Beruf Wie man mit Niederlagen umgeht

Nach einer Niederlage sollte man zunächst zwei oder drei Tage abschalten. Und dann zur Fehleranalyse übergehen. Das kann man lernen, sagt die Trainerin und Beraterin Anja Gräfin von Kanitz.

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WirtschaftsWoche Online: Der FC Bayern München hat am Samstag im Champions-League Finale gegen FC Chelsea eine bittere Niederlage im Elfmeter-Spielen hinnehmen müssen. Was würden sie den Bayern Spielern jetzt raten?

Anja Gräfin von Kanitz: Man sollte den Schmerz erst einmal in seinem engsten Kreis verarbeiten. Sowohl emotional als auch körperlich ist das in dieser Phase des Schmerzes ungeheuerlich wichtig. Es hat ja ungeheuer eingeschlagen bei den Bayern. Als Schweinsteiger sich nach dem Pfostenschuss das Trikot über den Kopf gezogen  hat, da sah man wie stark die Enttäuschung und die Scham geschmerzt haben. In dieser Phase, macht es keinen Sinn an die Öffentlichkeit zu treten und irgendwelche Statements zu geben.

Was ist wichtiger: Loslassen oder Fehleranalyse?

Zwei oder drei Tage mit der Familie oder vertrauten Freunden verbringen ist für die emotionale Aufarbeitung in Ordnung. Wenn diese vorbei ist, dann heißt es: Kopf einschalten, Fehleranalyse beginnen. Was hätte ich anders machen können? Was war mein Anteil? Was war fremder Anteil? Das ist sehr wichtig, denn nur so kann man sich auch von dem Geschehen lösen. Sonst läuft man Gefahr, dass da bei einigen ein Trauma hängen bleibt.

Kann man sich überhaupt auf solche Niederlagen vorbereiten?

Nein, nicht im Vorfeld eines Spiels. Das schwächt einen psychisch. Aber gerade im Sport kann man lernen, wie man aus Niederlagen gestärkt hervorgeht. Vor allem muss man trainieren, Niederlagen auf eine reife Art und Weise zu begegnen. Man sieht ja häufig im öffentlichen Raum, dass es sehr unreife Verarbeitungsmuster gibt, mit Fehlern umzugehen.

Zum Beispiel?

Fehler zu leugnen, und so zu tun, als ob alle anderen verrückt wären. Der ehemalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hat das lange durchgehalten. Ein weiterer Fehler ist es, dass man trotzig und aggressiv wirkt und die Schuld bei anderen sucht. Auch bei Managern kommt das nicht gut:  bei Erfolgen stellen sie sich ins Rampenlicht, bei Misserfolgen schicken sie ihre Mitarbeiter vor. Als Verantwortungsträger muss man lernen, so ein Geschehen nüchtern aufzuarbeiten und zu dem zu stehen, was man gemacht oder unterlassen hat.  Allerdings hat nicht jede Niederlage mit Schuld zu tun. Manchmal sind auch einfach unglückliche Umstände oder Pech im Spiel. Der Bayerntrainer Jupp Heynckes ist sicherlich nicht schuld daran, dass Schweinsteiger gegen den Pfosten geschossen hat.

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