Millionen Arbeitnehmer pendeln in Deutschland täglich zur Arbeit. 68 Prozent davon benutzen das Auto, wie aus dem aktuellen Mikrozensus des statistischen Bundesamtes hervorgeht, der alle vier Jahre veröffentlicht wird. In den vergangenen 17 Jahren hat sich bei der Wahl des Fortbewegungsmittels also nicht viel getan: Im Jahr 2000 nahmen 67 Prozent der Deutschen das Auto, um zur Arbeit zu kommen. Allerdings ist die Zahl der Berufstätigen zwischen 2004 und 2012 um rund elf Prozent gestiegen.
Nur 14 Prozent nutzen öffentliche Verkehrsmittel
Nur 14 Prozent der Deutschen fahren mit Bus und Bahn, um zur Arbeit zu kommen. Damit bleiben öffentliche Verkehrsmittel hinter dem Auto das zweitwichtigste Verkehrsmittel. Danach kommt das Fahrrad, das von neun Prozent der Berufstätigen genutzt wird. Nur etwa acht Prozent der Erwerbstätigen gehen zu Fuß zur Arbeit.
Die Erwerbstätigen wurden im Rahmen der Pendlererhebung auch nach ihrem täglichen Zeitaufwand für den Weg zur Arbeit gefragt. Dieser betrug beim Großteil der Erwerbstätigen weniger als 30 Minuten (70 Prozent). 22 Prozent der Pendler brauchten zwischen 30 und 60 Minuten. Und ungefähr fünf Prozent benötigten sogar eine Stunde und länger für den Weg zur Arbeitsstätte. Pendler, die mindestens 60 Minuten für Hin- und Rückweg unterwegs sind, werden als Fernpendler bezeichnet. Die Mehrheit der Fernpendler wohnt im Schnitt 55 Kilometer vom Arbeitsort entfernt. Über die Hälfte von ihnen bewältigt diese Strecke mit dem Auto - jeden Tag. Etwa 43 Prozent nutzen die öffentlichen Verkehrsmittel.
Gründe dafür, die weite Distanz für den Job in Kauf zu nehmen, kann es viele geben: Viele Arbeitnehmer wollen für einen neuen, eventuell befristeten Job nicht ihr soziales Umfeld wechseln, oder ihrem Partner zuliebe an ihrem alten Wohnort bleiben. Aber auch finanzielle Aspekte, etwa durch günstigere Mietpreise in ländlicher Umgebung, sind ein Grund. Andererseits gibt aber auch Arbeitnehmer, die gerne pendeln, um eine räumliche Distanz zwischen ihrem Arbeitsplatz und ihrem Privatleben aufzubauen.
Pendeln kann krank machen
Aber auch, wenn man sich bewusst dafür entscheidet zu pendeln, können die langen Autofahrten zur Arbeit körperliche Folgen haben. "Nacken-, Schulter- und Rückenschmerzen, Müdigkeit, Gelenk- und Gliederschmerzen und Kopfschmerzen sind häufige Beschwerden", sagt Arzt Steffen Häfner, der sich mit Verkehrsmedizin beschäftigt. Zu den Schmerzen kommt häufig noch Schlafmangel. Besonders Frauen geben als Folge von zu vielem Pendeln auch geringere Arbeitszufriedenheit und familiäre Probleme an.
Steuertipps für Pendler
Tagespendler können für jeden Kilometer der einfachen Strecke ihres Arbeitswegs 30 Cent absetzen. Wer 50 Kilometer von seinem Job entfernt lebt und 200 Tage im Jahr arbeitet, kann für 10 000 Kilometer 3000 Euro Werbungskosten geltend machen. Bei einem Spitzensteuersatz von 35 Prozent spart man 1050 Euro. Wer mehr als 4500 Euro geltend macht, muss dem Amt meist Tankbelege, Reparaturrechnungen oder TÜV-Berichte vorlegen, sagt der Hamburger Steuerberater Jörg Lemmermann.
Bis 31. Dezember 2013 gilt: Wer in einer anderen Stadt arbeitet und deshalb eine Zweitwohnung hat, darf Mietkosten für bis zu 60 Quadratmeter von der Steuer absetzen. Ab 2014 können für eine Zweitwohnung bis zu 1000 Euro Kosten geltend gemacht werden. In den ersten drei Monaten können Wochenendpendler auch Kosten für Lebensmittel absetzen, außerdem Aufwendungen für Möbel, Bettwäsche, Maklergebühren und eine Heimfahrt pro Woche.
Doch der lange Arbeitsweg hat nicht nur einen Einfluss auf die eigenen Psyche: Das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung fand heraus, dass das Pendeln von Vätern auch negative Einflüsse auf das Verhalten von Kindern haben kann. Kinder, deren Väter über eine lange Distanz pendeln, tendieren dazu, mehr emotionale und soziale Probleme zu haben. So kann eine tägliche Pendeldistanz des Vaters von 40 oder mehr Kilometern zu einer schlechteren prosozialen Verhaltensweise der Kinder führen. Wenn der Vater täglich mehr als 60 Kilometer pro Strecke pendelt, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass das Kind Probleme mit Gleichaltrigen hat.
Umziehen oder Jobwechsel ist nicht immer möglich
Der einfachste Weg, die Probleme aus dem Weg zu räumen, ist natürlich ein Wechsel des Wohnorts oder des Arbeitsplatzes. Doch das ist für viele Berufspendler einfach nicht möglich. Wie schützt man sich trotz der langen Fahrten vor Stress? "Ich rate, sich zeitig auf den Weg zu machen, damit kein zusätzlicher Stress durch Zeitdruck entsteht", sagt Häfner.
So wird Pendeln erträglicher
Regeln Sie den Umgang mit Verspätungen, fragen Sie nach Heimarbeit und Gleitzeit.
Klären Sie familiäre Probleme am Feierabend. Genießen Sie das Wochenende.
Nicht am Wochenende nachholen, was unter der Woche wegen des Pendelns liegen geblieben ist. Erholen Sie sich lieber.
Schalten Sie ab – vor allem Laptop und Smartphone. Hören Sie Musik.
Wenn man mit dem Auto fährt, sollte man Zeit einplanen, für die Suche nach einem Parkplatz oder für einen möglichen Stau. Außerdem können Hörspiele oder Musik die Fahrt verkürzen. Um den Stress zu reduzieren macht es aber auch Sinn, sich um flexible Arbeitszeiten oder ein Tag in der Woche im Home-Office zu bemühen.
Für Bahnfahrer, die länger unterwegs sind, ist es wichtig, während der langen Fahrt eine Beschäftigung zu haben, zum Beispiel lesen, lernen oder arbeiten. "Fahrzeit wird als angenehmer erlebt, wenn man ihr einen Sinn geben kann", sagt Häfner. Das wichtigste ist, dass man das Gefühl hat, dass die Fahrt keine Verschwendung ist.