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Ausbilder schätzen Lehrlinge falsch ein

Und genau das ist der ausschlaggebende Punkt für die Wahl eines Ausbildungsberufes bei den Jugendlichen: 62,9 Prozent wollen, dass ihr künftiger Beruf zu den eigenen Fähigkeiten passt. Dass das den Jugendlichen wichtig ist, hätten übrigens nur 50 Prozent der Ausbilder erwartet.

Die Karriere spielt als Argument für die Attraktivität eines Ausbildungsunternehmens dagegen nur eine untergeordnete Rolle. Viel wichtiger ist die Zukunftsträchtigkeit des Jobs, sagen 62,8 Prozent der Lehrlinge. Wer seine Lehrlinge übernimmt, findet also leichter Nachwuchs als ein Betrieb, bei dem mit dem Gesellenbrief erstmal die Arbeitslosigkeit kommt. Auch hier haben die Ausbildungsleiter die Jugendlichen anders eingeschätzt.

Dass sie in einem Beruf besonders gut verdienen können, kommt erst deutlich später auf der Liste. Wer Azubis für sich gewinnen will, muss also zunächst in einem Berufsfeld tätig sein, was den Neigungen und Fähigkeiten der Bewerber entspricht. Das lässt sich über besagte Checkliste bei jeder Infoveranstaltung überprüfen. Bietet der Beruf an sich dann auch noch eine Zukunftsperspektive, können Unternehmen daran gehen, für den eigenen Betrieb die Werbetrommel zu rühren. Und auch hier gilt: Wisse, was die Kandidaten wollen.

So viel verdienen Auszubildende in den einzelnen Branchen pro Monat

Salopp gesagt: Wer als größter Halsabschneider in der Stadt gilt und nur minderwertige Qualität fertigt, tut sich bei der Lehrlingssuche schwerer als die freundliche Fahrradwerkstatt, deren Angestellte beim Stadtfest jedes Jahr die Würstchen grillen. Denn 22,6 Prozent der Azubis legen großen Wert darauf, dass ihre Branche beziehungsweise ihr Unternehmen einen guten Ruf hat. Auch die Produkte beziehungsweise Dienstleistungen des Lehrbetriebes sind ein wichtiger Faktor bei der Wahl des Unternehmens. Nachhaltig und fair zieht eher als protzig und teuer.

Ein bekannter Name ist dagegen für viele nicht so wichtig. Bekanntheit zieht natürlich auch bei den Jugendlichen, aber innerhalb der eigenen Stadtgrenzen bekannt zu sein genügt vielen völlig. Nicht nur Daimler, auch Pusemuckl & Söhne kann angehende Kraftfahrzeugmechatroniker bekommen, wenn das Unternehmen zum Beispiel gute Zusatzleistungen bietet und die Arbeitsausstattung modern ist. Des Weiteren ist es den Lehrlingen wichtig, dass sie während ihrer Ausbildung gut betreut werden und nicht nur die Werkshalle fegen, sondern tatsächlich fachliches Know How erwerben.

3. Faire Bezahlung

Auch wenn das Gehalt auf der Prioritätenliste der Jugendlichen erst sehr spät kommt, fair sollte es schon sein. Dass die Ausbildungsvergütung in der Regel nicht für eine eigene Bleibe reicht und der Lehrling bei seinen Eltern wohnt und mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt, ist zwar ein Grund, warum die Mehrheit nach einem Ausbildungsplatz in Wohnortnähe sucht, ein Grund für unterdurchschnittliche Bezahlung sollte es allerdings nicht sein.

Während Azubis im Bauhauptgewerbe – Tarif sei Dank – mitunter mehr als 1500 Euro brutto im Monat verdienen, knackt ein angehender Gebäudereiniger in Sachsen-Anhalt nur mit Ach und Weh die 300 Euro-Marke.

Dass da der Nachwuchs knapp wird, ist nachvollziehbar. Wer einen Knochenjob machen soll, erwartet dafür wenigstens ordentliches Geld oder vergleichbare Annehmlichkeiten vom Ausbildungsbetrieb. Auch hier kann das einzelne Unternehmen natürlich nur bedingt etwas tun. Der kleine Friseurladen in der Oberlausitz oder in Essen Altenessen zahlt dem Lehrmädchen im ersten Ausbildungsjahr sicher keine 1800 Euro brutto, damit sie bleibt.

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