
Zu Elke Fink kommen Menschen, die auf der Suche sind. Meist sitzen ihr Jugendliche gegenüber, die gerade die Realschule oder das Gymnasium abgeschlossen haben. Die Fragen sind immer gleich, die Antworten unterschiedlich: Den einen rät Fink zur Ausbildung, den anderen zum Studium. Damit sich ihre Besucher nicht allzu große Sorgen machen, sagt sie gleich zu Beginn: „Wir planen hier nicht bis zur Rente.“
Elke Fink – kurze, orangefarbene Haare, türkisfarbene Brille – ist Berufsberaterin bei der Bundesagentur für Arbeit in Essen. Ich sitze in ihrem Büro am Berliner Platz und möchte herausfinden, welche Beschäftigung die richtige für mich ist.
Zuerst nimmt Fink Bleistift und Zettel in die Hand. Dann fragt sie nach meinen Wünschen, Hobbys, Lieblingsfächern in der Schule. Auf einem Bogen kreuzt sie an, welche Tätigkeiten und Branchen für mich infrage kommen. Auf einem anderen Blatt notiert sie, welche Fähigkeiten ich für bestimmte Berufe brauche, Fremdsprachen- oder Computerkenntnisse, Sorgfalt und Selbstständigkeit. Eine halbe Stunde später rät Frau Fink: Ich soll IT-Systemkauffrau werden.





Zu jung für eine Entscheidung
Aber soll ich das wirklich? Frau Fink hat gut reden. Ich plane nicht bis zur Rente, aber entscheiden muss ich mich ja doch. Und wenn ich eine Option wähle, fallen alle anderen erst einmal weg. Als Kleinkind war die Antwort auf die große Frage „Was will ich später mal werden?“ noch einfach: was Mama und Papa machen. Oder Fußballspieler, Flugbegleiterin, Feuerwehrmann.
Aber heute? Die Welt erscheint als Horizont von Möglichkeiten – und für eine davon muss man sich entscheiden. Aber wo viel Freiheit ist, da herrscht auch viel Unsicherheit. Die Chancen sind unzählig und die Ansprüche unendlich: Der Beruf soll seelische Erfüllung bieten, finanziell Freude machen und ein intellektuelles Vergnügen sein.
In Deutschland gibt es derzeit etwa 19.000 Studiengänge und 450 Ausbildungsberufe. Da dürfte es selbst Berufsberatern schwerfallen, den Überblick zu behalten. Können die mir Orientierung bieten? Und wenn ja: Welcher Experte kann mir wirklich helfen? Bin ich bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) am besten aufgehoben, in der Studien- und Karriereberatung von Hochschulen – oder bei privaten Karrierecoaches?
Drei Besuche, drei Versuche.
So finden Sie den perfekten Job
Elke Fink stellt Fragen, um mich in ein Gespräch zu ziehen. Welche Leistungskurse hatte ich in der Schule? Was mache ich in meiner Freizeit gerne? Schnell entdeckt sie meine Neigungen und Fähigkeiten, zum Beispiel ein Interesse an moderner Technik und Robotik. Sie will auch wissen, welche Berufe für mich überhaupt nicht infrage kommen. Klar, wer Arzt ausschließt, dem empfiehlt sie keine Ausbildung zum Rettungssanitäter.
Wie bei der Wahrsagerin
Nach ein paar Fragen wagt Fink das erste Resümee: „Sie arbeiten gern eigenverantwortlich, und Ihnen ist der Kontakt zu Kunden und anderen Menschen sehr wichtig.“ Klingt nach dem allgemeinen Befund einer Wahrsagerin, ist aber immerhin nicht ganz falsch.
Also weiter. Frau Fink will die Person verstehen, die vor ihr sitzt, leitet von den Interessen zu den Fähigkeiten über. „Arbeiten Sie gern körperlich?“ Ich antworte: „Das könnte ich mir schon vorstellen.“ Sie setzt ein Kreuzchen. Bei der Frage, ob ich gern gestalterisch arbeite, muss ich grübeln. Texte schreiben – ja. Aber ein Bild malen? Eher weniger. Sie setzt ihr Kreuzchen bei „vielleicht“.
Dann zeigt sie mir die Website der Arbeitsagentur und erklärt Schritt für Schritt, wie ich mich über die Details einer Beschäftigung informiere, über deren Anforderungen und Alltag. Im Bereich der IT- und Computerjobs möchte Fink das „Berufe.TV“ der Bundesagentur demonstrieren. Dort klickt sie einen Beruf an: IT-Systemkauffrau. Zum Schluss gibt Fink mir noch eine Hausaufgabe mit. Ich solle mich über andere Ausbildungsberufe in der Branche informieren – auf der Internetseite der Arbeitsagentur.