 Prozent bleiben zwischen einem und drei Jahren, 16 Prozent wollen mehr als fünf Jahre in der Fremde bleiben und 14 Prozent gehen nach einem Aufenthalt von drei bis fünf Jahren wieder. Nur fünf Prozent seien wegen kurzfristiger Projekte im Ausland und bleiben weniger als ein Jahr.

Wohlfühlfaktoren Liebe und Sonnenschein

Ein Faktor für zufriedene Expats, die lange bleiben, ist die Liebe. Und die Expats in Ecuador waren - unabhängig von der geplanten Dauer ihres Aufenthalts - mit ihrem Privat- und Liebesleben zufrieden. Und das, wobei gerade letzteres in der Fremde nicht einfach sei, wie Zeeck sagt. Die drei größten Probleme von Expats seien, dass sie ihre Freunde und Familie in der Heimat vermissen, die Sorge um ihre finanzielle Zukunft - Stichwort Altersvorsorge - und das Aufrechterhalten beziehungsweise Eingehen einer Beziehung.

Wer einen Partner hat, bevor er sich ins Ausland aufmacht, mache sich Gedanken, wie die Beziehung die Distanz überstehen soll. Kommt der Partner mit, habe er es häufig noch schwerer, sich einzuleben, als der eigentliche Auswanderer. Und wer im Ausland nach der großen Liebe sucht, hat häufig kulturelle oder Sprachschwierigkeiten, wie Zeeck erzählt.

Spannend: Die Deutschen, die ja sonst im Urlaub und der Heimat eher zum Nörgeln tendieren, sind nahezu wunschlos glücklich. Unter den im Ausland lebenden Bundesbürgern gaben 82 Prozent an, mit ihrem neuen Leben zufrieden zu sein, 28 Prozent wollen deshalb eventuell sogar dauerhaft im Gastland bleiben. Unter allen Nationaltäten in der Umfrage ist dies der größte Anteil. Sollte sich das Leben im Zielland wider Erwarten als Flop erweisen, können die deutschen Expats auf ihre nomadischen Verhaltensmuster zurückgreifen: 61 Prozent der im Ausland wohnhaften Deutschen haben bereits in mindestens zwei weiteren Ländern gelebt. Der weltweite Durchschnitt beträgt hingegen weniger als 50 Prozent.

Wo der Chef am meisten für den Auslandseinsatz zahlen muss
AuslandsentsendungenImmer mehr Unternehmen schicken ihre Mitarbeiter - von der Fachkraft bis zum Manager - ins Ausland. Mal für ein paar Wochen, mal für einige Jahr. „Die Globalisierung steht für viele Unternehmen ganz oben auf der Agenda und müssen deshalb ihre Mitarbeiter und Führungskräfte entsprechend darauf vorbereiten. Ein wichtiges Mittel dafür sind Entsendungen ins Ausland“, sagt Ilya Bonic, Senior Partner und Präsident des Bereichs Career bei der US-Beratung Mercer. Das Unternehmen erstellt jedes Jahr das sogenannte Cost-of-Living-Ranking der beliebtesten 209 Städte für Expats. Dafür vergleichen die Berater die Preise für mehr als 200 Produkte und Dienstleistungen, darunter Lebensmittel, Miete und öffentliche Verkehrsmittel. Das Ergebnis:Auslandsentsendungen sind in der Regel nicht billig. Besonders in Asien und der Schweiz müssen Expats einiges bezahlen. Quelle: dpa
Platz 10: Bern Quelle: REUTERS
Platz 9: New York City Quelle: AP
Shanghai Quelle: dpa
Genf (Schweiz) Quelle: REUTERS
Platz 6: Seoul Quelle: dpa
Singapur Quelle: AP

Mexiko auf Platz zwei erobert das Herz der Expats mit Land, Leuten und Leckereien: Mehr als vier von fünf Befragten haben sich leicht an die Kultur des Gastlandes gewöhnen können und über 90 Prozent schätzen die Freundlichkeit der mexikanischen Bevölkerung.

Auch das Wetter in dem südamerikanischen Land schneidet bei fast allen Zuzüglern gut ab. Und das spielt offenbar eine sehr wichtige Rolle, wenn es um das präferierte Zielland geht. Das bestätigt auch Torrico. Sie sagt: "Vor dem Umzug habe ich mir große Sorgen gemacht, nach dem Studium keine Arbeitsstelle zu finden, falls ich neben dem Abschluss nicht genügend Zeit finden würde, fließend Deutsch zu lernen. Auch das Wetter in Deutschland war mir nicht geheuer – ich war mir nicht sicher, ob ich mit dem kalten Winter und dem Schnee klarkommen würde."

Besonders bei den Briten fällt gutes Wetter ins Gewicht, wenn es um die Wahl des Ziellandes geht. Für 50 Prozent der Menschen aus dem Vereinigten Königreich gehe es beim Auswandern auch um eine Erhöhung der Sonnenstunden.

"Wir fragen, worüber sich die Menschen Gedanken machen, bevor sie ins Ausland gehen", sagt Zeeck. Das Klima ist einer der vier Faktoren, die am häufigsten genannt werden. Außerdem denken die Auswanderer über Sprachbarrieren, Lebenshaltungskosten und den Arbeitsmarkt im Zielland nach. Die Entscheidung für ein Land werde zwar letztlich nicht nur vom Wetter abhängig gemacht, doch für das allgemeine Wohlbefinden spiele es schon eine Rolle, so Zeeck.

