Butler-Akademie Die Schule der Untertanen

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Bis zu 200.000 Euro Jahresgehalt

Ihre endgültige Bilanz erfahren die Schüler erst am Abschlusstag. Nur die besten Absolventen bekommen ein Angebot der attraktivsten Arbeitgeber, sie arbeiten dann bei den reichsten Familien der Welt. Je nach Einsatzort können die Butler bis zu 200.000 Euro im Jahr verdienen. An Königshöfen wird tendenziell schlechter bezahlt, dafür gibt es viel Prestige.

Valentin Gradescu hat sich bewusst gegen die Karriere als Privatbutler entschieden. Einmal habe ihn ein Schiffsgast aus Südafrika gebeten, mit ihm zu kommen und für die Familie zu arbeiten. Er lehnte ab. „Mein Sohn ist acht Jahre alt. Als Bordbutler habe ich einen Zeitplan und regelmäßig einige Tage frei. Dann kann ich zu meiner Familie nach Bukarest fahren“, sagt der Rumäne. Wer Teil einer fremden Familie ist, kann kaum ein eigenes Leben führen. Ein Grund, weshalb auch Florian Lange nach dem Abschluss ungern in einem Privathaushalt arbeiten möchte. Sein Traumarbeitsplatz sei in einer Botschaft oder einem Hotel.

Tischdecken wird zur Prüfung

Es herrscht Hektik im Bankettsaal der Butlerschule, die Schüler eilen um den Tisch. Zwei Männer platzieren Vasen und Kristallsteine auf der hellen Tischdecke, zwei weitere stellen mit weißen Handschuhen Unterteller, Suppenteller und Brotteller an jeden Platz. Zwei Frauen rücken behutsam die Reihe der Porzellantassen zurecht, sodass alle Henkel im gleichen Winkel auf dem Tisch stehen. Das Gewusel ist minutiös choreografiert, denn die späteren Arbeitgeber erwarten akkuraten Service. Deshalb werden die angehenden Butler rund um die Uhr in der Praxis geprüft: Neben den Unterrichtseinheiten müssen sie die Familie des Schulleiters bedienen. Sie haben meist nur wenige Minuten Zeit, um beispielsweise die Tafel für das Mittagessen so vorzubereiten, wie bei den meisten nicht einmal an Weihnachten gedeckt wird.

Tischgedecke, Butler Quelle: David Klammer für WirtschaftsWoche

Mit hölzernem Zollstock geht ein junger Mann um den Tisch herum. Hinter jedem Stuhl bleibt er kurz stehen, beugt sich über das Gedeck und kontrolliert den Abstand des Messers zum Teller. „Es gibt keinen Standardwert, es ist nur wichtig, dass alle gleich sind“, sagt Lange. Jemand ruft die Uhrzeit durch den Saal: Noch drei Minuten bis halb eins. Am Tisch rücken jetzt nur noch zwei Studenten letzte Bestecke zurecht, dann stellen auch sie sich in die Reihe der Mitschüler.

Schlagartig wird es ruhig, erst jetzt ist im Hintergrund leise Klaviermusik zu hören. Minutenlang. Dann schlägt der Holzstock auf das dunkle Parkett, dreimal. Schulleiter Robert Wennekes und seine Frau betreten den Raum und schreiten zur Tafel. Am Tischende wartet bereits ein Diener, der ihnen den Stuhl akkurat unter das Gesäß schiebt, den Oberkörper vorbeugt, die linke Hand auf den Rücken gelegt, und mit der rechten Tee einschenkt.

Heute scheint der Schulleiter gut gelaunt. An anderen Tagen brüllt er die Studenten an oder wirft etwas vom Tisch. Der strenge und launische Umgang hat Prinzip. Dadurch sollen die Studenten lernen, die Contenance zu bewahren. Dieses Ziel hatte auch Ausbildungsleiter Greveling, wie er später verrät. Wer den Laptop am Vorabend im Kaminzimmer vergaß, war ihm unwichtiger, als den Schülern ihre Rolle klarzumachen: den Status als Untertan. Permanent im Hintergrund bleiben, Macht akzeptieren – auch das gehört zum Job.

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