




Man arbeitet, man wird bezahlt – so funktioniert das Berufsleben normalerweise. Wohl nicht im sauerländischen Menden: Hier erhielt ein Mitarbeiter der Stadt nach eigenen Angaben 14 Jahre lang fürs Nichtstun Bezüge von insgesamt 745.000 Euro. Erst gegen Ende seines lauen Berufslebens machte der Angestellte im Baufachbereich der Stadt selbst auf den Missstand aufmerksam. Anlässlich seines Ausstands wandte er sich der Tageszeitung „Die Welt“ zufolge in einer Abschiedsmail an seine Kollegen.
Ihm seien systematisch alle Aufgaben entzogen worden, schrieb er. Zu diesem Zweck habe die Stadt Parallelstrukturen und sogar eine neue Stelle geschaffen. „Seit 1998 war ich nur anwesend, aber nicht da“, zitiert ihn das Blatt. „So gehe ich also bestens vorbereitet in den Ruhestand.“
Verhaltener Triumph
Der Mendener Bürgermeister Volker Fleige zeigte sich empört und bezeichnete das Verhalten des ehemaligen Mitarbeiters als „charakterlich sehr bedenklich“. Offenbar hielt der Mann es trotz seines Frustes nicht für nötig, das Thema vor seinem Ruhestand anzusprechen. Vielmehr wies er in seinem Schreiben darauf hin, dass er die Freiräume selbstverständlich gut genutzt habe.
Der Mitarbeiter habe sich weder an seine Vorgesetzten gewendet und die Missstände angesprochen noch an den Personalrat, heißt es in der Lokalzeitung „Westfalen-Post“. Dennoch wird der fragwürdige Abschiedsgruß wohl ohne Konsequenzen bleiben. „Trotz aller Dreistigkeit darf der Mitarbeiter das über die Jahre geflossene Entgelt behalten“, sagt Henning Timm, Fachanwalt für Arbeitsrecht bei der Kanzlei Rölfs Partner in München. Die 745.000 gezahlten Euro könnten nicht zurück verlangt werden.
Dass sich ein neuer Angestellter auf dem Posten langweilt ist übrigens auch unwahrscheinlich. Bei der Stadt Menden herrscht momentan ein Einstellungsstopp für Wiederbesetzungen.