Bilanz nach einem Jahr Tina Müller – mutig, mächtig, medienwirksam

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Langfriststrategie auf dem Prüfstand

„Die Imagekampagne war nötig“, antwortet Müller dem Verkäufer. „Jetzt konzentrieren wir uns auf die neuen Modelle.“ Das wollten er und seine Kollegen hören, hatte ein anderer doch zuvor beklagt, dass Opel mit dem Cascada zwar ein super Cabrio anbiete, aber niemand es kenne. Auch für das Elektroauto Ampera fand keine Werbung statt – das Modell wurde zum Ladenhüter.

Doch bis wieder Produktwerbung im großen Stil anläuft, dürften noch Monate vergehen. „Der neue Corsa wird der Stresstest für ,Umparken im Kopf‘“, sagt Müller zu dem im Winter erscheinenden Auto. „Dann wird sich zeigen, ob unsere Imageoffensive gefruchtet hat.“ Oder, ob die dick aufgetragene Markenpolitur bis dahin matt geworden ist: Nach einer Auswertung der Kommunikationsberatung Faktenkontor sind die Nennungen von Opel im Internet – nach einem kurzzeitigen Hoch im März – schon wieder auf Vor-Kampagnen-Niveau gefallen.

Diese Modelle entscheiden über Opels Zukunft
Opel Adam Quelle: dpa
Opel Mokka Quelle: dpa
Opel Monza Quelle: GM Company
Opel Cascada Quelle: dpa
Opel Insignia Quelle: dpa-tmn
Opel Zafira Quelle: Blumenbüro Holland/dpa/gms

Kurzfristig Aufmerksamkeit erregen kann Müller also. Nun muss sie beweisen, dass auch ihre Langfriststrategie aufgeht.

Immerhin scheint sie ein ganzheitliches Konzept zu verfolgen. „In meinem zweiten Jahr wird es unter anderem darum gehen, die Autohäuser an das hochwertigere Bild von der Marke anzupassen“, sagt sie.

Denn der Flagship-Store in Tempelhof ist eine löbliche Ausnahme. Die meisten Autohäuser mit ihren gräulichen Fassaden und kargen Innenräumen haben wenig mit einer Marke zu tun, für die Claudia Schiffer in europäischen Spots auftritt.

Ohne sie läuft nichts

Die Autohäuser sollen in Zukunft eine Fassade in modernem Anthrazit tragen, die ehemaligen Chevroletflächen sollen zu sogenannten Adam Stores umgebaut werden – also Verkaufsflächen eigens für den kleinen Stadtflitzer. Die Entwürfe dafür landen auf Müllers Schreibtisch. Vertriebsvorstand Peter-Christian Küspert ist involviert, sie gibt die Gestaltung der Außenauftritte aber frei. Doch die Managerin nickt nicht einfach ab. „Vor allem bei den Adam Stores habe ich einige Ideen eingebracht.“ Besonders wichtig waren ihr große Bildschirme für den Konfigurator.

Sie nimmt Dinge gerne selbst in die Hand, für manche in übertriebenem Maße. Insider erzählen, sie habe die Manager um sich herum entmachtet. Die meisten Entscheidungen, die ihre Vorgänger delegiert hätten, wanderten nun über ihren Tisch. Ohne die Zustimmung der Chefin läuft nichts.

Auf ihr Geheiß hingegen vieles. Nur ein paar Tage hat es gedauert, bis der Adam-Konfigurator wieder besser funktionierte.

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