Und natürlich hat viel Sitzen einen erheblichen Einfluss auf das Gewicht. Schon wenige Stunden Sitzen reichen aus, um in den Blutgefäßen die Ausschüttung von Lipoproteinlipase (LPL) einzuschränken. Dies ist ein Enzym, das zur Fettverdauung benötigt wird. Ein Mangel führt zu höheren Blutfettwerten – und dauerhaft zu Übergewicht mit den entsprechenden Gesundheitsfolgen.
Im Sitzen ist außerdem die Durchblutung eingeschränkt. Dadurch steigt das Risiko, an Herz-Kreislauf-Problemen zu erkranken. Außerdem wird die Zirkulation in den Beinen erschwert, das Thrombose-Risiko steigt. Die Folgen sind nicht nur für die Gesundheit schwerwiegend, sie kosten auch das Gesundheitssystem und die Unternehmen viel Geld. Nicht wenige Arbeitnehmer fallen aufgrund eines Bandscheibenvorfalls durch zu viel Sitzen für Wochen und Monate im Job aus, manche werden sogar berufsunfähig.
Nicht zuletzt hat zu viel Sitzen sogar Auswirkungen auf die Psyche: In einer Studie aus Spanien zeigten diejenigen, die mehr als 42 Stunden pro Woche im Sitzen verbrachten, ein um 31 Prozent erhöhtes Risiko für psychische Erkrankungen. Denn die fehlende Bewegung macht müde, auch werden Stresshormone nicht abgebaut. Schließlich stellt sich der Körper bei Stress auf Bewegung ein. Bleibt diese aus, kann der Körper die Stresshormone ab einem bestimmten Level nicht mehr gut kompensieren. Psychische Erkrankungen sind dann wahrscheinlich.
Ein Bewusstseinswandel setzt nur langsam ein. Ergonomieberatungen, betriebliches Gesundheitsmanagement oder Bewegungsförderung durch Betriebssport und entsprechende Fitnessprogramme gibt es nur in wenigen Unternehmen.
Dieser Artikel ist zuerst auf zeit.de erschienen.