Brummelige Deutsche, schwierige Sprache

Wenig überraschend schneidet Deutschland in punkto Wetter eher schlecht ab. 37 Prozent der hier lebenden Ausländer verhagelt das deutsche Wetter die Laune. Global betrachtet sind nur 22 Prozent unzufrieden mit den Witterungsbedingungen in ihrem Gastland. Weitere Probleme bereiten den Expats die schwer zu lernende Sprache und die eher brummeligen Deutschen: Den in Deutschland lebenden Ausländern fällt die Eingewöhnung entsprechend schwer.

Mehr als 50 Prozent der Befragten zufolge ist es alles andere als einfach, mit den Deutschen Freundschaft zu schließen. So sagt auch Torrico, dass es ihr zunächst sehr schwer gefallen sei, hier Fuß zu fassen. "Nicht nur, weil ich kein Deutsch konnte, sondern auch, weil die Deutschen viel distanzierter sind als die Menschen in meiner Heimat: Neue Bekanntschaften werden grundsätzlich gesiezt und Umarmungen sind hierzulande nicht üblich." Aber auch da gibt es regionale Unterschiede, wie sie erlebt hat: "Seitdem ich aus dem Norden Deutschlands nach München gezogen bin, fällt mir der Umgang mit den Einheimischen viel leichter."

Trotzdem beschreibt nur einer von neun Umfrageteilnehmern seine neuen Nachbarn als sehr freundlich gegenüber ausländischen Mitbürgern, nur zwölf Prozent halten die Deutschen im Allgemeinen für sehr freundlich. In der entsprechenden Kategorie belegt Deutschland auf Platz 54 von insgesamt 64 Ländern.

Das sind die besten Länder für Expats und Auswanderer
Deutschland Reichstag Quelle: dapd
bahrain Quelle: AP
Platz 8: Schweden Quelle: gms
Platz 7: Österreich Quelle: obs
Platz 6: Norwegen Quelle: gms
Platz 5: Schweiz Quelle: dpa
Platz 4: Tschechien Quelle: dpa

Ganz anders sei die Situation in Lateinamerika oder in Südeuropa, weiß Zeeck. Entsprechend liegt auch Malta nicht nur wegen des guten Wetters in der Gunst der Auswanderer weit vorn. 73 Prozent hatten keine Probleme dabei, neue Freunde zu finden, 77Prozent gaben an, sich schnell zuhause gefühlt zu haben. Laut der InterNations Umfrage ist Malta außerdem das beste Zielland in Punkto Arbeitszufriedenheit: Die allgemeine Zufriedenheit mit dem Job ist hoch und mehr als zwei Drittel der Studienteilnehmer sind glücklich mit Karrierechancen, Arbeitszeit und dem Verhältnis von Freizeit und Beruf. Auch dass eine der Amtssprachen der ehemaligen britischen Kolonie Englisch ist, macht Malta zu einem beliebten Ziel für Auswanderer. Besonders beliebt ist die Insel entsprechend bei Briten und Amerikanern.

Die neuen Einwohner Maltas müssen allerdings Gehaltseinbußen hinnehmen: 46 Prozent gaben an, dass sie vor Ort weniger verdienen, als in der Heimat. Entsprechend belegt die Mittelmeerinsel auch nur Platz 42 in der Unterkategorie "Persönliche Finanzsituation".

Asien bietet Frauen bessere Karrierechancen

Ganz am Ende der Liste stehen Kuwait (Platz 64), Griechenland (Platz 63) und Nigeria (Platz 62). Nirgendwo könne man schwerer heimisch werden als in Kuwait, so die einhellige Meinung der Expats. 53 Prozent bemängeln die geringe Freundlichkeit und Offenheit der Einheimischen und auch die allgemeine Lebensqualität lasse stark zu wünschen übrig. In Griechenland seien die Menschen dagegen sehr freundlich und Fremden gegenüber aufgeschlossen, wie 76 Prozent sagen. 71 Prozent hätten sich schnell heimisch gefühlt. Doch was Arbeitszufriedenheit, Jobsicherheit, Work-Life-Balance und die persönliche finanzielle Situation angeht, sei das Leben in Griechenland eine Katastrophe.

Unterscheidet man die Präferenzen der Geschlechter, liegen asiatische und arabische Länder bei den Frauen weit oben auf der Wunschliste, wie Zeeck sagt. Thailand beispielsweise liege bei den Frauen auf Platz drei, bei den Männern dagegen nur auf Platz 13. Noch deutlicher sei der Unterschied bei der chinesischen Sonderwirtschaftszone Hongkong. Unter den Top-Ländern in punkto Karrierezufriedenheit liegt die Stadt bei den Frauen auf Platz eins, bei den Männern auf Rang 35. "Woran genau das liegt, ist schwer zu sagen, da sich der Ländervergleich auf viele verschiedene Faktoren bezieht. Bei einigen dieser Länder, wie zum Beispiel Oman und ganz besonders Hongkong, fällt aber besonders die bessere Bewertung des Arbeitslebens auf. Das könnte daran liegen, dass es in solchen Ländern einfacher für Frauen ist, einen Job zu finden", mutmaßt Zeeck.

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